Schermbeck. Der Rotary-Club Lippe-Issel unterstützt die Schermbecker Hilfsorganisation. Jetzt reiste erstmals Rotarier Stephan Proff mit nach Sierra Leone.

Wenn Gudrun Gerwien von der Schermbecker Hilfsorganisation Gagu-Zwergenhilfe über ihre Erlebnisse in Sierra Leone berichtet, wird überdeutlich in welchem Luxus wir hierzulande leben. „Die Menschen dort mussten jetzt wieder mal anderthalb Wochen ohne Strom auskommen“, erzählt die Schermbeckerin.

Nur mal zum Vergleich: Bei uns klagen manche schon, wenn sie mal anderthalb Stunden ohne W-Lan sind.

Die Schermbeckerin nennt weitere für Mitteleuropäer unvorstellbare Probleme: „Verkehrsregeln kennen die meisten dort nicht. Und nach einem Autounfall kümmern sie sich erstmal um das beschädigte Fahrzeug, erst dann um die verletzten Personen.“

Auf Matratzen sind die Kinder Könige

Kürzlich hat die Gagu-Zwergenhilfe 20 gebrauchte aber noch gute Matratzen organisiert, auf denen die Kinder in dem armen Land jetzt schlafen können: „Unsere Kinder sind Könige“, beschreibt Gerwien, wie glücklich die Einheimischen über die Hilfe aus Deutschland sind. „Und ihre ganz große Dankbarkeit konnte man immer wieder spüren“, ergänzt Stephan Proff.

Stephan Proff vom Rotary-Club Lippe-Issel inmitten der afrikanischen Kinder.
Stephan Proff vom Rotary-Club Lippe-Issel inmitten der afrikanischen Kinder. © Gagu | Schmitt/Gerwien


Der 56-Jährige vom Rotary-Club Lippe Issel hat das Vorstands-Duo Gudrun Gerwien und Dieter Schmitt erstmals in das afrikanisch land begleitet. „Eine prägende Erfahrung“, sagt der Rotarier.

Bereist 15.000 Euro investiert

Mit Hilfe seiner Organisation ist in den vergangenen Jahren schon einiges an Geld zusammengekommen, mit dem jetzt eine neue Krankenstation gebaut werden kann. Der Rohbau der fast 200 Quadratmeter überbauten Fläche ist beinahe fertig und hat etwa 15.000 Euro verschlungen.

Jetzt fehlen noch die Inneneinrichtung (wie Elektro- und Wasserversorgung), medizinische Geräte, das Mobiliar und letztlich auch das Personal, erläutern Schmidt und Gerwien.

Sie würden gerne einen Arzt und eine Krankenschwester dort beschäftigen, außerdem mit einer Hebamme kooperieren, die allerdings nicht dauernd vor Ort sein müsste. Vermutlich müssten noch etwa 50.000 Euro zusammenkommen, damit die Krankenstation ihren Betrieb aufnehmen könnte.

Schon rund 70 Patenschaften

Seit rund 15 Jahren helfen die Schermbecker in Sierra Leone. „Wir geben nicht nur Geld raus – wir kontrollieren auch, aus was damit passiert“, sagt Gerwien nach der Rückkehr aus Afrika. Sie freut sich, dass die Bäckerei immer besser läuft und sich durch Verkauf von Broten auf dem Markt fast schon selbst trägt.

Rund 70 Patenschaften haben die Gagus bisher vermittelt, die ersten sieben Patenkinder werden aus dem Kinderhaus „Home op Hope“ jetzt ins das „normale Leben“ entlassen. Das nennt Gerwien „eine große Herausforderung“ – auch in finanzieller Hinsicht.

Denn pro Kind sind ungefähr 300 bis 350 Euro im Monat nötig, um die Ausbildung oder das Studium zu bezahlen. Nicht nur deshalb freut sich die Zwergenhilfe über jede Spende.

Die Hilfsorganisation Gagu Zwergenhilfe Schermbeck war im Januar 2020 wieder in Sierre Leone - diesmal reisten Gudrun Gerwien und Dieter Schmitt in Begleitung von Stephan Proff vom Rotary-Club Lippe-Issel in das Land in Afrika.
Die Hilfsorganisation Gagu Zwergenhilfe Schermbeck war im Januar 2020 wieder in Sierre Leone - diesmal reisten Gudrun Gerwien und Dieter Schmitt in Begleitung von Stephan Proff vom Rotary-Club Lippe-Issel in das Land in Afrika. © Gagu | Schmitt/Gerwien

>>> AUS DANKBARKEIT WÄHLEN DIE AFRIKANER DIE NAMEN DER PATEN FÜR IHRE KINDER:

Wie froh die Menschen in Sierra Leone über Patenschaften der Gagu-Zwergenhilfe sind, zeigt sich laut Gudrun Gerwien auch daran, dass sie ihre Kinder nach den Paten benennen.

So heißen die afrikanischen Kinder nun Monika und Jessica.

Eine Patenschaft kostet 35 Euro im Monat und kann auch von mehreren Personen zugleich übernommen werden.

>>> HINTERGRUNG ZUR ENTSTEHUNG:

Die Gagu-Zwergenhilfe wurde am 2. Oktober 2006 von ehemaligen Laienspielern der Theatergruppe Ma-mi-La gegründet, die bereits mehr als 16 Jahre den Erlös ihrer Theateraufführungen verschiedensten Hilfsorganisationen zur karitativen Verwendung zugeführt haben.

Not in vielen Ländern dieser Erde

Konfrontiert mit der immer noch herrschenden Not in vielen Ländern dieser Erde entstand die Vision mit noch größerem Engagement als bisher für Not leidende, Hilfe bedürftige Kinder und deren Familien einzutreten.

Ein Schlafplatz in Sierre Leone.
Ein Schlafplatz in Sierre Leone. © Gagu | Schmitt/Gerwien

Ihre Zielsetzung in Sierra Leone beschrieben die Helfer so: „Im Rahmen schneller und unbürokratischer Hilfe fördern wir schwerpunktmäßig Kinder in Sierra Leone. Jahre nach dem verheerenden Bürgerkrieg leben die Kinder in dem westafrikanischen Land immer noch in Armut.“

Grundsätzliche Lebensverbesserung

Durch die Realisierung gezielter Maßnahmen, wie beispielsweise den Bau eines Kinderhauses wollen die Helfer aus Schermbeck eine grundsätzliche Lebensverbesserung für die Kinder erreichen und dem Wort “Morgen” eine hoffnungsvolle und zukunftsorientierte Bedeutung geben.

Und auch in Deutschland sind sie aktiv: „Auch vor der eigenen Tür verschließen wir uns nicht vor den Nöten unserer Mitmenschen. Neben unbürokratischer finanzieller Unterstützung (selbstverständlich nach Einzelfallprüfung) gewähren wir Hilfen unterschiedlichster Art.“

>>> INFOS ZUM LAND SIERRA LEONE:

Das Land ist eine Republik in Westafrika mit einer Fläche von 71.740 Quadratkilometern. Sierra Leone wird begrenzt von Guinea, Liberia und den Atlantik.

In Sierra Leone leben etwa 7 Millionen Menschen. Die Lebenserwartung lag im Jahr 2016 bei rund 50 Jahren. Damit zählt Sierra Leone zu den Ländern mit den niedrigsten Lebenserwartungen.