Hamminkeln. Mit Cembalo, Violoncello und Sopran – eine Reise durch die italienische Barockmusik auf Schloss Ringenberg. Das musikalische Projekt begeisterte.

Der altehrwürdige Rittersaal von Schloss Ringenberg hat am Samstag eine Premiere erlebt: Cembalist Wolfgang Kostujak hatte zwei junge Frauen eingeladen, mit ihm Musica Poetica zu interpretieren, gesungene Poesie und musikalische Fabeln aus dem Italien des 17. Jahrhunderts. Das Experiment gelang. Die Sopranistin Ekaterina Korotkova ist Weseler Musikfans längst aus den Domkonzerten ein Begriff. Die Kölner Cellistin Emily Wittbrodt war dagegen erstmals am Niederrhein und führte sich gut ein.

Saite des Instruments riss

Zunächst schien das vierte Ringenberger Schlosskonzert in diesem Jahr unter keinem guten Stern zu stehen: Wolfgang Kostujak hatte sich eigens ein kleines italienisches Cembalo aus dem 17. Jahrhundert geliehen - und dann riss eine Saite des Instruments. Noch Minuten vor dem Auftritt war er fieberhaft damit beschäftigt, den Schaden zu beheben. „Ein italienisches Programm beginnt nicht ohne Turbulenzen“, scherzte Kostujak dann in seiner launigen Einführung in die Musik der Epoche. Damals wollte man die Musik erneuern, bei den Komponisten herrschte Aufbruchstimmung, sie wollten die Menschen verändern, zu Eis gewordene Herzen erwärmen: „Auch Sie werden diese Veranstaltung anders verlassen, als Sie sie betreten haben“, versprach der Cembalist.

Mit einem Lied des Frühbarock von Tarquinio Merula (1595 – 1665) beginnt die Reise durch die italienische Barockmusik. Sofort stellt sich Gänsehaut-Feeling ein, schmilzt tatsächlich das Eis, als der warme Sopran der aus Moskau stammenden Ekaterina Korotkova den Saal füllt. Die Kraft ihrer Stimme und deren Spannweite beweist sie obendrein mit Liedern von Claudio Monteverdi (1567 – 1643) oder Girolamo Frescobaldi (1583 – 1643). Auch das Zusammenspiel des Trios klappt. Nach nur einer Probe.

Das Auf und Ab des Lebens

Für die Sonata für Violoncello und Basso Continuo in B-Dur von Antonio Vivaldi (1678 – 1741) wechselt Kostujak an ein größeres, flämisches Cembalo aus dem 18. Jahrhundert, das voller klingt, und vor allem im getragenen ersten Satz gut rüberkommt. Leicht kratzig, fast jazzig wirkt hier das Violoncello von Emily Willbrodt, die sehr engagiert aufspielt.

Im zweiten Satz lässt die Interpretation der beiden Musiker das Auf und Ab des Lebens spüren. Ihr Können beweist die Kölnerin im Presto von Francesco Geminianis (1687 – 1762) Sonata für Violoncello und Basso Continuo in d-Moll, als sich ihr Instrument trotz aller Schnelligkeit förmlich in das Cembalo einschmiegt. Dabei ist dieses Presto besonders kompliziert, sagt Wolfgang Kostujak.

Geminiani passt als einziger nicht ganz in den Rahmen des Konzerts, entstand seine Musik doch fast ein Jahrhundert später als die der übrigen Komponisten. Er schrieb sie obendrein in London und war von französischer und deutscher Musik beeinflusst. Die drei glänzten außerdem mit Werken von Biagio Marini und Francesco Cavalli. Sie wollen ihr Ringenberger Konzert demnächst in Oberhausen wiederholen.