Wesel. Künstler Gunter Demnig verlegte die Stolpersteine, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. In Wesel gibt es damit 134 dieser Mahnmale.
Inzwischen sind es schon fast 75.000. So viele Mahnmale für die Opfer des Nationalsozialismus, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, gibt es inzwischen. In fast 2000 Städten und Gemeinden, in 26 Ländern.
Elf weitere Stolpersteine verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig gestern Nachmittag in der Weseler Innenstadt – vor den Häusern am Viehtor 7, an der Brückstraße 24, am Eingangsbereich des Marien-Hospitals, an der Pastor-Janßen-Straße 33 und an der Esplanade 26. Somit erinnern in Wesel inzwischen 134 Stolpersteine an das Schicksal ehemaliger Mitbürger.
2009 wurden die ersten Steine verlegt
Vor dem Haus am Viehtor begrüßten Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, die Kulturbeauftragte Heike Kemper sowie Heiko Suhr und Doris Rulofs-Terfurth vom Stadtarchiv die Spender sowie Schüler und Lehrer des Andreas-Vesalius-Gymnasiums, der Gesamtschule und Jugendliche des Kinderheims Sophienweg und der Evangelischen Jugend zur 10. Stolpersteinverlegung in Wesel.
„Die meisten Stolpersteine finden sich in der Innenstadt – und es ist schön, dass sie so viele Bürger sehen und sie an die Menschen erinnern.“ Im Jahre 2009 wurden in Wesel die ersten Stolpersteine verlegt, sechs liegen in Büderich, einer in Obrighoven, die übrigen in der Innenstadt.
„Das europäische Mahnmal wächst weiter“
„Die Stolpersteine leisten einen Beitrag zur aktiven Erinnerungskultur. Das europäische Mahnmal wächst weiter.“ Gleichzeitig animierte die Bürgermeisterin die Schüler dazu, nachdem die Stadt dem Riga-Komitee beigetreten ist, auch im kommenden Jahr nach Riga zu reisen und dort Kriegsgräber zu pflegen. Denn in Riga-Bikernieki wurden die meisten Juden aus Wesel während der Nazizeit ermordet.
Drei Steine verlegte Gunter Demnig vor dem Haus am Viehtor 7. Sie erinnern an Julia Nathan, die Ende der 1920er Jahre nach Wesel zog. Ihre Tochter Else heiratete 1935 den Kaufmann Albert Metzger, beide flüchteten nach Palästina.
Menschenfeindlichen Regimen entschlossen entgegentreten
An der Brückstraße 24 betrieb das jüdische Ehepaar Gerta und Julius Sieger ein Spezialhaus für Blusen, Kostüme und Korsetten. Julius Sieger wurde am 25. Juni 1942 nach Theresienstadt deportiert. Das Paar hatte fünf Kinder, für die Söhne Walter und Max wurden zwei weitere Stolpersteine verlegt.
Max flüchtete nach England, Walter nach Palästina. Die Rede hielt Mika Höpken aus der 10a des AVG, der mit den bewegenden Worten schloss: „Die Steine erinnern daran, menschenfeindlichen Regimen entschlossen entgegenzutreten.“ Und auch hier legten die Schüler weiße Rosen auf die Steine.
Vor dem Eingang des Marien-Hospitals kamen zwei weitere Stolpersteine hinzu – für Johanna und Bertha Rosenheim, die in einem dem katholischen Wohlfahrtsheim gehörenden Haus wohnten und nach Theresienstadt deportiert wurden. Serafine Fischmann lebte in der Pastor-Janßen-Straße 33, wo vor dem Zweiten Weltkrieg ein Haus des israelitischen Jünglingsvereins stand.
Stolperstein für hingerichteten Nazikritiker Heinz Bello
Erstmals wurde mit Heinz Bello vor dem Haus Esplanade 26 auch eines wegen Wehrkraftzersetzung Hingerichteten mit einem Stolperstein gedacht. Nach ihm sind bereits eine Straße in Lackhausen und das Haus Sandstraße 24 mit Sitz des Caritas-Verbandes und des Katholischen Kreisdekanats benannt. Kritik am Nationalsozialismus brachten Bello vor das Militärgericht in Berlin. Dort wurde er verurteilt und am 29. Juni 1944 erschossen.
Und wann und wo wird der 75.000 Stolperstein verlegt? Gunter Demnig weiß das genau: „Am 29. Dezember in Memmingen.“