Wesel. Passanten müssen Slalom um Pfützen laufen, wenn sie zu den Gleisen am Bahnhof Wesel wollen. Der Putz bröckelt, die Eingangstür ist gesplittert.

Eine junge Frau fuhr Donnerstagmittag mit ihrem Kinderwagen in Schlangenlinien durch die Unterführung des Weseler Bahnhofs, die zurzeit einer kleinen Seenplatte gleicht. Ihr Kleinkind hatte sichtlich Spaß dabei, die Mutter offenbar weniger, weil sie aufpassen musste, keine nassen Füße zu bekommen: Denn es gibt schon seit einigen Tagen etliche Pfützen auf dem Weg zu den Gleisen, nur Teile des Gangs sind trocken. Nach den starken Regenfällen zu Beginn der Woche war der „Wasserstand“ dort sogar noch deutlich höher.

Wo das viele Wasser herkommt, ist unklar. Da es sich nicht direkt unter den Treppenaufgängen sammelt, lässt sich vermuten, dass es auch nicht von den Bahnsteigen heruntergeflossen ist. Fakt ist: Auch nach vielen Stunden Trockenheit fließt es nicht ab, sondern steht in dem Gang.

Grüner Belag und abgeplatzter Putz an den Wänden am Treppenaufgang.
Grüner Belag und abgeplatzter Putz an den Wänden am Treppenaufgang. © Johannes Kruck

Ein paar Meter weiter am Treppenaufgang zur Schalterhalle bröckelt direkt neben dem Geländer an mehreren Stellen der Putz von den Wänden, darunter kommt ein grünlicher Belag zum Vorschein – sieht nicht sehr appetitlich aus.

Die Eingangs-Schiebetür Richtung Stadt am östlichen Ausgang des Bahnhofs ist ebenfalls schon seit Wochen defekt. Eine Hälfte der Glastür ist gesplittert, an ihr hängt ein Hinweisschild, dass auf den Missstand aufmerksam macht – die andere Türhälfte bleibt trotz Kälte zurzeit durchgehend geöffnet.

Keine Reaktion von der Bahn

Eine Anfrage der NRZ am Donnerstag-Morgen an die Sprecher der Deutschen Bahn mit der Bitte um Stellungnahme blieb bis Redaktionsschluss leider unbeantwortet. Arbeitsüberlastung sei der Grund dafür, dass es zunächst keine Antworte gebe, erklärte die DB.

Immer wieder hatte sich in den vergangenen Jahren auch die Weseler Politik über Ärgernisse am Bahnhof beschwert. Schon im Januar diesen Jahres hatten SPD-Fraktionschef Ludger Hovest und sein erster Stellvertreter Norbert Meesters bei einem Ortstermin an Bahnsteig 4 ihrem Ärger Luft gemacht. Seit sie hier drei Monate zuvor auf die vielen Missstände und Provisorien aufmerksam gemacht haben, habe sich nichts getan, erklärten sie damals.

Eine Hälfte der Eingangstür ist gesplittert. 
Eine Hälfte der Eingangstür ist gesplittert.  © Johannes Kruck

Angesichts der Untätigkeit des DB-Vorstands beschritt die SPD seinerzeit einen neuen Weg und nahm dabei auch die beiden hiesigen Bundestagsabgeordneten Sabine Weiss (CDU) und Bernd Reuther (FDP) in die Pflicht. Weiss kümmere sich nicht um das Thema, so dass man erwarte, dass die Weseler CDU sie auf die Mängel im Bahnhof hinweise. Reuther wiederum sitze im Verkehrsausschuss. „Einen besseren Ansprechpartner gibt es ja gar nicht“, sagt Hovest.

Immerhin nutzten über 7000 Einpendler an Werktagen den Weseler Bahnhof, hinzu kommen die Auspendler, für die im nächsten Jahr weitere 90 kostenfreie Parkplätze auf der Richelswiese am Fusternberg gebaut werden.

Das ist umweltbewusste Mobilität, findet Ludger Hovest, der die Mängel am Bahnhof nicht nachvollziehen kann. Schließlich seien hier in den vergangenen Jahren fast vier Millionen Euro verbaut worden.