Hamminkeln. Im Prozess vor dem Landgericht Duisburg um den tödlichen Brand im Bordell zweifelt die Verteidigung an einem Racheakt – und an der Brandursache.

Seit Anfang Februar steht ein 43-jähriger Mann aus Voerde wegen Mordes vor dem Landgericht Duisburg. Aus Wut über schlechte, oder eher übereifrige Dienstleistungen der Damen des horizontalen Gewerbes soll er in der Nacht zum 14. Juli 2019 in einem FKK-Saunaclub in Hamminkeln Feuer gelegt haben. Ein 64-jähriger Niederländer kam dabei ums Leben. Der nach eigenen Angaben stark alkoholisierte Angeklagte hat angeblich keine Erinnerung mehr.

Seine Verteidiger zweifeln inzwischen ebenso das der Anklage zu Grunde gelegte Motiv wie die Ermittlungen zur Brandursache an. Die Staatsanwaltschaft habe sich in der Anklage auf Rache als Motiv festgelegt.

Voerder war vor dem tödlichen Brand in Saunaclub nicht aggressiv

Aufgrund der Zeugenaussage eines Mitarbeiters des Clubs sei das aber inzwischen höchst zweifelhaft, hieß es in einer Erklärung der Anwälte am 7. Prozesstag. Nach den glaubhaften Berichten des Zeugen sei der Angeklagte keineswegs aggressiv gewesen, sondern habe die hohe Rechnung anstandslos bezahlt.

Auch interessant

Danach soll er in ruhiger Gemütslage gegangen sein. Zudem habe derselbe Zeuge angegeben, dass die Bewohnerin des Zimmers 16, in dem der das ganze Gebäude zerstörende Brand ausgebrochen war, schon öfter dadurch aufgefallen war, dass sie entgegen der Hausordnung Kerzen entzündete.

Verteidigung: Ermittler haben sich auf den 43-Jährigen festgelegt

Die Polizei habe sich offenbar, nachdem Bilder einer Video-Kamera zeigten, dass der Angeklagte zweifach das Zimmer verließ, auf den 43-Jährigen als Täter festgelegt, kritisiert die Verteidigung.

Weitere Überwachungsbilder seien erst durch Nachfragen des Gerichts zu Tage gefördert worden, nicht aber durch die Ermittler. Zudem sei das Brandgutachten erst gar nicht auf die Frage eingegangen, ob das Feuer möglicherweise auch durch eine andere Ursache – wie eine umgestürzte Kerze – entstanden sein könnte. Die Anwälte regten eine erneute Vernehmung des Brandsachverständigen an. Bis zum 30. April sind noch drei weitere Verhandlungstage geplant.