Kreis Wesel. Im Jahr 2020 wird es laut Prognosen im Kreis Wesel 14.500 Demenzkranke geben. Eine Online-Broschüre hilft, die richtige Unterstützung zu finden.
Wenn ein Familienmitglied an Demenz erkrankt ist, versuchen die Angehörigen oft, die Pflege so lange wie möglich alleine zu stemmen – nicht selten über die eigenen Grenzen hinaus. Das ist für beide Seiten belastend und vor allem unnötig, sagt Kreisdirektor Ralf Berensmeier. Denn im Kreisgebiet gibt es eine Reihe von Angeboten für die Familien und flächendeckend Beratungsstellen als erste Anlaufpunkte. Hier sollten sich Betroffene und Angehörige so früh wie möglich Hilfe holen, appelliert Berensmeier. Orientierung dabei gibt der jetzt aktualisierte Demenzwegweiser.
Dass immer mehr Menschen einen dementen Angehörigen versorgen oder selbst mit der fortschreitenden Hirnschädigung kämpfen, zeigen Zahlen für den Kreis Wesel auf der Basis von Daten der Alzheimergesellschaft: Von 10.500 Erkrankten über 65-Jährigen geht man für 2017 aus, im Jahr 2020 sollen es laut Prognosen schon 14.500 Personen sein.
Angehörige von Demenzkranken holen sich oft zu spät Hilfe
Leider wenden sich Angehörige oder Erkrankte oft erst spät an die Fachstellen, stellt zum Beispiel Kirsten Bovenkerk von der gerontopsychiatrischen Beratungsstelle im Dinslakener St.-Vinzenz-Hospital immer wieder fest. Mangel an Informationen, Angst vor der Reaktion des Erkrankten oder einfach Scham können der Grund sein, weiß Bovenkerk. Mit Freude stelle dann so mancher Angehörige fest, dass die Mitarbeiter Hausbesuche durchführen oder Familien zum Beispiel bei Begutachtungen unterstützen – also echte Entlastung bringen.
Zwei gerontopsychiatrische Fachberatungen bieten offene Sprechstunden in den Kommunen rechts und links des Rheines an. Sie helfen insbesondere dann, wenn Erkrankte oder pflegende Angehörige psychiatrische Hilfe benötigen. Zusätzlich stehen die Fachberatungen Demenz mit Rat und praktischer Hilfe bereit, rechtsrheinisch ist hier der Caritasverband und linksrheinisch die Grafschafter Diakonie aktiv. Der Kreis fördert die für Ratsuchende kostenlosen Angebote mit 180.000 Euro jährlich. Berensmeier: „Individuelle und gute Unterstützung ist uns als Kreis Wesel wichtig“.
Hier geht’s zum Demenzwegweiser
Der Demenzwegweiser listet Informationen über alle Beratungsstellen sowie die Kontakte zu den Selbsthilfe- und Angehörigengruppen auf. Er erklärt auch, wo es weitere Beratung gibt, etwa zum Thema Wohnen oder rechtliche Betreuung. Davon, wünschen sich Ralf Berensmeier und Valerie Ve Carré vom Fachdienst „Hilfe für ältere Menschen“, sollten Familien unbedingt rechtzeitig Gebrauch machen – und nicht erst, wenn die zunehmenden Belastungen allen Beteiligten über den Kopf zu wachsen drohen.
Der neu aufgelegte Demenzwegweiser ist allerdings erstmals nicht in gedruckter Form, sondern nur Online erhältlich. Denn er soll regelmäßig aktualisiert werden und immer auf dem neuesten Stand sein, begründet der Kreisdirektor. Bei Bedarf drucken die Beratungsstellen die Informationen jedoch auch aus.
Zum Download bereit steht der Wegweiser unter www.pflege-kreis-wesel.de oder auf der Startseite des Kreises Wesel www.kreis-wesel.de