Wesel. Die große Feministin ist sie nicht: Simone Solga lässt in der Niederrheinhalle Wesel kaum jemanden ungeschoren davon kommen.

Wer es gern derb und bitterböse mag, kommt bei Simone Solga (56) voll auf seine Kosten. Sie lässt sich vor der Show als die „Helene Fischer des Kabaretts“ ankündigen, „Ihr mich auch“ heißt ihr Programm, in dem sie politisch heftig zulangt. Aber auch menschliche Verhaltensweisen nimmt sie am Mittwochabend im schwach besetzten Bühnenhaus aufs Korn.

Das Coronavirus sei Schuld, unkt Solga. Es seien lediglich vereinzelte Karten zurückgegeben worden, sagt Theaterchef Paul Borgardts. Simone Solga war aus Anlass des Internationalen Frauentages eingeladen. Als besonders frauenbewegt outete sie sich jedoch nicht, es sei denn, man versteht Klagen über den schnarchenden Ehemann mit Prostataproblemen als Kampf für die Gleichberechtigung.

Das Sächsische ist nur durch Veröden der Stimmbänder heilbar

 Wenn Simone Solga auf der Bühne steht, wird es lebhaft.
Wenn Simone Solga auf der Bühne steht, wird es lebhaft. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Lokalkolorit fehlte aber nicht: Der Weseler habe zum Lächeln nicht die anatomischen Voraussetzungen. Sie selbst ist Sächsin und werde dafür täglich gekreuzigt. Was das Sächsische angeht, sei das medizinisch leider nicht heilbar, es sei denn durch Veröden der Stimmbänder. Sie habe ihre Doktorarbeit im Übrigen bei Familienministerin Franziska Giffey abgeschrieben.

Alle Parteien kriegen Breitseiten ab: Die Parteivorsitzende Saskia Esken bezeichnet sie als die Margot Honecker der SPD und deren Ziel eines demokratischen Sozialismus mag sie gar nicht: „Demokratisch und Sozialismus gehen zusammen wie vegan und Blutwurst.“ Überhaupt lässt sie immer wieder eine tiefsitzende Angst vor dem Staat durchscheinen, und die fängt schon bei der von der SPD favorisierten Mietpreisbremse an.

Ramelow, Laschet, Maas, Wagenknecht und Merkel: Jeder kriegt sein Fett weg

Ihre Anspielungen und Vergleiche stammen häufig aus dem SED-Regime: „Die Stasi kannte dich fast so gut wie heute Amazon“, vermutet sie. Thüringens gerade wiedergewählter Ministerpräsident Bodo Ramelow von der Linken sei „so Mitte – dem tut bald der Schießbefehl leid.“

Zu Armin Laschet meint sie, seit dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Egon Krenz habe sie niemand mehr so überzeugt. Für die Tatsache, dass sämtliche Kandidaten für die Führungsspitze der CDU aus NRW stammen, hat sie auch eine Erklärung: „Den Saarländern sind die Nieten ausgegangen.“

Außenminister Heiko Maas, ebenfalls aus dem Saarland, bezeichnet sie als „eine Mischung aus Model und Morbus Krohn“ und Sahra Wagenknecht gucke immer so streng: „Ich stell’ mir immer vor, wie die den Lafontaine ans Bett fesselt.“

Physiker können alles erklären und nichts reparieren

Und natürlich hat sie auch zu Angela Merkel eine Meinung: „Merkel sitzt wie ein Stöpsel auf dem Abfluss.“ Wie alle Physiker, könne sie alles erklären, aber nichts reparieren. Kleine, komische Sketche beherrscht die studierte Schauspielerin besonders gut: Sie spielt eine Polizistin, die glaubt, die Migration zöge vor allem Kriminelle an, eine polnische Altenpflegerin, die sich über den Zeitmangel im Pflegesystem beschwert, und schließlich eine Lehrerin am Rande ihre Kräfte angesichts der Situation an deutschen Schulen. Auch der Klimawandel darf nicht fehlen: „Alle wollen den Planeten retten. Stimmt nicht: Wir wollen, dass die anderen das tun.“