Wesel. Zerschlagung von Real beginnt: Was wird aus dem Standort in Obrighoven? SPD will dazu nächste Woche real-Geschäftsleitung und Betriebsrat anhören.
Der seit einem Jahr im Raum stehende Verkauf der Metro-Tochter „Real“ scheint konkrete Formen anzunehmen. Der Lebensmittelhändler Edeka hat jetzt beim Bundeskartellamt, der zuständigen Wettbewerbsbehörde in Bonn, angemeldet, dass er Märkte des Konkurrenten Real übernehmen möchte. Es geht um den Ankauf einer hohen zweistelligen Anzahl von Filial-Standorten, an denen Edeka interessiert ist. Um welche der 277 bundesweit aufgestellten Real-Filialen mit ihren insgesamt 34.000 Mitarbeitern es sich bei diesem geplanten Verkauf handelt, ist aber noch völlig unklar.
160 Mitarbeiter des Real-Marktes an der Rudolf-Diesel-Straße in Sorge
Somit hängen auch die rund 160 Mitarbeiter des großen Real-Marktes an der Rudolf-Diesel-Straße in Obrighoven ebenfalls weiterhin in der Luft. Seit Monaten müssen sie wie ihre Kollegen an den anderen Standorten mit großer Sorge und Unbehagen beobachten, wie sich der Handelsriese Metro zusammen mit dem Immobilien-Investor Redos bemühen, die offenbar nicht mehr ins Metro-Konzept passende Tochter „Real“ meistbietend zu verkaufen. Die Verunsicherung der Beschäftigten ist nach Worten von Heino-Georg Kaßler, zuständiger Gewerkschaftssekretär von Verdi.NRW offenbar deswegen so groß, weil Neueigentümer Redos einen Großteil der 277 Realfilialen verkaufen, zugleich aber einen kleinen „Kernbereich“ von Filialen behalten und einen Rest schließen will.
Verdi: Viele Märkte befinden sich in einem schlechten Zustand
Er habe allerdings keine Informationen darüber, so Kaßler, wie groß die einzelnen Anteile (Verkauf, Kern oder Schließung) sein werden.
Bis zum 24. Oktober in der vergangenen Woche konnten die Mitbewerber wie Edeka, Kaufland, Rewe oder Globus bei der Bonner Kartellbehörde ein Kaufgebot abgeben. Dies hat Edeka jetzt für eine nicht genannte Anzahl von Filial-Standorten getan. In Branchenkreisen wird erwartet, dass auch Erzrivale Kaufland (Lidl) ebenfalls als Bieter für Real-Märkte einsteigen wird.
Weil aber nach Einschätzung des Verdi-Mannes Kaßler völlig unklar ist, was „gute oder schlechte Standorte für potenzielle Kaufinteressierte“ sind, bzw. welche Standorte aus Sicht der Bonner Wettbewerbshüter den Bietern tatsächlich zugesprochen bzw. aber verweigert werden, sei die Stimmung unter den Mitarbeitern vor Ort „am Ende“. Erschwerend, so Kaßler, käme hinzu, dass es bei den Real-Märkten einen großen Investitionsbedarf gebe, viele Märkte befänden sich in einem schlechten Zustand.
Real-Konzernbetriebsratsvorsitzender: Viele tausend Arbeitsplätze in Gefahr
Ebenfalls unklar ist nach Worten von Werner Klockhaus, Real-Konzernbetriebsratsvorsitzender und Mitglied im Aufsichtsrat der Metro AG, was mit den 34.000 Real Beschäftigen geschehen werde. In einem Video an die Mitarbeiter machte er jetzt deutlich, dass nach dem Verkauf von Real nichts mehr so sein werde wir bisher: „Viele tausend Arbeitsplätze sind in Gefahr, durch betriebsbedingte Kündigungen abgebaut zu werden.“ Er kündigt dem Metro-Konzern geeignete Maßnahmen der Real-Beschäftigten an, wenn die Metro nicht bereit sei, auf Vorrat einen Sozialplan für die Mitarbeiter zu schließen, um einen Fall ins Bodenlose zu verhindern.
In diesem Zusammenhang hat sich jetzt auch die Weseler SPD zu Wort gemeldet. SPD-Fraktionschef Ludger Hovest hat nach eigenen Worten bei der Verwaltung beantragt, dass zur nächsten Sitzung des Wirtschaftsförderungs- und Grundstücksausschusses am kommenden Mittwoch, 6. November, ab 16.30 Uhr im Ratssaal sowohl die Real-Geschäftsleitung als auch der Betriebsrat eingeladen werden sollen.
„Die Politik muss Solidarität üben“, sagt Hovest und verweist darauf, dass der Real-Markt in Obrighoven seine Berechtigung habe. Er werde von vielen Menschen angenommen und sei eine sinnvolle Ergänzung für den Ortsteil sowie zum sonstigen Angebot: „Wir stehen hinter diesem Standort.“