Wesel.
Er wird nie frivol, nie ordinär und nie beleidigend, trotzdem bringt der Comedian-Kabarettist Abdelkarim (38) die Dinge auf den Punkt. Dass das sehr wohl funktioniert und niemanden langweilt, hat der jetzt in Duisburg lebende Marokkaner aus der „Bielefelder Bronx“ am Donnerstagabend mit seinem Programm „Staatsfreund Nr. 1“ im Scala bewiesen. Die fast 300 Zuschauer jeden Alters waren begeistert.
Seine Bühnenpräsenz ist beeindruckend. Und das nicht nur, weil Abdelkarim sehr groß und kräftig ist – auch seine Mimik und sein Rollen mit den Glupschaugen sorgen dafür, dass man dranbleibt, wenn er mit kräftiger Stimme erzählt. Geschichten aus dem Alltag humorvoll zuspitzen - das ist sein Erfolgsrezept. Das Publikum bindet er dabei mit ein. „Sind Kanaken hier?“, fragt er, und spricht dann Hassan, der sich meldet, im Laufe des Abends immer mal wieder an: „Hassan – sehr schöner Name, kennt man aus der Abschiebedatei“, kommentiert er trocken.
Wenn die Polizei einen für einen Terroristen hält
Er habe immer gehofft, irgendwann mal nicht mehr fragen zu müssen, woher die Leute kommen. Aber nach dem Rechtsruck sei das ja nun wieder wichtig. Abdelkarim erzählt von seinem Vater, von seinem türkischen Freund Ali, von seinen Begegnungen im Zug oder vom Besuch auf dem Duisburger Ausländeramt („Ich bin Deutscher, aber ohne Pass“). Er spielt gern damit, dass ihn die Polizei wegen seiner Glatze und dem schwarzen Vollbart immer wieder für einen Terroristen hält: „Ich habe da schon eine Choreo“, sagt er, und erklärt, dass er dann sofort Pass, Handy und was er sonst noch in den Taschen hat, in Reih und Glied auf dem Boden auslegt.
Vorurteile sind sein großes Thema. Aber er führt nicht nur die Deutschen mit ihren Vorurteilen gegenüber dem Islam („nach der Show werden draußen Kopftücher verteilt“) oder Menschen dunkler Hautfarbe vor, er fährt vielmehr zweigleisig, indem er auch immer wieder die Vorurteile der Einwanderer aufs Korn nimmt.
Die Message versteht jeder
So versteht jeder seine Message, aber niemand fühlt sich beleidigt. Am deutlichsten wird seine „Technik“, wenn er seine Lösung für Ereignisse wie in der Silvesternacht 2015/16 vor dem Kölner Hauptbahnhof präsentiert: Wenn man zum Schutz der Frauen Gruppen von schwulen Männern postierte, würde kein einziger Nordafrikaner mehr dort aufkreuzen: „Der schwule Mann ist der natürliche Feind des Nordafrikaners.“ Für den damals von der Polizei geprägten Begriff „Nafri“ (kurz für Nordafrikaner) hat Abdelkarim im Übrigen die wahre Bedeutung gefunden: Araber ohne Erdöl.
Politisch wird er nur selten. Angela Merkel muss sich allerdings ein paar Breitseiten gefallen lassen. Sie sei der Mafiaboss der Politik: „Ihre Feinde verschwinden alle.“ Durch die Raute, die vor allem Männer verschluckt, vermutet er, und: „Sie wird alle überleben, auch den Planeten“, sagt er mit Blick auf ihre Klimapolitik. Feine Nadelstiche, wie Abdelkarim sie so geschickt verteilt.