Wesel. 2020 ist in der Evangelischen Kirchengemeinde Hünxe-Drevenack der 500-jährigen Glocke gewidmet. Das gesamte Programm ist jetzt verschoben.
Hünxe. 2020 – das Jahr sollte im Zeichen der 500 Jahre alten Kirchenglocke in der Drevenacker Dorfkirche stehen, gegossen von Wolter Westerhues im Jahr 1520. Jetzt steht es ganz im Zeichen der Pandemie und die Gemeinde muss das sorgfältig und unter Beteiligung vieler Aktiver ausgearbeitete Festprogramm neu planen.
Im Sommer soll das Gemeindeleben neu erblühen
Auf das Glockenfest verzichten, das kommt nicht in Frage. „Wir werden verschieben. Wir haben aber noch keine Idee, welche wichtigen Termine nach den Sommerferien noch anstehen. Dann erst darf ja das Gemeindeleben wieder aufblühen“, sagt Pfarrerin Anke Bender. Die Konfirmation ist bis mindestens Juni vertagt. „Wir hängen total in der Schwebe.“
Fest steht: Den Vortrag von Günter Boveland wird es am 31. März ebenso wenig geben wie die Radtour „Vier mal 500 Jahre Glockenklang“ nach Hünxe, Eppinghoven und Hiesfeld am 19. April. Alles weitere wird man sehen.
Einsame Menschen per Telefon kontaktieren
Trotz Kontaktverbot: Die Gemeinde lebt, wenn auch auf anderen Kommunikationswegen als üblich. Für die Pfarrer Anke Bender und Helmut Joppien hat sich die Arbeit sehr verändert. Auf der Homepage bieten die Evangelischen Gemeinden Drevenack und Schermbeck sonntags kurze Predigten an.
Das kann aber den persönlichen Kontakt nicht ersetzen. „Wir telefonieren ganz viel“, sagt Bender. „Wir rufen Menschen an, von denen wir wissen, dass sie einsam sind.“ Besuche macht der Besuchsdienst der Gemeinde nicht mehr, die Ehrenamtlichen rufen aber an. „Auch zum Geburtstag, die meisten Angerufenen freuen sich darüber“, weiß die Pfarrerin.
Beerdigungen könnten zum Problem werden
Ein wenig Sorgen bereiten ihr die Beerdigungen. Es dürfen ja nur zehn Leute daran teilnehmen. „Hier gehören bei vielen 30 Menschen zum engsten Familienkreis“, gibt sie zu bedenken. Noch gab es in Drevenack keine Beisetzung unter diesen Bedingungen, vor der Kapelle soll es eine kurze Andacht geben. Was, wenn mehr als zehn Leute erscheinen? „Wir wissen noch nicht, wie wir das machen können“, sagt Bender.
Es sei sehr schade, dass die Menschen von ihren Verstorbenen nicht richtig Abschied nehmen können. „Vielleicht möchten manche das zum Jahrestag nachholen, wenn es geht“, sagt sie.
Vielen fehlt das Gemeindeleben sehr
Mit der Kirche und den menschlichen Kontakten ist es, wie mit vielen Dingen: Man vermisst sie vielleicht erst,wenn sie nicht mehr da sind. Das stellt Bender fest, „es fällt erst jetzt vielen auf, wie wichtig der persönliche Kontakt ist“. Und sei es nur das kleine Gespräch bei Begegnungen.
Die Seelsorge funktioniert auch per Telefon. Und selbst die Fastengruppe, die sich natürlich nicht mehr trifft, kommuniziert noch. Per Internet. Jeden Mittwoch, wenn sie normal zusammengekommen wären, stellen die Pfarrer einen geistlichen Impuls ins Netz.
Mitglieder reagieren mit persönlichen Gedanken dazu, mal für alle, mal für die Seelsorger gedacht. Die Aktiven vom Netzwerk 60plus halten Kontakt, wenn auch nicht persönlichen.
Analoge Informationen gibt der Schaukasten bei Edeka
Auch in Drevenack ist nicht jeder Senior auf der Datenautobahn unterwegs. „Dann richten die Enkel mit dem entsprechenden Abstand den Großeltern das ein, so dass sie die Beiträge im Internet sehen können“, erläutert Bender.
Ein Ort, an dem jeder direkte Informationen ohne Hilfsmittel erhält, ist der Schaukasten am Parkplatz von Edeka Kirsch. Der hat dieser Tage eine große Bedeutung in der Gemeinde.
Und obwohl viele dieser Tage allein sind: Um 19.30 Uhr beginnen die Glocken des Drevenacker Kirchturms für zehn Minuten zu läuten, wie sie es in besonderen Zeiten in den vergangenen Jahrhunderten stets getan haben. Dann rufen sie zum gemeinsamen Gebet auf, wer mag, stellt eine Kerze ins Fenster. Das ist in vielen Gemeinden Brauch geworden.
Kein Gottesdienst für die neuen Presbyter
Die Einführung der neuen Presbyter hat die Gemeinde vor eine Herausforderung gestellt. Normalerweise legen sie ihr Gelübde in einem Gottesdienst ab, diesmal musste ein Telefonat reichen, „Ja mit Gottes Hilfe“, antworteten Stefan Jörres und Wolfgang Schulte, die neuen Mitglieder. Eine Sondergenehmigung hat geregelt, dass die Gemeinden so verfahren dürfen.
Das neue Presbyterium: Andreas Amerkamp, Werner Bußmann, Annika Haupt, Gertrud Hülsmann, Stefan Jörres, Dorle Kok, Hartmut Neuenhoff, Marlene Pannebäcker, Gisela Schulte, Wolfgang Schulte, Anne Schulte-Bunert und Armin Specht.