Hamminkeln. Hamminkelner Bürger können nun das belgische Atomkraftwerk Tihange im Rathausfoyer ausschalten. Zumindest symbolisch.

Es ist zuletzt still geworden um das belgische Atomkraftwerk Tihange, das in den vergangenen Jahr oft genug schlagzeilenträchtig von sich Reden gemacht hat. Das heißt allerdings nicht, dass die Proteste - vor allem auf deutscher Seite - eingestellt wurden. Beileibe nicht.

Nun hat der Protest Hamminkeln ganz konkret erreicht. Im Rathaus-Foyer steht ab Montag eine sogenannte „Soziale Skulptur“, die man aber auch ganz banal als Zählstation bezeichnen könnte. Die rote Säule mit dem klassischen Radioaktiv-Zeichen - also gelber Grund und drei schwarze Dreiecke - hat einen netten Hebel - wie man in sonst von den Groschengräberautomaten in Spielkasinos kennt. Wer den betätigt, schaltet den Pannenreaktor in Belgien ab, wenn auch nur symbolisch.

Die Aktion tourt seit 2016 durch die Lande

„Tihange AUS-schalten“ heißt die Aktion, die bereits seit 2016 durch die Lande tourt und gestern von Bürgermeister Bernd Romanski und Thomas Michaelis von der Stadtverwaltung vorgestellt wurde. Zwei Monate wartet die Säule nun auf Menschen, die mit Betätigen des Schalters ihren Protest gegen den Weiterbetrieb des Kraftwerks ausdrücken wollen. 23.258 Mal haben Menschen bereits den Hebel der Säule in Hamminkeln betätigt. Die Stadt, so Romanski, will nun Anfangs- und Endstand festhalten, um nachvollziehen zu können, wie viele Hamminkelner sich an dem Protest gegen Tihange beteiligen.

„Uns geht es um die Botschaft. Den Menschen ist das nicht egal“, positionierte sich gestern der Bürgermeister. Für ihn, wie für viele andere ist vollkommen klar, dass nicht nur der nähere Umkreis betroffen ist, wenn sich ein Störfall in einem der Reaktoren ereignet. Denn Tihange ist nur 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Deshalb sei Hamminkeln bereits 2017 dem Aktionsbündnis für die Abschaltung der belgischen Meiler beigetreten, so Romanski.

Säule bleibt zwei Monate in Hamminkeln

Erst Anfang Juli 2019 war Tihange 2 wieder ans Netz gegangen, nachdem er mal wieder wegen Reparaturarbeiten abgeschaltet werden musste. Im Oktober hatte ein Hacker gegenüber Medien behauptet, dass er eine Sicherheitslücke im Atomkraftwerk entdeckt habe.

Zwei Monate wird die Säule nun an prominenter Säule im Rathausfoyer aufgestellt. Jede Hebelbewegung, die die Hamminkelner ausführen wird aufgezeichnet. Diese Zahlen übermitteln die Initiatoren einmal in der Woche an die belgische Regierung, um ihre Forderung nach einer Abschaltung des Reaktors zu unterstreichen. Insgesamt gibt es zehn Säulen, die die Aktionskünstler Rolf Jägersberg und Lars Harmens gestalten haben.

Mehr Infos gibt es im Internet unter www.tihange-alarm.eu