Kreis Wesel. Es gibt immer mehr ältere und behinderte Menschen:. Von kleinen Gedankenlosigkeiten bis zu großen Fehlplanungen zeigt der VdK Hindernisse auf.

Immer mehr Menschen suchen Unterstützung beim Sozialverband VdK, benötigen Hilfe und juristische Beratung: 12.525 Mitglieder zählt der Verband im Kreis Wesel. Der VdK berät Menschen, die sich einen Rechtsanwalt kaum leisten können. Doch Horst Vöge, Kreisverbandsvorsitzender, und seine Mitstreiter wollen mehr als individuelle Hilfe leisten: Bei vielen Themen, die beispielsweise Menschen mit Behinderung betreffen, sitzen die Entscheider in den Kommunen und Kreisen.

Barrierefreies Wohnen bezahlbar machen

Themen, mit denen sich das Kommunale Forum des VdK auseinandersetzt, am Montag auch im Parkettsaal der Niederrheinhalle: Quartiersentwicklung beispielsweise, Bus und Bahn, Pflege. „Die Voraussetzungen sind in den Städten sehr unterschiedlich.“

Alte und behinderte Menschen benötigen barrierefreie Wohnungen, die bezahlbar sind. Es gibt viel zu wenige davon, etliche fallen künftig aus der Sozialbindung, bis zu 50 Prozent im Kreis Wesel. „Viele sind erst vom ersten Stock an barrierefrei, zudem bleibt die Frage, wohin mit dem Rollator häufig ungeklärt“, nennt Vöge einige Punkte.

Sozialpolitischer Stachel in den Kommunen

„Wir suchen die Partnerschaft zu den Kommunen, wollen aber auch ein sozialpolitischer Stachel sein“, erläutert Vöge anlässlich des Kommunalen Forums. Kommunalpolitiker sensibel machen für die Probleme behinderter Menschen ist das Ziel.

Die meisten Leute denken an Gehbehinderungen, wenn sie über Barrierefreiheit sprechen, das weiß auch Erika Morsch, Behindertenbeauftragte des Kreises Wesel. Oft seien es Kleinigkeiten, die die Teilhabe am Leben erst ermöglichten: Große Schrift für Sehbehinderte, Spiegel in Aufzügen, damit rückwärts hinausfahrende Rollstuhlfahrer sehen, was hinter ihnen ist. Türen mit abgesetzten Zargen, damit sie als Türen erkennbar sind. Viele Türen sind schwer zu öffnen, Dekoration steht im Weg herum – das sind Themen, die mit kleinem Budget zu erledigen sind.

Anders sieht es beispielsweise mit den überall fehlenden öffentlichen Toiletten aus. Und mit dem Öffentlichen Personennahverkehr. „Wenn ich in Duisburg oder dem Kreis Kleve unterwegs bin, fahre ich Bus und Bahn. Im Kreis Wesel nehme ich das Auto“, bringt Vöge die Probleme auf den Punkt. Bis 2022 muss der ÖPNV barrierefrei sein.

Kritik an Bus und Bahn im Kreis Wesel

„Da hat der Kreis Wesel noch eine gewaltige Aufgabe vor sich“, so Vöge. Es geht nicht nur darum, in den Bus einsteigen zu können. Das betrifft Haltestellen, Fahrpläne, Taktungen. „In 20 Jahren werden wir 50 Prozent mehr Menschen über 65 haben als heute“, sagt Vöge. Der Schülerverkehr werde an Bedeutung verlieren, die Älteren werden wichtiger.

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„Wenn man möchte, dass Senioren ihren Führerschein abgeben, muss es Alternativen geben.“ Derzeit sei es kaum möglich, mit Bus und Bahn die zentralen Krankenhäuser im Kreis Wesel zu erreichen. „Die Zukunftsfähigkeit des Kreises lässt sich auch am ÖPNV messen“, sagt Vöge.

Der VdK fordert, bei Planungen von Anfang an beteiligt zu werden, beim Mobilitätskonzept des Kreises Wesel beispielsweise. „Wir wollen keine Alibibeteiligung drei Wochen vor der Verabschiedung.“

Gute Noten für den Kreis Wesel beim Thema Pflege

Mitsprache ist das Ziel des VdK, der viele Aspekte kennt, die andere nicht wahrnehmen. Volker Markus, Beauftragter für kommunale Sozialpolitik im VdK am Niederrhein und stellvertretender Bürgermeister Xantens möchte, dass sich VdK-Leute auch zur Kommunalwahl aufstellen lassen, dass sie mitreden und mitentscheiden.

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Bei der Quartiersentwicklung müssen nach Vorstellung des VdK mehr Plätze für Gemeinschaft geschaffen werden, weniger Parkplätze. „Die Attraktivität der Stadt muss steigen.“

Mal abgesehen vom ÖPNV gibt der VdK dem Kreis Wesel ganz anständige Noten. Die Pflegekonstruktion sei gut und auch das Motto „ambulant vor stationär“ finde die Zustimmung des VdK. Kreisdirektor Ralf Berensmeier hatte als Gastredner beim VdK gesprochen und auch auf den Wirtschaftsfaktor Pflege hingewiesen: Im Jahr 2017 wurde in diesem Bereich laut Berensmeier ein Umsatz von 328 Millionen Euro erwirtschaftet.