Schermbeck. Bei einem Rundgang erfuhren die Mitglieder der Kilian-Gilde viel über das 700 Jahre alte Gemäuer.
Die Schermbecker Wasserburg wurde vor 700 Jahren, also im Jahr 1319 die erstmals urkundlich erwähnt. Damals befand sie sich im Besitz des Grafschaft Kleve. Der Drost Johann von der Recke residierte hier, sorgte für Recht und Ordnung in der Stadt.
Die Burg ist mit dem Schützenwesen eng verbunden. Zum 700. Geburtstag wählte die Kilian-Gilde die Burg als Motiv für ihre jährlichen Buttons. Beim Festakt am Ehrenmal berichtete Präsident Rainer Gardemann über die Geschichte der Burg. „Danach wurde ich mehrfach angesprochen darüber mehr zu erzählen“. Diesen Wunsch erfüllte er nun und lud seine Schützen zu einem historischen Spaziergang von der Burg zum Heimatmuseum und dann in die Georgskirche ein.
Stadtrechte im Jahre 1410 verliehen
30 Personen folgten interessiert den Ausführungen von Angela Prinz (Besitzerin und Bewohnerin der Burg), Hans Zelle und Rainer Gardemann. Herzog Adolf von Kleve verlieh Schermbeck im Jahr 1410 die Stadtrechte, denn rund um die Burg siedelten sich Häuser an, eine Mauer wurde gebaut. Zwei Stadttore, das östliche Steintor und das westliche Mühlentor ermöglichten Ein-, Aus- und Durchfahrten. Zusätzlich gab es für die auf der Burg residierenden Bewohner ein Falltor, dass man Hogen Mai nannte. Als Fluchtweg bestand ein unterirdischer Gang von der Burg bis zur westlichen Mauer in der heutigen Georgstraße.
Auf Mauerreste gestoßen
„Wir haben den Gang nie gefunden“, berichtete Angela Prinz, aber es gebe im Keller eine zugemauerte Öffnung. Davon wusste auch Lisa Beck, denn beim Neubau eines Wohnhauses an der Georgstraße sei man in der Tiefe auf Mauerreste gestoßen. „Deswegen konnten wir die Tiefgarage dort nicht bauen“, berichtete sie. Burg und auch Stadtmauern stünden auf Holzpfählen, so dass diese auch unterirdisch bleiben müssen. „Sonst bricht alles zusammen“, erklärte Gardemann.
Im Jahr 1425 wurden durch eine Fehde mit Heinrich von Gemen Stadt, Burg und Kapelle zerstört. Im Jahr 1483 gab es einen erneuten Angriff. Johann II. von Kleve ließ die Stadt neu aufbauen. „Handwerker wurden benötigt, so dass sich hier viele Familien ansiedelten“ wusste Hans Zelle zu berichten.
Dichterin von Droste-Hülshoff übernachtete auf der Burg
Nachdem das klevische Geschlecht um 1600 ausstarb, verlor auch die Burg an Bedeutung. Die Burg hatte, bis sie im Jahr 1859 in Privatbesitz gelangte, viele Besitzer und Funktionen. Sie war Gerichtsstätte, hatte einen Diebsturm, war Amtshaus und auch Brauerei. Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff übernachtete auf ihrer Durchreise hier im Jahr 1837, habe sich aber nicht sehr wohl gefühlt. „Zu kalt und ungemütlich“ sei in Schriften nachzulesen, wusste Angela Prinz.
Mühlenbesitzer und Posthalter Anton Schmitz und seine Frau Gisberta kauften die Burg, die damals das „Amtshaus 129“ war, im Jahr 1859. Die Familie Schmitz sind die Vorfahren der Familie Prinz, in deren Besitz sich die Burg, die seit 1997 unter Denkmalschutz steht, heute befindet.