Schermbeck. Unter strengen Hygienemaßnahmen fanden nach mehreren Wochen in der St.-Ludgerus-Gemeinde jetzt erstmals wieder Gottesdienste mit Besuchern statt.
Schon die Aufschrift „Nicht mit der Hand aufdrücken“ am Seiteneingang der St.-Ludgerus -Kirche in Schermbeck signalisierte am Sonntagmorgen, dass nichts so war, wie früher. Ein paar Schritte weiter fand sich auf dem Boden die Aufschrift „Bitte Abstand halten“ und der Hinweis auf mindestens eineinhalb Meter. Und mit Desinfektions-Sprühflaschen empfingen die Pastoralreferentin von St. Ludgerus, Birgit Gerhards, und zwei weitere Gemeindemitglieder die Kirchenbesucher.
„Das ist schon sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man reinkommt“, meinte Gottesdienstbesucherin Almuth Borgmann. „Die Situation ist schon absurd“, sagte sie, fand es aber „schon wichtig, nach so langer Zeit zum Gottesdienst zu kommen.“ Am Eingang erhielten die Besucher auch einen Zettel mit Verhaltenshinweisen – von der Händedesinfektion über das Nebeneinandersitzen von direkten Familienangehörigen nur zu zweit, der Markierung der Plätze mit Klebepunkten, den Gehwegen bei der Kommunion bis hin bis zum einmaligen Singen bei „Maria breit den Mantel aus“ zum Schluss.
„Wir singen nur eine Strophe, weil natürlich beim Singen die Aerosole in die Luft gehen“, erläuterte Pfarrer Klaus Honermann während des Gottesdienstes. Man habe im Vorfeld auch überlegt, ob man die Kommunion via Pinzette reichen soll. „Aber das wäre dann zu abstrus“, es blieb bei gegenseitig ausgestreckten Händen.
Auf Messdiener verzichtet
Nur jeweils einer Reihe mit Gläubigen näherte sich Honermann im Abstand, ging jeweils nach rechts und links mit ruhiger Disziplin zurück auf den Platz. Auch auf Messdiener hatte man wegen der Distanz verzichtet, zudem Mundschutz empfohlen. Nicht alle Gottesdienstbesucher wählten diese Option.
„„Es ist ein guter, ein seltsamer Morgen“, begrüßte Honermann die 30 Gottesdienstbesucher – die Hälfte der möglichen Plätze war an diesem Sonntag frei geblieben. Viele fehlten, die sicher Angst hätten, sich anzustecken. „Aber es ist Gemeinde, mit dem, der uns Gemeinde werden läßt – Jesus Christus.“
Im Zentrum seiner Predigt stand der Begriff „Lebensfreude“. Spaß haben, das Grillen mit Freunden im Garten oder ins Stadion zu Dortmund oder Schalke fahren, das gehe halt zurzeit nicht.
Aber Lebensfreude sei „kein Patentrezept“, sondern „eine Lebenshaltung“, der Geistliche nannte die vielen kleinen Gesten wie die Freude des Paketboten über das Dankeschön, die Farbenpracht der Blumen oder auch die 400 Umschläge mit Symbolen der vielen ausgefallenen Veranstaltungen, die die kfd fertiggestellt habe.
Die Zeit trage dazu bei, „zu merken, worauf es im Leben ankommt“, dass nichts selbstverständlich und „das Leben ein Geschenk“ sei.
Ergreifend anders
Es liege auch sowas wie ein „Wind of Change“ in der Luft, zitierte er aus dem gleichnamigen Scorpions-Song. „Der „Wind of Change“ ist der Geist Gottes“, so Honermann, der die Situation auch als Herausforderung sah, „aus der viel Kreativität und neuer Geist entstehen“ könne. In dem Sinn verstand er auch die zukünftige Übertragung der Sonntags-Gottesdienste über „YouTube“, für die die Gemeinde „richtig Geld in die Hand“ nehmen werde.
Die Gläubigen verließen die Kirche über das Hauptportal. „Das ist schon anders – ergreifend“, meinte Georg Gülker.
„Für die ganzen Maßnahmen sind wir dankbar. Das ist ein Weg, damit umzugehen“, fanden Gabi und Norbert Schulz. Und Ursula Kortemme will wiederkommen. „Der Pastor hat beruhigende Worte gefunden. Und es ist beruhigend, dass die Menschen sich so verhalten.“