Kreis Wesel. Machbarkeitsstudie soll klären, ob eine Reaktivierung der früheren Walsumbahn für den Personenverkehr Sinn macht. Eine Variante führt nach Wesel.
Verkehrswende, das bedeutet runter vom Prinzip ein Mensch, ein SUV, hin zu mehr Bus, E-Mobilität, zu intelligenten Lösungen. Und auf die Schiene. Allerdings: An neue Strecken ist kaum zu denken, die Planungen würden Jahrzehnte dauern. Doch es gibt alte Strecken, die im Zeitalter der Automobilität stillgelegt worden sind.
Sie zu reaktivieren ist die Idee von CDU, SPD und Grünen im Verwaltungsrat des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR): Eine Machbarkeitsstudie soll untersuchen, ob die alte Walsumbahn wiederbelebt werden könnte – auch für den Personennahverkehr: Die Eisenbahnstrecke von Voerde über Walsum nach Oberhausen und im bestehenden Netz weiter nach Duisburg und Düsseldorf. Und am anderen Ende bis Wesel – wie es vor dem Krieg der Fall war. Zur Hälfte finanziert der VRR diese Studie, die andere Hälfte teilen sich die Kommunen und, nach dem jüngsten Beschluss, der Kreis Wesel.
Lothar Ebbers, Sprecher von Pro Bahn, erläutert die Möglichkeiten. Eine Variante wäre, die Walsumbahn bis Walsum-Overbruch zu reaktivieren.
An neue Strecken ist kaum zu denken
Variante zwei ginge bis Möllen, Variante drei bis Spellen, dann bis Friedrichsfeld auf den Gleisen, die unten am Kanalufer entlang liegen. Variante vier untersucht die Wiederherstellung der alten Trasse bis zum Weseler Bahnhof – letztere hält Ebbing für eher unwahrscheinlich. Er präferiert die Durchbindung bis Möllen, abseits der Hauptstrecken. „Die Vorzugsvariante ist offen, es handelt sich um eine Machbarkeitsstudie“.
Frank Berger, CDU-Fraktionschef im Kreistag und Mitglied im VRR-Verwaltungsrat, sieht einigen Charme darin, die Strecke bis Wesel für den Personenverkehr zu verlängern, über die Kreisbahn für Deltaport, auf der aktuell Güter transportiert werden. Der große Vorteil aus Bergers Sicht: Diese Bahn hat eine Betriebsgenehmigung. „Die Machbarkeitsstudien haben den Vorteil, dass aufgegebene Strecken auf Lückenschlüsse untersucht werden können“, erläutert Berger. Einfach mal schauen, was möglich ist, die Betuwe habe gezeigt, dass an neue Strecken kaum zu denken sei.
„Wir können aber alte innerhalb von zwei bis drei Jahren ertüchtigen. Die neue 5G-Technologie kann dafür sorgen, dass die Gleise deutlich besser und dichter genutzt werden“, erläutert er. Der Verkehr auf einem einzigen Gleis könnte deutlich dichter fahren. Die Walsumbahn hat streckenweise nur ein Gleis.
Weseler MIT für Linie bis Wesel
Im Rahmen der Verkehrswende müsse es möglich sein, die Güter von der Straße auf die Schiene zu bekommen und ein ÖPNV-Angebot bis vor die Werkstore zu bieten. Berger erwartet, dass die Studie bis Sommer vorliegt, „ab Herbst können wir dann diskutieren“. Für ihn ist die Walsumbahn nur ein Anfang, es gelte herauszufinden, wo Strecken liegen, die in den vergangenen 30 Jahren stillgelegt worden. „Vielleicht reicht ein Kilometer, um einen Bypass einzurichten“, erläutert er.
Eine Befürworterin der Verlängerung von Spellen nach Wesel ist die Mittelstands und Wirtschaftsunion Wesel (MIT). „Bis Wesel fehlen nur 3,8 Kilometer“, teilt deren Vorsitzender Andreas Gardemann mit. Der Bahndamm sei zwischen Kanal und Huyssenstraße vorhanden und im Besitz der Stadt Wesel. Der Knackpunkt „eine Brücke über den Wesel-Datteln-Kanal muss allerdings neu gebaut werden.“ Sie war dem Krieg zum Opfer gefallen und nicht wiedererbaut worden.
Die MIT sieht durch die Anbindung Wesels eine Möglichkeit für Pendler von Wesel nach Düsseldorf, Oberhausen und Duisburg als Alternative zu den stark belasteten Strecken der Betuwe, der B8 und der Autobahn. „Wenn die Studie positive Aussagen liefert, sollte die Stadt Wesel mit Nachdruck daran mitwirken, dass eine Anbindung an die Walsumbahn realisiert wird“, fordert die MIT.