Schermbeck. Kurioses beim Vogelschießen: Niklas Linneweber und Jan Möllmann treffen zeitgleich den linken Flügel. Der neue König wird beim Jubeln ausgebremst

„Ich freue mich jetzt einfach auf alles, was kommt“, sagte der neue König der Trachtenschützengilde Üfte-Overbeck Bernd Klevermann, als er mit dem 523. Schuss den Vogel von der Stange holte. Seine Königin für die nächsten fünf Jahre ist Sabrina Ribbekamp. Es war ein besonders spannender Schießwettbewerb an der Üfter Vogelstange.

Zahlreiche Üfter Königsanwärter reihten sich in die Schlange am Schießstand ein. Schießen darf traditionell jeder, der mindestens 35 Jahre alt ist und seit 15 Jahren in Üfte-Overbeck wohnt. Laut Statuten muss bei allen Königsanwärtern vorab schon die Königin feststehen. Damit soll, so Heribert Möllmann, der als stiller Beobachter das Spektakel von der Bank aus betrachtete, verhindert werden, dass es am Ende zwar einen König, aber keine Königin gibt.

Zwei Gewehre im Einsatz

Da in diesem Jahr anfänglich mit gleich zwei Gewehren auf dem Vogel geschossen wurde, war es umso spannender. So holten sich zeitgleich Niklas Linneweber und Jan Möllmann den linken Flügel. Katja Ribbelkamp darf den Schnabel ihr Eigen nennen, Lennart Balke holte die Krone, Mohamed Alarar sicherte sich das Zepter. Der Reichsapfel flog bei Aloys Triptrap und der rechte Flügel bei Bernhard Schulte-Huxel.

Der hölzerne Vogel, so ziemlich gerupft, wackelte schon mächtig, als Bernd Klevermann anlegte. Der Schuss saß und der restliche Korpus fiel von der Stange.

Das neue Üfter-Overbecker Schützenkönigspaar Sabrina Ribbekamp und Bernd Klevermann
Das neue Üfter-Overbecker Schützenkönigspaar Sabrina Ribbekamp und Bernd Klevermann © Petra Bosse


Das Publikum jubelte. Nicht aber die Wächter am Schießeisen. Sie sahen noch winzig kleine Fetzen Holz am Nagel hängen. Hier eine richtige Entscheidung zu treffen, fiel dem Schießmeister schwer. Nein, der Vogel ist nicht ganz unten, hieß es dann zwischenzeitlich.

Ein weiterer Schütze versuchte sein Glück. Die Frage stellte sich bei den Beobachtern: Worauf soll er denn nun schießen? Dann kam die Entscheidung: Der 42-jährige Landwirt Bernd Klevermann ist König -- die letzten Staubfusseln, die noch am ehemaligen Schmucktuch hingen, zählen nicht.

Anspannung und Freude

Eine Last fiel vom neuen König ab. „Mir stockte das Herz, dann aber plumpste all die Anspannung, nach der anfänglichen Freude, wie ein schwerer Stein von mir ab“, freute sich der Schütze. Reckemeister Christoph Möllmann war voll des Lobes über die große Anzahl der Königsanwärter und auch Besucher.

„Alles, was in Üfte Beine hat und es so gerade möglich machen kann, ist heute hier. Es hätte nicht besser laufen können und wir hatten ein tolles Fest“. Er freute sich besonders darüber, dass das Trachtenschützenfest so gut angenommen wurde. Nicht nur von Schermbecker Bürgern. Das Fest sei, so Bürgermeister Mike Rexforth, ein würdiger Abschluss der Schützenfestsaison.

Lob vom Bürgermeister

„Neun Schützenfeste habe ich mitgemacht. Alle waren grandios. Aber heute alleine in der Kirche war es sensationell. Die Kirche hat noch nie so viele Menschen gesehen wie heute“. Das Üfter Schützenfest lebe von der Tradition, sagt auch Möllmann. Der heute 74-Jährige war im zarten Alter von zehn Jahren ersten Mal dabei. „Ich bin begeistert, dass alle Üfter und alle Ehemaligen hier alle fünf Jahre aus ganz Deutschland anreisen, um dabei sein zu können. Familien halten dadurch zusammen und das Heimatgefühl wird stark geprägt“.

Das neue Königspaar feierte am Abend mit ihrem Throngefolge Claudia Klevermann und Matthias Temmler sowie Petra Temmler und Stefan Ribbelkamp im Festzelt bis in die frühen Morgenstunden. Vorab fand die Inthronisierung statt.

Die Königin erhielt ein Gebetbuch und der König eine lange Pfeife – Symbole für angestammte Frömmigkeit und häusliche Gemütlichkeit.