Wesel. Wegen des Coronavirus ist Kurzarbeit ein akutes Thema bei Unternehmen in Wesel. Firmen bereiten sich vor - ein Stimmungsbild aus der Wirtschaft.

Es ist eigentlich ein Satz, den keiner aussprechen möchte. Früher nicht und selbst in diesen krisengeplagten Tagen nicht. Daniel Brünenberg aber muss es. „Ja, wir haben zum 1. April Kurzarbeit beantragt.“ Dem Direktor des Waldhotels Tannenhäuschen blieb keine andere Wahl. „Keine Gäste heißt kein Umsatz.“ Und das Ende der Corona-Krise sei nicht absehbar.

Mit einer Notbesetzung – zehn von rund 140 Mitarbeitern – läuft der Betrieb zwar weiter, aber mindestens bis Ende April müsse man die Gäste noch vertrösten. „Mir tut es im Herzen weh, den Betrieb so zu sehen und die Gäste nach Hause zu schicken“, gibt Daniel Brünenberg offen zu.

Große Sorge um kleinere Betriebe

Große Sorge habe der Hotelchef auch um kleinere Betriebe, um deren Existenz. „Das ist schon hart für die Branche – und jeder Monat, der ins Land zieht, macht die Lage nicht besser. Die Wirtschaft wird danach eine andere sein.“ Für eine kurze Phase sei die Kurzarbeit ein gutes Instrument gegen betriebsbedingte Kündigungen.

Auch Andreas Bramert, Geschäftsführer der Weseler Firma „Star Piping Systems“, denkt derzeit wohl immer häufiger an den Fall der Fälle. „Die Unterlagen für die Kurzarbeit liegen in der Schublade. Man könnte sie jeden Moment rausziehen.“ Die Corona-Krise erwischt das Unternehmen für Abwasserrohrsysteme ausgerechnet in der Phase des geplanten Umzugs vom Schepersweg ins frühere Rewe-Zentrallager am Schornacker.

Ins Homeoffice geschickt und Schichten angepasst

„Wir haben unsere Büro-Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt und einige Schichten im Lager angepasst“, sagt Andreas Bramert. Man müsse nun „von Woche zu Woche gucken“, befinde sich aber ein hinsichtlich des Umzugs noch im Plan. Natürlich sei die Firma aber auch abhängig von den Zulieferfirmen. „Ich bin noch guter Hoffnung“, so Bramert. „Aber wenn es so kommen sollte, würde uns die Kurzarbeit helfen – bevor wir Leute entlassen müssten.“

Ähnliche Sorgen lediglich in kleinerem Format plagen Christian Maaß, der an der Brüner Landstraße in Wesel ein IT-Systemhaus betreibt – und in Sachen Homeoffice derzeit ein gefragter Mann ist. „Die Krise kommt aber wie ein Boomerang zurück“, so Maaß, „denn wir haben das Problem, dass uns die Ware ausgeht. Notebooks kommen zum Großteil aus China, sind kaum noch bestellbar und selbst Webcams sind fast überall ausverkauft.“

Kundenstamm bricht weg

Eine ganz neue Herausforderung für Maaß und seine rund 20 Mitarbeiter – wobei er allerdings noch ein weitaus größeres Problem hat. „Unsere Kunden wie Fahrschulen, Hotels oder Messebauer sind alle geschlossen und benötigen somit keinen Support.“ Was im Umkehrschluss dazu führt, dass Maaß inzwischen seine Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt hat – und nur noch einer den Innendienst übernimmt.

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Ein Großteil der Arbeit lässt sich glücklicherweise noch per Ferndiagnose und telefonisch erledigen. Sollte sich die Situation nicht bessern, müsste auch Maaß zum Rettungsanker Kurzarbeit greifen. „Den Mitarbeitern habe ich gesagt, dass es dazu kommen könnte, wenn uns die Kunden weiter wegbrechen.“

Die Bäckerei Hertrampf hat reagiert – die Öffnungszeiten verkürzt, ihr Angebot reduziert, auf eine Notbesetzung umgestellt. „Man kann noch nicht kalkulieren, wie es in zwei Monaten aussieht“, sagt Inhaber Hans-Dieter Hertrampf. „Diese Situation tut uns allen weh, aber da müssen wir durch. Und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.“