Wesel. Erneut sind Landwirte auf die Straße gegangen, um gegen die Agrarpolitik zu demonstrieren. Diesmal stand aber der Austausch mit Bürgern im Fokus.
Auf dem Parkplatz der Niederrheinhalle herrscht hektisches Treiben. Dutzende Landwirte haben sich am Freitagmorgen in Wesel versammelt, um in einer gemeinsamen Aktion gegen die NRW-Agrarpolitik zu demonstrieren. Rund 150 Traktoren stehen in Reih und Glied nebeneinander – bereit für die Abfahrt. Bevor sich die Teilnehmer jedoch in mehreren Kolonnen auf Duisburg, Oberhausen und Orte im Kreis Wesel verteilen, schwört Georg Biedemann, Pressesprecher der Initiative „Land schafft Verbindung“, die Landwirte auf ihre Aufgabe ein.
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„Heute ist es etwas anders“, sagt Biedemann. „Jetzt geht’s an den Verbraucher ran.“ Anstatt erneut mit langen Staus und Protestkundgebungen auf die Situation der Bauern aufmerksam zu machen, stehe diesmal der Dialog mit den Bürgern im Vordergrund. „Geht auf die Verbraucher zu und fragt nach, wo der Schuh drückt. Dann kommt das Gespräch von ganz alleine.“
Agrarpolitik: Landwirt ten Huf kritisiert Auflagen
Während sich die ersten 50 Schlepper nach einer finalen Einweisung von Koordinator Rüdiger Neuenhoff auf dem Weg Richtung Oberhausen und Duisburg machen, wartet Henning ten Huf noch auf sein Startsignal. Der Landwirt vom Schoels-Hof in Drevenack soll sich mit einer kleinen Gruppe vor dem Real-Supermarkt an der Rudolf-Diesel-Straße positionieren.
„Wir würden doch alles umsetzen, was zum Wohle der Tiere ist“, beteuert ten Huf. „Aber wir müssen auch davon leben können.“ Während sich die deutschen Bauern an immer strengere Auflagen halten müssten, würden in Südamerika Mittel zum Einsatz kommen, die hierzulande längst verboten seien, kritisiert der Landwirt. „Wie soll ich damit konkurrieren?“
Passanten zeigen Verständnis für Landwirte
Nach rund zehn Minuten ist auch ten Hufs Gruppe an der Reihe. Mit vier Traktoren geht es zum 3,5 Kilometer entfernten Supermarkt. Kaum angekommen, schnappen sich die Landwirte zwei Kartons mit Saatgutmischungen und suchen das Gespräch mit Passanten. „Ich finde es nicht gut, dass die Bauern so schlecht bezahlt werden“, sagt Stefan Günther, der gerade von seinem Einkauf kommt. Zur neuen Düngeverordnung und den Protesten der Landwirte könne er aber nichts sagen. „Ich habe mich mit dem Thema noch nicht so richtig befasst.“ Teureres Fleisch würde er sich wünschen – und eine bessere Tierhaltung.
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Auch Hilde Kleiner nimmt sich kurz Zeit, um das Engagement der Landwirte zu loben. „Ich finde es gut, dass Sie demonstrieren“, so die Passantin. Sie selbst kaufe ihr Obst und ihre Eier immer beim Bauern. „Ich möchte ja, dass es frisch ist.“
Für ten Huf ist das positive Feedback keine Überraschung. „Viele Leute haben Verständnis für uns.“ Am Ende entscheide jedoch in aller Regel der Preis im Supermarktregal. Und da könnten regionale Bauern oft nicht mithalten.