Hünxe. Mit grünen Kreuzen protestieren Bauern bundesweit gegen das geplante Agrarpaket. Auch in Hünxe fürchten Landwirte um ihre Existenz.
Sorgfältig hat Wilhelm Wefelnberg ein großes Kreuz gebaut und grün angestrichen. Es soll schon anständig aussehen. Wefelnberg ist Bauer, hält rund 270 Sauen, er ist Ortsbauernverbandsvorsitzender Hünxe-Gartrop und Ortslandwirt von Hünxe. Und er ist sauer. Durch das geplante Agrarpaket der Regierung bangt er um seine Existenz.
Das grüne Kreuz stellt er zum Zeichen des Protests auf, inmitten leuchtend gelb blühender Senfpflanzen auf einem Feld neben der Autobahn. Damit schließt sich Wefelnberg, wie etliche niederrheinische Kollegen, der Aktion an, die „Bauer Willi“, der bloggende Landwirt Willi Kremer-Schillings aus Rommerskirchen losgetreten hat.
Änderungen mit Verstand und Fachwissen
Was haben die Bauern gegen mehr Tier-, Insekten- und Grundwasserschutz? Und warum die Kreuze? „Wir wollen die Leute nicht gegen uns aufbringen“, sagt der 65-Jährige. Auch seien die Bauern nicht gegen Änderungen, nur müssten die mit mehr Verstand und Fachwissen kommen. Die aktuellen Pläne gefährdeten die Existenz der Höfe, „und das ist kein Bauernjammern, das ist ernst“.
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Ein Verbot von Glyphosat sei „das kleinste Problem, das wird seit fast zehn Jahren kaum noch angewendet“. Zumindest am Niederrhein. „Es ist ein sogenanntes Totalherbizit, nur wenn die Quecke beispielsweise überhand nimmt, setzen wir es nach der Ernte ein.“
Aber im Pflanzenschutz wolle die Regierung 75 Prozent aller Mittel streichen, „das ist so nicht machbar, wenn wir Qualitätsprodukte produzieren wollen“, sagt Wefelnberg. Schädlinge beispielsweise, ließen sich nicht einfach „wegbeten“.
Artenreiches Grünland, Streuobstwiesen und Biotope – im Prinzip sei da nichts gegen einzuwenden. „Entschädigungslos ist es aber schlicht eine stille Enteignung.“ Die Liste der Ärgernisse ist für Wefelnberg und seine Kollegen lang, Beispiel Insektenschutz: „Die Blühstreifen werden sich weiterentwickeln. Man kann diese Aufgabe aber nicht allein auf die Bauern abwälzen“, sagt Wefelnberg.
Handel diktiert die Preise
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Stichwort Grundwasser: „In roten Gebieten dürfen wir die Pflanzen nur noch zu 80 Prozent ernähren. Die müssen sich dann großhungern. Auf die Weise wird der Weizen keine Backqualität erreichen.“
Tierwohl: Vom 1. Januar 2021 an soll die betäubungslose Kastration von Ferkeln verboten sein. „Eine lokale Betäubung, wie sie in Dänemark üblich ist, ist hier nicht vorgesehen, sondern Vollnarkose oder eine Art Impfung“, erläutert Wefelnberg.
Das kostet, doch der Einzelhandel diktiere die Preise. Muss Fleisch vielleicht teurer werden, damit es den Tieren besser geht? „Selbst wenn die Verbraucher bereit sind, mehr zu bezahlen: Das Geld bleibt beim Einzelhandel hängen“, sagt seine Frau Monika, „es kommt nicht beim Erzeuger an, wir bleiben auf den Kosten sitzen“.
Planungssicherheit für Investitionen
Soll also einfach alles bleiben wie es ist, trotz der bekannten Probleme? „Wir müssen uns verändern“, sag Wefelnberg, der mit seinem Sohn einen Erben für den Hof hat und auch für ihn eine Zukunft will. Aber mit Sinn und Verstand müsse das geschehen. Planungssicherheit sei nötig, wenn die Bauern Millionen in die Hand nehmen sollen für neue Ställe beispielsweise. „Die scheiterten übrigens häufig am Baurecht.“
Aber die Atmosphäre sei vergiftet, egal was die Landwirte tun, sie könnten in den Augen der Öffentlichkeit nichts mehr richtig machen. „Ich habe die Pflanzen abends in der Dämmerung gespritzt, um die Insekten zu schonen. Sofort kommt einer, unterstellt Illegales im Schutz der Dunkelheit. Wir können machen was wir wollen, es ist immer falsch.“