Kreis Wesel. Im Oktober hat die Grünschnitt-Saison begonnen. Straßen NRW erklärt, warum in diesem Jahr viele Bäume beschnitten oder gefällt werden müssen.

An den Straßen kreischen derzeit die Sägen: Am 1. Oktober hat die Gehölzpflege-Saison begonnen und die Arbeiter haben viel zu tun. Denn es gibt nicht nur üblichen Grünschnitt-Arbeiten zu erledigen. Nach dem zweiten trockenen Sommer sind erneut viele Bäume geschädigt und müssen beschnitten werden – oder sie sind sogar so morsch, dass sie gefällt werden müssen. Entlang der B 473 arbeiten sich die Fahrzeuge von Straßen NRW von Wesel in Richtung Hamminkeln vor – bis Mitte Dezember sollen die Arbeiten noch dauern, teilt die Pressestelle des Landesbetriebes mit.

Gearbeitet wird in dieser Zeit auch an der L 602 und der L 896 in Hamminkeln sowie an der B 58 in Schermbeck. Die Kontrolleure prüfen besonders Bäume, die im Fallbereich am Straßenrand stehen, erklärt Straßen NRW das grundsätzliche Prozedere. In diesem Jahr steht der Landesbetrieb nach eigenen Angaben aufgrund der Vielzahl der durch die Dürre geschädigten Bäumen vor einer besonderen Herausforderung. In den Straßenmeistereien seien daher landesweit 29 neue Stellen für die Baumkontrolle geschaffen worden.

Straßen NRW: „Kein Kahlschlag ohne Sinn und Verstand“

Der Landesbetrieb wirbt in einer Pressemitteilung um Verständnis für den in Einzelfällen „radikalen Rückschnitt“: Man greife nur dort ein, wo die Verkehrssicherheit gefährdet ist. Durch die Verjüngung der Bestände werde mehr Sicherheit geschaffen, erklärt Susanne Schlenga von Straßen NRW auf Anfrage. Es sei kein „Kahlschlag ohne Sinn und Verstand“, betont sie mit Blick auf gelegentliche Kritik von Bürgern, die auch den Landesbetrieb erreicht.

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Manche Bäume müssten zurückgeschnitten werden, weil sie krank sind und die Standsicherheit gefährdet ist. Andere, weil sie durch ihre Wuchsform bruchgefährdet sind. In einigen Fällen müssen auch Bäume und Sträucher geschnitten werden, um die Sicht an den Straßen zu verbessern. Straßen NRW verweist darauf, dass die „auf Stock“ gesetzten Pflanzen wieder austreiben und ihre Funktion nicht verlieren.

Die Grünschnitt-Saison hat begonnen. Einige Bürger fragen sich, ob der „Kahlschlag“ gerechtfertigt ist.
Die Grünschnitt-Saison hat begonnen. Einige Bürger fragen sich, ob der „Kahlschlag“ gerechtfertigt ist. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

ASG hat 31 Bäume an Schulen gefällt

Auch der städtische Betrieb ASG hat in Wesel mit den ersten Maßnahmen begonnen: In den Herbstferien wurden an acht Schulen in Wesel insgesamt 31 Bäume gefällt, teilt Thomas Graes, Leiter der Straßen- und Grünflächenunterhaltung mit. Es handelt sich dabei um verschiedene Arten von Bäumen, die unter der Trockenheit sehr gelitten haben und zu brechen drohten.

Die eigentliche Fällsaison beginnt für den ASG jedoch erst Ende November. Derzeit werden alle städtischen Bäume untersucht und die Schäden erfasst. Bereits jetzt steht fest, dass rund 100 Bergahorne, die von der Rußrundenkrankheit betroffen sind, weichen müssen.

In den Wäldern breitet sich der Borkenkäfer rasant aus

Diese Maßnahmen in den Glacisanlagen und in der Nähe von Straßen und Wegen werden aus Sicherheitsgründen zum Teil auch schon im Oktober und November durchgeführt – nicht nur wegen der Bruchgefahr, sondern auch, weil die Pilzsporen auch für Menschen gefährlich werden können. Am 28. November wird der ASG im Betriebsausschuss über die genaue Zahl der kranken Bäume informieren, bevor der Hauptteil der Fällaktionen beginnt.

In den Wäldern gibt es dagegen keine Gehölzpflege-Saison: „Wir sind pausenlos im Einsatz“, sagt Toni Jäger, als Förster zuständig für den Staatsforst von Diersfordt bis Dämmerwald. Der erneute Dürre-Sommer hat die Probleme im Wald weiter verschärft. Der Borkenkäfer breitet sich rasant auf Fichten und Lärchen aus, so dass man für den Niederrhein davon ausgehe, dass die Fichte verschwinden werde. Bei den Laubbäumen sind neben den Eschen und Ahornen, denen Krankheiten zusetzen, besonders die Birken und Buchen betroffen – viele sind durch Trockenheit brüchig oder sterben ab. Und selbst Bäume, die noch nicht schwer geschädigt sind, können noch sterben: Die Probleme, die der Wald heute hat, sagt Jäger, werden noch Jahre nachwirken.