Wesel. Marianne und Otto Pöll gaben sich vor exakt 65 Jahren in der Gindericher Wallfahrtskirche das Ja-Wort. Samstag Fackelzug zu ihren Ehren.

Am Samstag genau vor 65 Jahren läuteten die Hochzeitsglocken für Marianne und Otto Pöll aus Ginderich in der dortigen Wallfahrtskirche.

Der Termin der Hochzeit hatte Brautvater Albert Schleß, der einen großen Samenfachhandel in Grinderich betrieb, festgelegt. „Im Dezember begann ja die Saison, da war keine Zeit mehr“, erinnert sich die Braut. Jetzt feiert das Paar Eiserne Hochzeit – um 17 Uhr geht’s in die St.-Mariä-Himmelfahrskirche, danach folgt ein Fackelzug der St.-Antonius-Schützenbruderschaft zu Ehren des Jubelpaares. 1952 begegneten sich die beiden das erste Mal auf der Gindericher Kirmes, nach dem Tanzen brachte er sie nach Hause. Richtig gefunkt hat es dann Karneval 1953, erneut beim Tanzen.

Im Juni 1954 feierte das Paar Verlobung, am 11.11. um 11 Uhr folgte die standesamtliche Hochzeit im Rathaus Büderich.

Ein Jahr später kam Tochter Margret zur Welt, es folgten Hans-Albert (1956), Otto (1957), Karl (1959) sowie Reiner (1962). Die sieben Enkel sind zwischen 24 und 38 Jahren alt, die vier Urenkel drei bis fünf Jahre. Der heute 91-jährige gelernte Eisenwarenkaufmann, stieg aber mit der Hochzeit in den Samenfachhandel seines Schwiegervaters ein, übernahm diesen 1955 – bis Silvester 2010 wurden von der Büdericher Straße in Ginderich hunderttausende Tüten mit Samen in alle Welt verkauft.

Der 91-Jährige wollte Kaiser werden

Otto Pöll war zudem 20 Jahre lang Rechnungs- und Kassenprüfer der Fernleitungs-Betriebs­gesellschaft (FLG) in Xanten. 1949 wurde er Schützenkönig beim Gindericher Junggesellen-Schützenverein. In diesem Jahr – also genau 70 Jahre später – trat der 91-Jährige beim Kaiserschießen an. „Er war sowas von ehrgeizig, den Vogel herunterzuschießen“, berichtet seine Schwiegertochter.

Mit zwölf weiteren befreunden Paaren gründeten Marianne und Otto Pöll 1949 zwei Kegelclubs: Die Frauen nannten sich „Immer die Selben“ und die Männer „Hau ruck“. Bis heute gibt es gemeinsame Aktivitäten – jedoch in abgespeckter Form, denn von den ursprünglich 13 Herren ist Otto Pöll der einzige noch lebende Kegelbruder – vom Damenkegelclub leben noch neun Kegelschwestern. Acht davon sind so fit, dass sie regelmäßig mit Otto Pöll etwas unternehmen.

Lebensmotto: „Der Klügere gibt nach“

Bis heute ist Otto Pöll begeisterter Jäger, das Wohnzimmer des Jubelpaares zieren imposante Trophäen von Hirschen und sogar das Geweih eines Elches, den der Gindericher in den 70er Jahren in Schweden erlegte. Marianne Pöll war früher mit in den elterlichen Samenhandel eingebunden, hat den Gemüsegarten versorgt und leidenschaftlich gerne gebacken und gekocht.

Die 87-Jährige ist Mitglied in der KfD, liebt Kreuzworträtsel und Gesellschaftsspiele. Beide schauen gerne Quizsendungen im Fernsehen und freuen sich immer wieder, gemeinsam die monatlichen Seniorennachmittage im Pfarrheim zu besuchen.

Als „Erfolgsrezept“ für 65 gemeinsame Ehejahre nennt Marianne Pöll: „Man muss auch mal vergessen können.“ Und ihr Mann ergänzt: „Meine Mutter hat schon immer gesagt: Der Klügere gibt nach!“ Getreu dieser Leitsätze wollen die beiden es auch künftig halten...