Wesel. Der dänische Walzerkönig brachte die Russischen Kammerphilharmoniker mit ihrem Dirigenten Franz Lamprecht in Schwung. Walzer, Märsche und Galopp.
Alle Jahre wieder füllt der Düsseldorfer Dirigent Franz Lamprecht das Städtische Bühnenhaus komplett – mit einem schmissigen Silvesterkonzert. Walzer, Märsche und Galopp sorgen für Stimmung, aber einige bekannte Operettenlieder fürs Herz sind auch immer dabei. Montag dirigierte Lamprecht die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg. Obendrein hatte er den Tenor Michael Siemon mitgebracht.
Der Bundesschützenmarsch
Es begann sehr munter, mit dem Bundesschützenmarsch „Aufs Korn!“ von Johann Strauß/Sohn (1825 – 1899), der erstmals 1898 im Wiener Prater gespielt wurde. Gut brachte das Orchester die ausgelassene Jahrmarktstimmung rüber und manchmal glaubt man, eine Drehorgel zu hören.
Strauß/Sohn kam insgesamt mit fünf Stücken „zu Wort“, darunter seine Kurzversion der beliebtesten Songs aus der Operette „Die Fledermaus“, zur Quadrille zusammengefasst, sowie sein „Perpetuum Mobile“.
Das Orchester kam vor der Pause ein wenig verhalten daher, und man schaute in eher mürrische Musikergesichter. Mit leichter Wehmut dachte man gelegentlich an die enorme Spielfreude der Rumänischen Staatsphilharmonie, die Lamprecht im Vorjahr zum Silvesterkonzert mitgebracht hatte.
Hans Christian Lumbyes „Champagner-Galopp“.
Doch die Stimmung auf der Bühne änderte sich mit Hans Christian Lumbyes „Champagner-Galopp“. Die Noten des dänischen Walzerkönigs (1810 – 1874), der über viele Jahre im Kopenhagener Tivoli aufgespielt hat, mögen die international erfolgreichen Russischen Kammerphilharmoniker an den eigenen Auftritt in dem berühmten Vergnügungspark erinnert haben. Und ihre gute Laune hielt dann an.
Tenor Michael Siemon, der sich bereits so manchen Musikpreis ersungen hat, agierte zunächst nicht sonderlich glücklich, denn seine Stimme verlor sich in der Lautstärke des Orchesters und er wirkte – etwa bei der Interpretation von Franz Lehárs „Gern hab’ ich die Fraun geküsst“ – eher steif.
Erst am Schluss, als er „Als flotter Geist… Ja, das alles auf Ehr“ aus Strauß’„Der Zigeunerbaron“ sang, zeigte er sein Können und sein Charisma – für Operettenfans ein Highlight des Abends.
Dirigent Franz Lamprecht moderierte die Musik wie immer launig an, und ebenfalls wie im vergangenen Jahr brachte er als Schmankerl ein Stück des 1975 verstorbenen Amerikaners Leroy Anderson, der für ungewohnte Klänge bekannt ist. Diesmal stand „Plink, Plank, Plunk!“ auf dem Programm, als Pizzicato, will heißen, die Streicher zupften ihre Instrumente, was einen gedämpften Klang erzeugt.
In Wesel darf natürlich auch Hermann Ludwig Blankenburg nicht fehlen: Der 1956 hier verstorbene Komponist hat rund 1200 Walzer geschrieben. Lamprecht und die Russische Kammerphilharmonie gaben einen kraftvollen „Abschied der Gladiatoren“ zum Besten.
Und dann zum Schluss der Höhepunkt eines jeden Silvesterkonzerts - der für Feldmarschall Radetzky einst von Johann Strauß/Vater komponierte Marsch gleichen Namens.
>>> VIELSEITIGES ENGAGEMENT:
Franz Lamprecht, Jahrgang 1951, gastierte bereits zum 18. Mal in der Hansestadt Wesel. Sein Studium absolvierte er an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf.
Schon während des Kapellmeister-Studiums gründete er den ersten Chor. Er leitet unter anderem den Oratorien-Chor Hilden mit 105 Sängern sowie den Chor der Landesregierung Düsseldorf.
Lamprecht unternimmt Gastspielreisen im In- und Ausland und arbeitet mit verschiedenen Orchestern zusammen, vor allem aber mit der Rumänischen Staatsphilharmonie „Dinu Lipatti“ aus Satu Mare und dem Philharmonischen Orchester der rumänischen Stadt Târgu Mureș.
Zu seinem Repertoire zählt sowohl geistliche als auch weltliche Musik aus Klassik und Unterhaltung. In der Düsseldorfer Tonhalle leitet er eine eigene Konzertreihe.