Wesel. Dass die Kläranlage in Wesel zum Teil sanierungsbedürftig ist, war lange klar. Jetzt soll sie aber auch gegen Starkregen gewappnet werden.
Eine mehrere Millionen Euro-Investition steht jetzt in der Kläranlage am Rhein an. Hier fließen die Schmutz- und Regenwasserströme aus den Weseler Ortsteilen zusammen, das Wasser wird geklärt in den Rhein entlassen.
Jetzt soll das Regenüberlaufbecken mit seinen vier Kammern in Angriff genommen werden. „Ein neuer, ganzheitlicher Ansatz für die Sanierung ist geplant“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Hegmann. Bei einem Besuch in der Kläranlage mit Technik-Chef Henning Wagner, Ingenieur Ulf Heinrich und Klärwerksleiter Jens Kiel zeigt sich das ganze Ausmaß des Vorhabens.
Wasser speichern, Kläranlage entlasten
Wenn man an den vier Überlaufbecken - Länge 35 bis 50 Meter, Breite je 14 Meter, Tiefe 3,55 Meter – steht, erstaunt die Dimension. „Hauptaufgabe des Beckens ist es, Wasser im Regenfall zwischen zu speichern, um die Kläranlage zu entlasten. Zufließende Wassermengen können dann der Reinigung sukzessive zugeführt werden, zum Beispiel ist das bei intensiven Regenereignissen enorm wichtig“, erklärt Ulf Heinrich. Der zufließende Ringsammler ist ein Stück Weseler Geschichte, er stammt aus dem Jahr 1885.
8.500 Kubikmeter lassen sich in den vier 1978 gebauten Becken speichern. Sie füllen sich bei Bedarf Stück für Stück, möglich machen den sortierten Zulauf starre Wehre. Sie sorgen dafür, dass das Wasser in die nächste Kammer fließt. Das System funktioniert, aber nach jahrzehntelangem Betrieb zeigen sich Verschleißerscheinungen. Das ist nicht neu, schon 2012 wurde Sanierungsbedarf ermittelt.
Städtisches Kanalnetz bei Starkregen entlasten
Dann kam der Aspekt der häufigeren Starkregen hinzu, 2016 entschieden die Stadtwerke, die Maßnahme neu zu betrachten und erweiterten sie. Wenn der Regen prasselt, will man nun die direkte Lage am Rhein nutzen, indem optimiert in den Fluss eingeleitet und so das städtische Kanalnetz entlastet wird. „Wir wollen diese Chance zusätzlich nutzen durch den Einbau von absenkbaren, steuerbaren Wehrschwellen“, sagt Henning Wagner.
Sicher bei Hochwasser
Das rechne sich, weil teure Rückhaltemaßnahmen im Kanalnetz in der Innenstadt reduziert werden können. Künftig können zusätzlich 3200 Liter Niederschlagswasser je Sekunde direkt in den Rhein strömen. Die Sanierung soll gleichzeitig dazu genutzt werden, das Aufschwimmen der Becken bei Rhein-Hochwasser zu verhindern.
Bisher wird das durch mehr Gewicht mittels Flutung der Becken gewährleistet. Künftig werden Pfahlanker das Überlaufbecken standfest halten. Die anstehende Betonsanierung wird deshalb kombiniert mit dem Setzen von 80 bis 120 solcher Pfähle, die über die gesamte Beckensohle verteilt und 20 Meter in die Tiefe getrieben werden. Anwohner müssen eine rund zweieinhalbjährige Bauzeit ertragen, dafür riecht es hinterher deutlich besser.
Das Projekt
Anwohner können sich am 5. Dezember, 17 Uhr, auf dem Gelände der Kläranlage informieren. Lärmschutzwände zur Wohnbebauung sollen die Belästigung minimieren.
Baubeginnist im Januar 2020, Ende 2022 sollen die Arbeiten beendet sein. Unter anderem ist eine Betonsanierung und Auftriebssicherung des Beckens geplant und ein Schmutzwasserpumpwerk.