Kreis Wesel. Andere Bundesländer haben es vorgemacht, jetzt zieht NRW mit der Mundschutzpflicht in bestimmten Bereichen nach. Die NRZ hat sich umgehört.

Es sind lange Tage für Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. Meist ist sie von 8 bis 22 Uhr im Rathaus, um die rund 80 Weisungen am Tag, die zig Unterpunkte enthielten und vom Land geschickt würden, abzuarbeiten.

Dass gestern auch die Ankündigung der Mundschutzpflicht ab Montag dazugehörte, hat sie sehr gefreut. Und nicht nur sie. In den vergangenen Tagen habe sie immer wieder E-Mails und Anrufe von Weseler Bürgerinnen und Bürgern erhalten, mit dem Tenor, dass die Stadt die Maskenpflicht im Alleingang durchsetzen soll.https://www.nrz.de/panorama/maskenpflicht-corona-nrw-niedersachsen-deutschland-folgt-wann-mundschutz-pflicht-ist-id228815037.html?bot-access=true

„Warum nicht gleich?“ fragte sie am Mittwoch im Gespräch mit der NRZ und stellt im selben Atemzug die nächste Frage. „Und wie ist es in der Schule?“ Denn momentan ist der Mundschutz lediglich für Geschäfte und den öffentlichen Personennahverkehr vorgesehen. Dabei würden ihr noch einige Stellen mehr einfallen, wo solch ein Schutz sinnvoll wäre.

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Das sieht auch SPD-Fraktionsvorsitzender Ludger Hovest so. Er hätte in der für jeden Donnerstag angesetzten Telefonkonferenz der Fraktionschefs Wesel den Alleingang empfohlen, wie ihn zuvor etwa schon Münster und Dorsten gemacht haben. Denn es sei sehr wohl sinnvoll, einen Schutz im Gesicht zu tragen, weil er den Ausstoß an Viren abmildere.

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Dabei müsse es nicht immer gleich eine Maske sein, auch Tücher und Schals, die vor Mund und Nase gezogen würden, erfüllten ihren Zweck. Seine Frau habe diese Variante gewählt. Und wie das Beispiel Jena zeige, gebe es dort - wo schon Maskenpflicht herrscht - keine Corona-Neuinfektionen.

Apotheker über Maskenpreise

Vor kurzer Zeit waren die Masken nur noch schwer zu kriegen, so dass viele Freiwillige und Firmen dazu übergegangen sind, selbst welche zu nähen. Inzwischen hat sich die Lage etwas entspannt, wie der Büdericher Apotheker Michael Jilek berichtet – doch er rechnet auch damit, dass die Nachfrage nun weiter ansteigen wird. Schon seit Montag beobachtet er das in seiner Apotheke. „Die Masken sind ein großes Thema, sie wurden erst belächelt und sind jetzt akzeptiert.“ Etwa 400 OP-Masken hat er vorrätig – der Preis ist allerdings enorm angestiegen: Vor der Corona-Krise waren 50 Stück für 7,50 Euro zu haben, nun gibt es dafür nur noch fünf.

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Eine Frau trägt eine selbstgenähte Schutzmaske. (Symbolbild)
Von Matthias Korfmann und Simon Gerich

Weil das für viele eine Menge Geld ist, gibt der Apotheker mit den Masken „inoffizielle“ Tipps an seine Kunden weiter. Auch die als Einmalware gedachten Masken können wiederverwendet werden, wenn sie keimfrei gemacht werden: Entweder 20 Minuten bei 50 Grad im Backofen erwärmen, mit dem Bügeleisen bügeln, von beiden Seiten mit Desinfektionsspray behandeln oder drei Tage trocken liegen lassen, so der Apotheker. Er bemüht sich täglich um Nachschub – doch ob es in nächster Zeit ausreichend Lieferungen geben wird, weiß er nicht: „Das ist ein Tagesgeschäft“.

Auch Hektor Gerbszt von der Apotheke am Berliner-Tor-Platz in Wesel hat in den vergangenen beiden Wochen einen verstärkten Anstieg bei der Nachfrage nach Masken festgestellt. Die Vorräte seien groß, die Preise inzwischen deutlich gefallen. So kann der Apotheker die so genannte FFP2-Maske ab Donnerstag für 9,95 Euro anbieten, am Mittwoch war sie noch fünf Euro teurer. Dieser Schutz sei deutlich besser als die Einmalmasken für 1,99 Euro, die „nach einmal Reinhusten“ entsorgt werden sollten. Zudem könnten die FFP2-Masken mit zwischenzeitlicher Desinfektion lange genutzt werden.

Romanski begrüßt Maskenpflicht

Auch Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski steht hinter einer Maskenpflicht, hat sie schon vor der Entscheidung des Landes befürwortet und auf Einsicht in Düsseldorf gehofft. „Ich möchte nicht, dass wir eine Insellösung bekommen“, sagt er. Eine einheitliche Lösung, wie sie jetzt getroffen wurde, sei für alle Beteiligten einfacher.

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Um in der Corona-Krise zu helfen, hat das Dingdener Textilunternehmen Setex seine Warenpalette erweitert, Mund-Nasen-Masken entwickelt und Produktionskapazitäten geschaffen. Es gibt drei Varianten, alle sind waschbar und wieder verwendbar. Sie können bei eBay erworben werden.