Hamminkeln. Katja Gronau ist eine Friseurmeisterin, die Wert auf Nachhaltigkeit legt. Um mit ihrem Betrieb klimaneutral zu sein, pflanzt sie Bäume.
Schon mal was von einem klimaneutralen Friseursalon gehört? Also da, wo waschen, schneiden, fönen an der Tagesordnung ist. Nein? Gibt es aber, und zwar nicht in so einer Ökohauptstadt wie Freiburg oder einem Szeneviertel von Berlin, wie man vielleicht denken sollte, sondern in Hamminkeln - mitten im Dorf.
Hier betreibt Katja Gronau an der Ringenberger Straße 4 ihren Salon. „Natürlich Haar & Make up“ steht im Zusatz und gibt einen dezenten Hinweis darauf, dass dieser Tempel der Schönheit kein x-beliebiger ist. Aber wie kann man einen Friseursalon klimaneutral arbeiten, wo doch die Kunden sicherlich nicht mit kaltem Wasser die Haare gewaschen haben möchten und auch der Fön fröhlich vor sich vor sich hin pustet, um die Frisur in Form zu bringen?
Keine Strähnchen mit Alufolie
Es sind zum einen - na ja - Kleinigkeiten, die vielleicht nicht jedem sofort auffallen. So fehlen zum Beispiel Wärmegeräte, wie andere Betriebe sie gerne einsetzen, um den Färbevorgang zu beschleunigen. Und die Strähnchen werden nicht mit Alufolie getrennt, sondern mit biologisch abbaubarem Papier. Auch bei den Produkten legt die 42-jährige Friseurmeisterin Wert auf Nachhaltigkeit. Shampoo oder Pflegespülung, die mit Hilfe von Tierversuchen entwickelt wurden, kommen Katja Gronau nicht über die Schwelle.
Sie hat in Parma/Italien einen Hauptlieferanten gefunden, der ebenfalls Wert auf Nachhaltigkeit legt und seine Fabrik ebenfalls klimaneutral betreibt. „Da war ich schon drei mal. Sehr beeindruckend“, schwärmt sie. Außerdem sind 98 Prozent ihrer Produkte vegan. Auf Plastik wird - wo möglich - verzichtet, der Müll wird getrennt und biologisch abbaubare Reinigungsmittel sind Usus. Undsie pflanzt Bäume. Jedes Jahr nach einem ausgeklügelten Rechensystem, in dem berücksichtigt wird, wie viel CO² ein Friseursalon durchschnittlich pro Quadratmeter und pro Mitarbeiter verbraucht. Sogar die Fahrt der Mitarbeiter zur Arbeit wird mit eingerechnet. So kommt die Hamminkelnerin auf 13 Bäume pro Jahr und das seit 2014. Da kann schon einiges zusammen kommen im Laufe eines Berufslebens.
Auch im Privatleben achtsam sein
Doch wie kommt man auf die Idee, einen zertifizierten klimaneutralen Friseursalon aufzumachen? „Nachhaltigkeit war für mich schon immer ein Thema“, erzählt die Hamminkelnerin. Sie hat damals als Angestellte gestört, mit Produkten zu arbeiten, die mithilfe von Tierversuchen entwickelt wurden. Und auch im Privatleben versucht Familie Gronau möglichst nachhaltig zu agieren. Dabei sind sie jetzt nicht vollkommen radikal, aber sie achten schon drauf. Das Haus wird mit einer Wärmepumpe geheizt, die Kinder essen vegetarisch. Und wenn Katja Gronau, so wie demnächst, mit dem Auto nach Berlin muss, bietet sie Plätze für Mitfahrer an.
Und sie ist nicht allein mit dieser Einstellung. Mit der „Worldwide Hair Tour“ waren sie und viele andere Kollegen in Island. Mit dem Flugzeug. Der CO²-Fußstapfen war da. Also haben alle Teilnehmer der Tour drei Bäume auf Island gepflanzt, um die „Umweltsünde“ auszugleichen. Wer die Insel kennt, weiß, dass die dort Mangelware sind.
Wirtschaftsförderer wirbt für Werbung
Dass sie bei ihrem Weg in die Selbstständigkeit so sehr auf Nachhaltigkeit setzt, war ihr zunächst gar nicht bewusst. „Eine Freundin hat meinen Businessplan gelesen und mich darauf hingewiesen“, erzählt sie. Und eigentlich wollte sie ihr Nachhaltiges Engagement auch gar nicht an die große Glocke hängen, aber der Hamminkelner Wirtschaftsförderer Martin Hapke habe sie gedrängt: „Da musst Du mit werben.“
Wer jetzt mit Klimaneutralität und Nachhaltig nichts an der Mütze hat, muss deshalb den Gang zu Katja Gronau nicht scheuen. Missioniert wird niemand. Aber wenn ein Kunde Interesse zeigt, erklärt sie sehr gerne, was sie in ihrem Salon warum macht. Denn sie handelt aus Überzeugung.