Kreis Wesel. Keine Großveranstaltungen bis Ende August - das trifft alle im Kreis Wesel, die gern feiern und alle, die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Der Sommer 2020 wird anders als all die Sommer, die wir kennen und lieben. Denn bis Ende August dürfen auch in Wesel, Hamminkeln, Hünxe und Schermbeck wegen des grassierenden Coronavirus keine Großveranstaltungen stattfinden.

Doch wie ist eine Großveranstaltung definiert? Darüber grübelten auch die Fraktionsvorsitzenden der im Weseler Rat vertretenen Parteien gemeinsam mit dem Verwaltungsvorstand der Stadt Wesel in ihrer wöchentlichen Besprechung. Handelt es sich um 1000 und mehr Besucher? Macht es einen Unterschied, ob etwas unter freiem Himmel oder im geschlossenen Raum stattfindet? Gibt es gar Differenzierungen nach der Veranstaltungsart? Man weiß es noch nicht, sagt Bürgermeisterin Ulrike Westkamp und wartet auf weitere Weisungen vom Land.

Kleine und große Schützenfeste

Eines steht für die Chefin der Stadtverwaltung aber jetzt schon fest: Eselrock Ende Mai und das große PPP-Stadtfest Anfang August wird es in diesem Jahr nicht geben. Was die Schützenfeste angeht, mag sie noch kein abschließendes Urteil fällen. Schließlich fänden in diesem Bereich sehr große, aber auch eher überschaubare Feierlichkeiten statt. Auf der Kippe stehen zudem verkaufsoffene Sonntage, wie etwa Anfang Juni mit „Wesel erleben“, dem Gastronomieangebot am Berliner Tor, der Autoparade, dem Vereinsfest und dem Feines-vom-Land-Markt.

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Auch das erste Weseler Hafenfest, der Niederrheinische Radwandertag, das White Dinner an der Zitadelle nennt Westkamp. Die für den 22. August terminierte Drachenbootregatta auf dem Auesee fällt ebenfalls noch in den Zeitrahmen, ganz zu schweigen von vielen kleineren und größeren Feierlichkeiten der Vereine und Institutionen.

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Epochenmarkt wurde schon abgesagt

Bereits abgesagt worden sei ja der Epochenmarkt, eine Living-History-Veranstaltung, die im Mai vor der historischen Kulisse der Zitadelle erstmals ihren Platz haben und viele Menschen anlocken sollte.

Das Verbot von Großveranstaltungen trifft auch das Ruhrpott-Rodeo in Hünxe: Das Festival auf der grünen Wiese am Flugplatz Schwarze Heide lockt Fans aus ganz Europa an. Doch Organisator Alex Schwers lässt sich nicht unterkriegen. Auf der Homepage des Ruhrpott-Rodeos heißt es nun: „Tränen weg gewischt und hier der Blick nach vorne: Das nächste Ruhrpott-Rodeo findet statt vom 2. bis zum 4. Juli 2021.“ Viele Bands, die für dieses Jahr gebucht waren, haben schon ihre Zugabe für 2021 gegeben, gekaufte Karten behalten ihre Gültigkeit. Ausfallen dürften auch das Rennen über die 1/4-Meile auf dem Flugplatz Schwarze Heide, sämtliche Schützenfeste und auch das Spargelfest auf dem Schulte-Drevenacks-Hof.

Gehören Marienthaler Abende zu den Großveranstaltungen?

„Wir fahren auf Sicht.“ So beschreibt Karl-Heinz Elmer vom Kulturkreis Marienthal das weitere Vorgehen des Vereins, der seit Jahren die Marienthaler Abende organisiert. Er will sich jetzt erst einmal schlau machen, ob die Kulturtermine, die für diese Sommersaison bereits alle festgelegt sind, zu den Großveranstaltungen zählen, die bis zum 31. August verboten sind. Denn eigentlich sollten die Marienthaler Abende Ende Juni starten. Vielleicht könne man auch den einen oder anderen Termin verschieben, so Elmer. Aber derzeit gelte erst einmal: „Bei uns ist die Unkenntnis dominant.“ Froh ist er darüber, dass das Programm bisher noch nicht veröffentlicht wurde, denn wenn die Marienthaler Abende ausfallen müssen, dann hat der Kulturkreis zumindest keinen Ärger mit bereits bestellten Eintrittskarten, die dann erstattet werden müssten. Und wenn alle Stricke reißen? „Dann holen wir das Programm im nächsten Jahr nach.“

So dicht, wie hier beim Auftritt von Lydie Auvray, wird es bei den Marienthaler Abenden diesmal nicht zugehen - wenn sie denn überhaupt stattfinden.
So dicht, wie hier beim Auftritt von Lydie Auvray, wird es bei den Marienthaler Abenden diesmal nicht zugehen - wenn sie denn überhaupt stattfinden. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Traditionell feiern auch die Jungschützen in Hamminkeln, Dingden und Brünen an Pfingsten ihre Schützenfeste. Der Brüner Präsident Marian Heitkamp ist skeptisch, ob in diesem Jahr auf den Vogel geschossen wird: „Ich gehe davon aus, dass wir wenig Spielraum haben“, meint er. Allerdings bleibt auch noch ein klitzekleines Fünkchen Hoffnung, denn schließlich ist das Schützenfest noch nie ausgefallen. „Wir warten jetzt erst mal ein paar Tage ab, bis alles geklärt ist. Auf die paar Tage kommt es jetzt auch nicht mehr an“, so der Präsident.

Mittsommermarkt findet nicht statt

Auch der beliebte Mittsommermarkt, der eigentlich am 20. und 21. Juni in Marienthal stattfinden sollte, wird ein Opfer der Coronapandemie. Die Aussteller und Kunsthandwerker, die sonst jeden Sommer ins Klosterdorf kommen, haben in der Vergangenheit immer viele Menschen aus der ganzen Region angezogen. Dorothea Hartmann hat sich gestern mit den anderen Marienthaler Kaufleuten kurzgeschlossen und schweren Herzens entschieden, dass der Mittsommermarkt in diesem Jahr ausfällt. Nun hoffen sie in Marienthal, dass zumindest der Martinsmarkt stattfinden kann.

Besonders ärgerlich ist das Verbot von Großveranstaltungen für den Allgemeinen Schützenverein Wittenhorst-Töven-Sonsfeld. Denn die Schützen aus den „Vereinigten Staaten“ haben in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum und wollten das dementsprechend groß feiern. Auch wenn die Schützen aus der Grenzregion erst einmal abwarten werden, bis die Verwaltungen in Hamminkeln und Rees offiziell eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen, ist ihnen klar, dass das Jubiläumsschützenfest zum 100. Geburtstag wohl ins Wasser fallen wird. Aber Pressesprecher Stefan Wolbring übt sich in positivem Denken. „Dafür freuen wir uns im nächsten Jahr auf unser Fest zum 101. Geburtstag.“

Planungen in der Warteschleife

In Schermbeck herrscht zurzeit noch die große Ungewissheit, wie Wolfgang Lensing, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, sagt: „Ab wann gilt eine Veranstaltung als Großveranstaltung? Gehören dazu auch Schützenfeste und auch jede Jahreshauptversammlung? Wir müssen die Allgemeinverfügung der Gemeinde abwarten, dann sehen wir klarer.“ Solange man nicht Genaueres wisse, befänden sich alle Planungen für Events „in der Warteschleife“.

Offiziell abgesagt sei zwar noch nichts, aber ob das für Mai geplante „Bankgeflüster“ stattfinden könne, sei mehr als fraglich. Er wolle keinem vorgreifen, „aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass wohl bis September nichts Derartiges stattfinden kann – doch ich lasse mich da gerne eines Besseren belehren.“