Wesel/Hamminkeln/Hünxe. Viele warten auf das leckere Gemüse während sich die Spargelbauern darum sorgen, wer es ernten wird. Denn Corona hinterlässt auch hier Spuren.

So langsam beginnt sie, die Arbeit auf den Spargelfeldern. Erddämme werden gezogen, Folien gelegt und Mini-Tunnel gebaut, damit die weißen Stangen möglichst schnell auf den Tellern landen. „Um Ostern“, schätzt Peter Heinen vom Spargel- und Obsthof in Wesel-Obrighoven, „kann der erste Spargel geerntet werden.“

Zurzeit ist er zusammen mit seinem Sohn, zwei rumänischen Helfern, einer Kraft aus Polen und einer aus Flüren an der frischen Luft aktiv. „Im Moment kommen wir klar“, sagt er. Zu Spitzenzeiten, dann, wenn auch die Erdbeeren reif sind, werden auf den Feldern in Obrighoven aber 40 Erntehelfer nötig sein - in Zeiten geschlossener Grenzen und der Corona-Abschottung ein Problem.

„Nur nicht verrückt machen“

Deshalb arbeiten die Gartenbauverbände mit Hochdruck daran, dass ausländische Saisonkräfte mit den nötigen Papieren nach Deutschland einreisen dürfen, so Heinen weiter. „Nur, das muss sich auch bis zum letzten Zöllner rumgesprochen haben.“ Und der Transitreiseverkehr durch Österreich und Ungarn müsse möglich werden.

Die Sonne wärmt trotz der eher kühlen Temperaturen.
Die Sonne wärmt trotz der eher kühlen Temperaturen. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Heinens Devise lautet erst einmal „Nur nicht verrückt machen“, auch wenn in den drei Spargel- und Erdbeermonaten 85 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet werden. Könnte die Ernte nicht wie gewohnt stattfinden, wäre das existenzbedrohend.

Bleibe zu hoffen, dass kein Coronafall das Leben auf dem Hof überschattet. Nicht auszudenken, was die Folgen wären. Heinen erfährt in diesen Tagen übrigens immer wieder Solidarität aus der Bevölkerung. So mancher habe ihm schon seine Unterstützung angeboten.

Noch vor Ostern

Auf jeden Fall vor Ostern möchte der Drevenacker Dirk Buchmann den ersten frisch geernteten Spargel der Saison 2020 in seinem Hofladen an der Dinslakener Straße verkaufen. Mit Folien lasse sich die Erntezeit auch ein wenig steuern.

Prophylaktisch hat er schon einmal Flüge bei einer osteuropäischen Fluggesellschaft gebucht. „Ich bin ein unverbesserlicher Optimist“, scherzt Buchmann, „sonst wäre ich ja kein Spargelbauer.“ Dennoch ist er froh darüber, dass ein Teil der Helfer schon da ist. Dabei sei er erst auf seinen Sohn ein bisschen böse gewesen, dass er sie schon so früh beschäftigt hat.

Im Mai müssten dann aber 50 Frauen und Männer aus Polen und Rumänien da sein. Dabei ist das Problem bei den polnischen Helfern nicht die Einreise. Doch so mancher, der schon vor ist, wollte über Ostern nach Hause, was aber mit einer 14-tägigen Quarantäne verbunden wäre und auch für Busfahrer gilt, die die Menschen nach Deutschland bringen. Die beiden Polen, die jetzt schon in Drevenack sind, haben deshalb entschieden, auch die Feiertage am Niederrhein zu verbringen. Es hilft ja alles nichts.

Zum Anbeißen.
Zum Anbeißen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Und noch etwas ist für Buchmann eine große Unbekannte: Führt die Kurzarbeit, die viele Menschen in ihren Betrieben jetzt schon absolvieren müssen, vielleicht dazu, dass sie kein Geld mehr für Spargel haben? Der Spargelfachmann aus Hünxe-Drevenack sucht auf seiner Homepage jedenfalls weiter nach geeignetem Personal: für seinen Hofladen, die Bedienung der Schälmaschine, zahlreiche Stände und natürlich die beschwerliche Ernte. Denn seine Stammverkäufer gehören alle zur Corona-Risikogruppe 60plus.

Zwei Frauen sind seit 1997 dabei

Heinz-Wilhelm Hecheltjen, der in Brünen Spargel anbaut, würde sich freuen, wenn die Saison für das Gemüse spät beginnt. Dann habe sich die Lage vielleicht schon etwas entspannt. Am Freitag hat ein holländischer Lohnunternehmer ihm die Dämme gefräst und sein Weseler Kollege Peter Heinen war mit seinem Folienlegegerät da. In vier Wochen, so Hecheltjens Einschätzung, könnten die ersten Stangen aus der Erde geholt werden.

Auf Abruf stünden in Polen beispielsweise zwei Frauen bereit, die ihm schon seit 1997 bei der Ernte und beim Sortieren helfen, weitere warten in Rumänien auf ihren Job. Doch wie sollen sie herkommen? Fliegen? Schließlich sind die ungarischen Grenzen zu. „Momentan ist alles ein bisschen kurios“, fasst der Brüner zusammen, der darauf setzt, dass am Ende tatsächlich alles gut geht.

Auch für Peter Bielefeld aus Dingden ist „alles ungewiss“. Momentan könne niemand sagen, ob die Ernte so verläuft wie in all den Jahren zuvor.

Adressen und Öffnungszeiten

Heinz-Wilhelm Hecheltjen, Horster Weg 9, in Hamminkeln-Brünen öffnet seinen Hofladen erst, wenn der Spargel da ist. Dann kann dort täglich – auch sonntags – in der Zeit zwischen 9 und 18 Uhr vorbeigeschaut werden.

Der Spargel- und Obsthof von Peter Heinen, Obrighovener Straße 121 in Wesel-Obrighoven, ist zurzeit mittwochs bis freitags von 9-13 Uhr und 15-18 Uhr geöffnet. Außerdem gibt es Stände auf den Wochenmärkten in Wesel, in der Feldmark und am Schornacker.

Dirk Buchmanns Schulte-Drevenackshof, Dinslakener Straße 3 in Hünxe-Drevenack, kann montags bis freitags von 9-18 und samstags von 8-13 Uhr besucht werden.

Der Gemüsehof Peter Bielefeld, Zum Tollberg 27, in Hamminkeln-Dingden, öffnet sobald der erste Spargel gestochen ist, voraussichtlich Anfang April: montags- freitags 8.30-18.30 Uhr, samstags 8-16 Uhr, sonn- und feiertags 9.30-13 Uhr.