Wesel. „The Gregorian Voices“ sorgten im Weseler Lutherhaus für ein ganz besonders Konzerterlebnis: Kein Instrument, kein Mikrofon, kein Verstärker

Ein ganz besonderes Männerchor-Konzert gab es im Lutherhaus mit dem Ensemble „The Gregorian Voices“. Dieser Chor mit seinen acht Sängern (alle haben eine klassische Gesangsausbildung) aus Bulgarien ist schon seit vielen Jahren in der internationalen Chor-Szene bekannt. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die frühmittelalterliche Tradition des gregorianischen Chorals wieder zu beleben. Aber nicht nur das, mit ihm kann man immer wieder Überraschungen erleben.

Boris Kuchkov, Hristo Bozhanov, Radostin Georgiev, Mario Hristov, Borislav Valachov, Dilyan Bliznakov und Vasil Igov heißen die Sänger, dieses Mal unter der musikalischen Leitung von Asen Gyrov. Er, der nur sehr verhalten gestikulierte und mit einfachen Zeichen den Ton angab, sang ebenfalls mit. Sie alle bewiesen den rund 130 Zuhörern ihre Sangeskunst.

Schon fast unheimliche Stimmung

Fast schon ein wenig unheimlich war der Saal abgedunkelt, als die Sänger mit ihren Mönchskutten einzogen. Ihre Stimmen machten an diesem Abend die Gregorianik sehr lebendig, ihre Zuhörer wurden in die Welt des Mittelalters zurückversetzt. Fast unbeweglich standen die Sänger im Vorderraum. Kein Instrument, kein Mikrofon und keine Verstärker waren zu sehen, anfangs erfüllte nur monotoner Gesang den Saal. Das änderte sich aber im Laufe des Konzerts. Fast schien es, als befinde man sich in einer Kathedrale oder in einem Kloster.

Die Besucher mussten sich immer wieder überraschen lassen, da es leider keine Moderation oder ein Programmheft gab. Das bemängelten einige Zuhörer. Sie wurden aber mit äußerst guter Musik belohnt.

Flehende Gebete und Beschwörungen

Die „Mönche“ verstanden es, mit ihren Stimmen lateinische Gesänge wie „Ave Maria Virgo serena“, „Adoro te devote“ und „Panis Angelicus“ herüber zu bringen. Lieder und Arien erklangen religiös und anspruchsvoll, Solo-Parts beispielsweise von Kontratenor oder Bass erschienen wie flehende Gebete und Beschwörungen.

Beeindruckend gelang das Stück „Ameno“ von ERA, das es bis in die Top-Ten der Hitparaden geschafft hat. Nach dem sehr besinnlichen ersten Teil des Abends ging es mit wunderbar arrangierten Klassikern weiter. Das Repertoire umfasste beispielsweise „What a wonderful world“, „Amazing grace“, „Massachusetts“ und „Knocking on heavens door“. Selbst Welthits wie Rod Stewards „Sailing“ und Frank Sinatras „My way“ hatten die Gregorian Voices mitgebracht. Für Leonard Cohens „Hallelujah“ erhielten sie besonders langen Applaus. A cappella Chorgesang vom Feinsten! Das Publikum gab Stehende Ovationen, verlangte – und erhielt – einige Zugaben. Zur Zeit sind die Sänger auf großer Deutschland-Tournee.

Unter Gregorianik oder gregorianischem Choral versteht man den einstimmigen, unbegleiteten liturgischen Gesang der katholischen Kirche in lateinischer Sprache, der das geistliche Leben der Kirche bis heute begleitet. Die Kraft der Melodien verleiht der Liturgie einen festlichen Charakter.