Kreis Wesel. Die Afrikanische Schweinepest ist auf dem Vormarsch. Landwirte sehen beim Ausbruch ihre Existenz bedroht. Wie sich der Kreis Wesel vorbereitet.

Die afrikanische Schweinepest (ASP) rückt stetig näher, aber ob sie Deutschland erreicht und wann, das ist „russisches Roulette“, wie die stellvertretende Amtstierärztin des Kreises Wesel, Dr. Susanne Dickmann, beschreibt. „Je mehr wir umzingelt sind, desto größer die Wahrscheinlichkeit“. Daher bereitet man sich auch im Kreis auf den „Falle der Fälle“ vor.

In Belgien ist die Seuche schon aufgetreten, in Polen ist der Erreger 40 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Für die menschliche Gesundheit ist das Virus, das über Wildschweine oder Fleisch- und Wurstwaren verbreitet werden kann, nicht gefährlich – jedoch für die Landwirtschaftsbetriebe. Die Seuche könnte, selbst wenn nur ein Wildschwein betroffen ist, Existenzen vernichten, fürchtet Wilhelm Wefelnberg, Schweinehalter aus Hünxe und Mitglied im Vorstand der Kreisbauernschaft.

Bauern fürchten Preisverfall bei Schweinefleisch

Die NRW-Landesregierung mahnte angesichts des Vormarsches jetzt zur Wachsamkeit. Auf Rastplätzen entlang der Reiserouten sollten Essenreste nur in verschlossenen Abfallbehälter entsorgt werden, Straßenmeistereien sind aufgefordert, Mülleimer und Zäune zu kontrollieren.

Im Kreis Wesel machen sich die Landwirte schon länger Gedanken: „Die Schweinehalter im Kreis Wesel sehen es mit Sorge, dass die afrikanische Schweinepest näher rückt“, sagt Wefelnberg.

Jäger haben Schwarzwild verstärkt im Visier

Die Kreisbauernschaft informiert die Landwirte im Internet und stellt Infoblätter für Saisonarbeitskräfte zur Verfügung - auch in polnisch, rumänisch oder tschechisch.

Die Jäger im Kreis Wesel machen schon seit dem Auftauchen der ASP verstärkt Jagd auf Schwarzwild, erklärt der Sprecher Sebastian Falke. Im Jahr 2017/18 wurden mit 1500 Tieren überdurchschnittlich viele Wildschweine zur Strecke gebracht, zuletzt waren es gut 1000. Gerade jetzt rücken die Jäger dem Wild bei Drückjagden wieder zu Leibe, die Jagd ist sogar ganzjährig erlaubt.

Denn die Preise für Schweinefleisch sind derzeit mit etwas über zwei Euro pro Kilo Schlachtschwein recht gut. Vor einem Jahr lag der Kurs bei 1,30 Euro. Der Grund für den Anstieg ist der starke Export, erklärt Wefelnberg. Viel Fleisch geht derzeit nach China und in mehrere asiatische Länder. Dort hat die ASP das Angebot an Schweinefleisch schon reduziert.

Sollte auch in Deutschland ein Fall auftreten, würde der Export sofort zum Erliegen kommen, ist Wefelnberg sicher, die Preise drastisch sinken. Auch wenn der inländische Verkauf nicht gestoppt wird. „Viele Betriebe werden dann völlig aussteigen“, glaubt der Hünxer Landwirt.

Amtstierärztin zur Schweinepest: Jeden Tag kann etwas passieren

Gegen den Vormarsch können die hiesigen Bauern nichts machen. Doch die eigenen Betriebe schützen sie, so gut es geht. Wilhelm Wefelnberg hat, nachdem er Wildschweine auf einem Acker neben seinem Haus entdeckt hat, einen Elektrozaun installiert. Fremde lässt er nicht mehr gerne auf den Hof. Und in den Stall darf nur, wer die vorgeschriebene Schutzkleidung trägt. Die Maßnahme ist zwar nicht neu, „aber jetzt wird noch mehr Wert darauf gelegt“.

Auch interessant

„Jeden Tag könnte etwas passieren“, sagt auch die Amtstierärztin Dr. Susanne Dickmann. Wildschweine sind mobil, zudem werde die Seuche auf „zwei Beinen und vier Rädern“ transportiert. Die Überlebensfähigkeit der Erreger sei enorm, die Seuche halte sich lange im Boden, wenn ein Kadaver dort liegt. Würde infiziertes Schwarzwild entdeckt, hätte das gravierende Folgen.

Übung im Kreis Wesel für den Umgang mit der Afrikanischen Schweinepest

Schweinebestände müssten in einer Restriktionszone vor dem Schlachten aufwändig getestet werden, das bringt hohe Kosten mit sich.

Wie in diesem Fall reagiert werden muss, hat die Kreisverwaltung in diesem Jahr bei einer Tierseuchenübung mit Vertretern der Polizei, der Landwirtschaft und der Jäger bereits trainiert. Mit den Jägern und Bauern sei man im regelmäßigen Austausch, versichert Dickmann. Für Anfang 2020 ist das nächste Treffen geplant, um eine neue Übung vorzubereiten. Wichtig sei, dass das Thema in den Köpfen wach bleibt.