Hamminkeln. Die evangelische Kirche in Mehrhoog greift seit 15 Jahren Nonnen im rumänischen Kloster Agafton unter die Arme. Und zwar jedes Jahr im Herbst.

Für Pfarrer Erwin Krämer ist die Hilfe für Rumänien nichts Neues. Der Mehrhooger Geistliche kam bereits Anfang der 90er Jahre, damals noch bei einer Behinderteneinrichtung der Diakonie im Rheinland, in Kontakt mit Behinderten- Kinder- und Altenheimen und leistete Hilfe. Damals war es Marianne Scheiffahrt, die vor der Wende beim Diakonischen Werk in Düsseldorf für die Kontakte zu Gemeinden in der DDR zuständig war, die die Kontakte nach Rumänien herstellte und organisierte.

1991 ist Erwin Krämer mit einem Hilfskonvoi zum ersten Mal die 2000 Kilometer in den Nordosten Rumäniens nahe der Grenze zu Moldawien gefahren, um in den dortigen Einrichtungen die größte Not zu lindern. „Das war eine Katastrophe, die Menschen sind verhungert, im Winter erfroren“, erinnert sich Krämer an die Anfangszeit. Vom T-Shirt, über Bettzeug bis zu Waschpulver hatten sie vieles an Bord des Konvois. Jedes Jahr fuhr Krämer auf einer Hilfstour mit.

Bauen können sie, die Gemeindemitglieder aus Mehrhoog.
Bauen können sie, die Gemeindemitglieder aus Mehrhoog. © Ev. Gemeinde Mehrhoog

Als er dann nach Mehrhoog kam, sprach er natürlich auch über sein Engagement in Osteuropa. Und zwei Presbyter überlegten laut: „Ist das was für uns?“ Die Heime, die Krämer anfangs unterstützte, hatten sich mit Hilfe der EU positiv entwickelt. So kamen sie auf Agafton, jenes kleine Kloster mit damals 40 Nonnen, die mit sehr bescheidenen Mitteln ihr Leben fristeten. „Einige Häuser hatten noch nicht einmal Wasser, viele Gebäude waren in einem desolaten Zustand“, erinnert sich Krämer. Und dann ergänzt er lachend: „Unsere Presbyter bauen gerne.“ Davon konnte sich vor einigen Jahren die ganze Gemeinde überzeugen, als die tatkräftigen Männer eigenhändig einen Glockenturm an der Kirche bauten.

Erste Fahrt im Jahr 2006

2005 gingen also die Überlegungen und das

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Organisieren gemeinsam mit Marianne Scheiffahrt los und 2006 gab es die erste Hilfsaktion. Der Jugendpädagoge Sven Jäger fuhr damals mit einer Schar junger Männer und jeder Menge Baumaterial los, um den Nonnen unter die Arme zu greifen. Die Gruppe schlief damals in Zelten. Heute kommen die Mehrhooger in einem Gästehaus auf dem Gelände unter.

Denn mittlerweile ist die tatkräftige Hilfe nicht mehr nur jungen Männern vorbehalten, auch immer mehr Ältere engagieren sich.

Zwei Wochen im Herbst heißt es in der Mehrhooger Gemeinde „Auf nach Agafton“. Denn es gibt noch ohne Ende zu sanieren in dem Kloster. Die Baumaterialien kaufen die Mehrhooger mittlerweile vor Ort ein. Auch eine Werkstatt haben sie eingerichtet, um die ganzen Werkzeuge nicht immer von A nach B transportieren zu müssen. Außerdem unterstützen sie eine Suppenküche in der acht Kilometer entfernten Stadt, die vor allem arme kinderreiche Familien versorgt.

Marianne Scheiffahrt, hier mit Nonnen aus dem Kloster Agafton, organisierte lange Jahre die Kontakte zwischen den rumänisch-orthodoxen und den evangelischen Gemeinden im Rheinland.
Marianne Scheiffahrt, hier mit Nonnen aus dem Kloster Agafton, organisierte lange Jahre die Kontakte zwischen den rumänisch-orthodoxen und den evangelischen Gemeinden im Rheinland. © Ev. Gemeinde Mehrhoog

Aber manchmal hilft einfach nur noch das Improvisieren. So begab es sich, dass in der ganzen Region keine Zaunspanner zu bekommen waren. Eine Nachzüglerin, die per Flugzeug anreiste, wurde alarmiert und hatte statt Büchern auf einmal zehn Kilogramm Zaunspanner im Handgepäck. Diese und 1000 andere Geschichten können die Mehrhooger erzählen.

Viele, berichtet Krämer, empfinden es als Bereicherung zu helfen und sind Wiederholungstäter. So auch Pfarrer Axel Blum, der zunächst als Pfarrer in Lennep zur Rumänienhilfe kam, heute in Wesel lebt und in Agafton seinen 84. Geburtstag mit den Nonnen und den Mehrhoogern feierte. Denn neben all der Arbeit, kommt der Spaß bei diesen Touren nicht zu kurz.