Wesel. Luca (12) entdeckt das Fundstück, das ein Zehnjähriger drei Monate zuvor in den Rhein geworfen hat. Jetzt stehen die beiden Schüler in Kontakt.
Luca Hake traute seinen Augen nicht, als er mit vielen anderen Helfern beim „Rhine clean up“-Tag am 14. September am Flussufer in Wesel Müll sammelte. Im strahlenden Sonnenschein sah er zwischen den Steinen zwar schon von Weitem etwas glitzern, dachte aber an Abfall. Doch dann erblickte er bei näherem Hinschauen eine Flaschenpost. „Das war natürlich total spannend“, erinnert sich der Zwölfjährige, den seine Oma zum Reinemachen am Rhein mitgenommen und für die Umweltaktion begeistert hatte.
Vom Weseler Yachthafen aus ging er an jenem Samstag am Ufer entlang flussabwärts und entdeckte nach etwas mehr als einer Stunde den ungewöhnlichen Fund, nachdem er zuvor schon jede Menge Unrat aufgesammelt hatte.
Flasche ist mit Bügelverschluss und Klebeband versehen
„Die Flasche hatte einen Plöpp-Verschluss und war zusätzlich noch gut mit Klebeband abgedichtet. Von außen konnte man schon direkt sehen, dass ein Schreiben darin steckte“, erinnert sich der Schüler an das transparente Glas ohne Etikett und mit Bügelverschluss.
Neugierig und ganz gespannt öffnete Luca die Flaschenpost und entrollte ein gefaltetes, aber unversehrtes und komplett trockenes DIN A4-Blatt, das von beiden Seiten von Hand beschrieben war. „Lieber Finder, ich habe diese Flasche am 20. Juni 2019 in Duisburg am Rhein auf die Reise geschickt“, war dort in Kinderschrift zu lesen.
Weiter schreibt der Absender: „Mein Name ist Sean und ich bin 10 Jahre alt. Meine Freunde und ich haben insgesamt 3 Flaschen in den Rhein geworfen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du mir schreibst, wo die Flasche gefunden wurde.“
Dann folgt eine Adresse im knapp 500 Kilometer entfernten Ammerbuch-Altingen im Landkreis Tübingen in Baden-Württemberg.
Verziert hat der Absender sein Schreiben noch mit einem lachenden Gesicht und einem gezeichneten Schiff.
Der Finder antwortet per Brief
Der Weseler Schüler zögerte nicht lange und schrieb dem Jungen aus Süddeutschland ganz klassisch einen Brief zurück: „Ich hoffe, du freust dich über meine Antwort, genauso wie ich mich über deine Flaschenpost gefreut habe. Hoffentlich werden die beiden anderen Flaschen auch noch gefunden.“ Luca war nun ganz gespannt, ob der Schüler aus Baden-Württemberg bald antwortet und sich vielleicht eine Flaschenpost-Freundschaft daraus entwickelt.
Hendrik Ridder, der Vorsitzende des Weseler Yachtclubs, der die große Aufräumaktion beim Rhine clean up mit organisierte, ist jedenfalls total begeistert von Lucas Fund: „Wenn der Absender mal nach Wesel kommt, zeigen wir ihm natürlich die Fundstelle am Yachthafen – verbunden mit einer von uns organisierten Bootstour.“
Ridder sagt, es sei doch für Luca auch eine tolle Belohnung fürs Saubermachen gewesen. „Wann findet man schon mal eine Flaschenpost?“, so der Yachtclub-Chef, der sich außerdem freut, dass sich ausgerechnet zwei fast gleichaltrige Jungs auf diesem Weg kennenlernen und vielleicht sogar mal besuchen.
Zwischen den Jungs entsteht reger Kontakt
Fast drei Monate dauerte es vom Losschicken der Flaschenpost in Duisburg bis zu Lucas Fund in Wesel etwa 30 Kilometer flussabwärts. Genau eine Woche später schrieb der Finder zurück und erhielt wiederum nur wenige Tage später Antwort von Sean aus Süddeutschland – allerdings etwas neumodischer als per (Flaschen-)Post oder Brief, nämlich per SMS und „WhatsApp“.
Statt mit einer Verzögerung von mehreren Monaten oder Tagen schicken sich sie Jungs seitdem Nachrichten in Sekundenschnelle hin und her – unter anderem hat Sean dem Bislicher Schüler auch ein Foto und ein Video geschickt, wie er die Flaschenpost auf die Reise geschickt hat.