Wesel. Momentan liegt überall die Kultur brach. Auch im Bühnenhaus Wesel ist die Saison vorzeitig beendet. Ein Gespräch mit Theaterchef Paul Borgardts.
Wenn Paul Borgardts in diesen Tagen durch das Bühnenhaus geht, kommt ihm die Ruhe dort sehr merkwürdig vor: „Es ist eine Ruhe, die täuscht“, sagt er.
Denn eigentlich hätte es dort noch bis Ende April ganz lebendig zugehen sollen. Tatort-Kommissar Till Ritter alias Dominic Raacke wurde für das Boulevard-Stück „Die Niere“ erwartet, und auch „Bauer sucht Frau“ des beliebten Hamburger Ohnsorg-Theaters stand noch auf dem Spielplan.
Seit Mitte März läuft nichts mehr
Doch das Coronavirus zwang dazu, den Vorhang bereits Mitte März zu schließen und die Saison erstmalig in der Geschichte des Bühnenhauses vorzeitig zu beenden. Für Theaterchef Borgardts bedeutet die Zwangspause nicht etwa Entschleunigung, sondern das Gegenteil: Er bemüht sich gerade darum, mit den verschiedenen Tourneetheatern neue Termine für die ausgefallenen Stücke auszuhandeln und er hofft, sie den Abonnenten schon sehr bald mitteilen zu können.
Kartenpreis wird verrechnet
Nur das Ohnsorg-Theater und das Theater am Kurfürstendamm hatten nichts mehr frei in der kommenden Saison, so dass Wesel Dominic Raacke erst einmal nicht auf der Bühne erleben wird.
Die Abonnenten sollen jedoch keinen Schaden nehmen: Die Karten der beiden ausgefallenen Vorstellungen werden mit dem Boulevard-Abo der neuen Saison verrechnet. Die wird nach Plan am 12. September mit einem Konzert der Neuen Westfälischen Philharmonie und am 1. Oktober mit einem Stück der Reihe „Bühnenwelten“ beginnen, sagt Paul Borgardts: Kabarettistin und Chanson-Sängerin Tina Teubner wird mit dem musikalisch-literarischen Programm „Die Beethoven-Maschine“ erwartet.
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Normalerweise beginnt für die Tournee-Theater jetzt die Zeit der Proben für die neue Saison, doch in diesem Jahr fallen sie aus. Sie sollen je nach Corona-Lage stattdessen in die Sommerferien verlegt werden. Vorsichtshalber hat Borgardts bei sämtlichen Bühnen nachgefragt, wie es um die Fertigstellung der Aufführungen steht, die ab Herbst in Wesel auf dem Spielplan stehen: Sie sind bereits alle vorproduziert, so dass nichts mehr schiefgehen kann. So arbeitet Borgardts jetzt am neuen Spielzeitheft sowie an den Flyern für die nächste Saison.
Doch wie überall fährt auch das Städtische Bühnenhaus derzeit auf Sicht für den Fall, dass die Pandemie es im Herbst noch nicht erlaubt, den normalen Theaterbetrieb wieder aufzunehmen: „Noch haben wir keinen Plan B, aber wenn es Einschränkungen gibt, werden wir uns bemühen, Wege zu finden, damit Theater trotzdem stattfinden kann“, so Borgardts.
Arbeit am neuen Programm
Zwar habe die Bekämpfung des Virus Priorität, doch vielen Menschen fehle das Theater: „Die Präsenz im Raum und der Austausch des Publikums ist nicht zu ersetzen,“ glaubt Borgardts und arbeitet deshalb auch schon am Programm für die Saison 21/22.