Wesel. Der als Detektiv Wilsberg bekannte Leonard Lansink spielt in Bühnenhaus-Komödie. Eigentlicher Star des Stücks ist aber Heinrich Schafmeister.

Leonard Lansink kann nicht nur Wilsberg, sondern auch „Kunst“ – so heißt die Komödie von Yasmina Reza, in der er am Samstag und Sonntag im ausverkauften Bühnenhaus bewies, dass er ein richtig guter Bühnenschauspieler ist, der den knurrigen Detektiv aus Münster schnell vergessen lässt. Auch Luc Feit (Babylon Berlin) war in Bestform. Doch berechtigten Szenenapplaus gab es nur für Heinrich Schafmeister, der auch bei Wilsberg kürzlich wieder mal als dessen Freund Mani Höch zu sehen war. Er war der eigentliche Star des Abends.

„Kunst“ wurde 1994 in Paris uraufgeführt und begründete den Weltruf der Französin Yasmina Reza. Und darum geht es in ihrem von Regisseur Fred Berndt perfekt umgesetztem Stück: Dermatologe Serge (Feit) hat für 200.000 Francs ein Gemälde eines bekannten Malers gekauft. Ein Stück weiß gestrichene Leinwand von 1,60 x 1,20. Serge aber findet es „magnetisch“ und sieht darauf alle möglichen Farben und Linien. Und ist glücklich, nun ein Werk des gehypten Künstlers zu besitzen. Sein Freund Marc (Lansink), ein Technik-gläubiger, ziemlich humorloser Aeronautik-Ingenieur, erklärt ihn für verrückt und wird sogar richtig sauer, dass Serge einem solchen Schwindel des Malers aufsitzen kann.

„Kunst“ zeigt nimmt Auswüchse der Kunstwelt auf die Schippe

Yvan (Schafmeister), der dritte Freund im Bunde, gönnt Serge sein Glück, versteht aber auch Marc. Er versucht, zwischen den beiden Streithähnen zu vermitteln, nicht zuletzt, weil für ihn die Freundschaft wichtiger ist als das Bild.

Dabei hat er durchaus eigene Sorgen: Er will bald heiraten und kann sich mit seiner Zukünftigen nicht über die Anzeigenkarten einigen, denn egal, wie sie aussehen, irgendjemand in der Familie wird sich immer auf den Schlips getreten fühlen. Und ausgerechnet jetzt, wo der harmoniebedürftige Yvan dringend Zuspruch bräuchte, liegen sich seine beiden besten Freunde in den Haaren. Allein Schafmeisters herzzerreißend komischer Monolog über Braut, Mütter und Stiefmütter war schon den Theaterbesuch wert. Yasmina Reza geht es in „Kunst“ zunächst darum, die Auswüchse der Kunstwelt auf die Schippe zu nehmen.

Wer gerade en vogue ist, kann selbst für den größten Mist noch Höchstpreise erzielen. Und es finden sich immer Käufer wie Emporkömmling Serge, der gern zur vermeintlich exklusiven Kunstszene dazu gehören möchte, obwohl er eigentlich gar nichts von Malerei versteht. Er kauft nicht das Bild, sondern den Namen des Malers.

Freundschaft und die eigene Meinung

Doch es geht auch um die Kunst, eine Freundschaft zu bewahren, darum, die eigene Meinung zu sagen, ohne zu verletzen und zu verurteilen und damit die Freundschaft zu zerstören. Autorin Reza hat ihre Figuren als Prototypen angelegt: Marc in seinem unscheinbaren dunklen Blazer steht für Technikgläubigkeit und kalte Logik, Serge im eleganten, hellen Anzug, türkisfarbenem Hemd und gleichfarbigen Socken ist der oberflächliche Selbstdarsteller und Yvan schließlich steht in seinem Hawaii-Hemd für Gefühl. Die drei Schauspieler formen die Männer zu echten, glaubwürdigen Charakteren. Jede gute Komödie hat ein Happy­ End und so erkennen schließlich alle drei ihre Schwächen und den Wert ihrer Freundschaft.

>> Das ist der eigentliche Star des Abends in Wesel

Heinrich Schafmeister (62) stammt aus Essen. Er spielte in Rockbands und studierte Musik und Germanistik für das Lehramt, bis er sich in Essen an der Folkwang Universität der Künste einschrieb, um Schauspieler zu werden. Er stand auf vielen namhaften deutschen Bühnen und ist in der Komödie genauso zuhause wie im Drama. Sönke Wortmann und Dominik Graf sind nur zwei der Regisseure, mit denen er Filme drehte. Er spielte in vielen Fernsehserien, darunter „Der Staatsanwalt“ und „Wilsberg“.

Mit Leonard Lansink ist er regelmäßig für die Konzertdirektion Landgraf auf Bühnentournee. Schafmeister erhielt bedeutende Preise. Er engagiert sich in der Gewerkschaft „Bundesverband Schauspiel“ für die Tarif- und Sozialpolitik der Branche. Einem größeren Publikum bekannt wurde Schafmeister auch durch den Film Comedian Harmonists, in dem er den Sänger Erich A. Collin spielte.