Kreis Wesel. Apfelbauer beklagen Ausfälle durch zu starke UV-Einstrahlung in Kombination mit sehr hohen Temperaturen. Und Wespen machen ihnen zu schaffen.

Vergangene Woche hat Landwirt Heinz-Wilhelm Hecheltjen mit der Apfelernte begonnen. Delbard Estivale heißt die erste der zehn Sorten, der der 61-jährige Obstbauer hier in Brünen anbaut – unterschiedlich intensiv wird er in den nächsten Monaten mit der Ernte an seinen 7000 Apfelbäumen beschäftigt sein, den Abschluss bildet Braeburn Ende Oktober/Anfang November.

Schon jetzt weiß er, dass er in diesem Jahr ungewöhnlich hohe Verluste durch Sonnenbrand der Äpfel hat: „Im Schnitt sind das sieben bis acht Äpfel pro Baum, also rund 1,5 Kilogramm, die nicht mehr zu gebrauchen sind“, so Hecheltjen, an dessen Bäumen etwa zehn Kilogramm Äpfel pro Jahr wachsen.

In seiner knapp fünf Hektar großen Plantage zeigt der 61-Jährige einen Apfelbaum, an dem mehrere – vor allem die der Sonne zugewandte – Früchte deutliche braune Stellen haben.

Erst weiße Flecken, dann braune Stellen

Der Obstbauer reißt die „Gammeldinger“, wie er sie nennt, ab und wirft sie auf den Boden. Zunächst sei der Sonnenbrand als weiße Flecken zu erkennen, die sich nach ein paar Tagen braun färben. „Bei 12 bis 14 Sonnenstunden am Tag und gleichzeitig hohen Temperaturen ab 33 bis 35 Grad tritt das Phänomen auf“, berichtet der Brüner.

Hier ist der Sonnenbrand gut erkennbar.
Hier ist der Sonnenbrand gut erkennbar. © FFS | Erwin Pottgiesser

Sein Kollege Rolf Clostermann vom Neuhollandshof aus Bislich konkretisiert: „Die Hitzewelle vor rund 14 Tagen hat mehr Schäden als sonst verursacht: Sonnenbrand bei Äpfeln ist ein Mix aus UV-Strahlen und Hitze.“ Bei ihm seien die Auswirkungen nicht so gravierend, würden aber von Sorte zu Sorte variieren.

Vermutlich konnte Clostermann die Verluste auch deshalb in Grenzen halten, weil er an den sehr heißen Tagen mit einer Überkronenbewässerung gegensteuerte, da durch das Verdunsten des Wassers Kälte entstand, die den Apfelbäumen offenbar geholfen hat.

Auch beim Spargel- und Obsthof Heinen in Obrighoven kamen die Erzeuger den Apfelbäumen zur Hilfe: „Wir haben morgens zwei, drei Stunden die Frostschutzberegnung angestellt“, erläutert Landwirt Heinrich Frankenberg. Der 54-Jährige berichtet von unterschiedlichen Ausfällen – teils so gut wie gar nicht, teils aber auch ganz stark: „Wir haben eine Parzelle Elster mit starker Sonneneinstrahlung, wo durch Sonnenbrand etwa 20 bis 25 Prozent Verluste entstanden sind – in einer anderen dagegen nur 10 bis 15 Prozent.“ Die Sorte Rubinette sei dagegen kaum betroffen, sie ist offenbar nicht so anfällig für Sonnenbrand.

Die Beschaffenheit der Äpfel spiele ohnehin auch eine Rolle, berichtet auch Rolf Clostermann und erklärt: „Rotschalige Äpfel werden bis zu fünf Grad heißer, sind also auch anfälliger als gelb- oder grünschalige.“

Wespen in Drevenack ein Problem

Am Schulte-Drevenacks-Hof schätzt Junior-Chef Stefan Buchmann die Einbußen durch Sonnenbrand auf etwa fünf Prozent. Viel schlimmer hätten seine gut 200 Bäume der Frühsorte Delbard Sissired in diesem Jahr aber unter einem anderem Problem zu leiden: „50 Prozent dieser Äpfel gehen uns durch Wespen verloren: Die fressen die Äpfel regelrecht auf. Vor allem alte Sorten sind ganz schlimm befallen.“ Insgesamt sei der Sommer „nicht so der Hit“, fast der 25-jährige Gärtnermeister zusammen.

Auch im Nachbarort Schermbeck seien neben dem Sonnenbrand in diesem Jahr die Fraßschäden durch Wespen problematisch, berichtet Sebastian Schelhorn, Inhaber der gleichnamigen Obstplantage.

Zurück nach Brünen: Hier rät Heinz-Wilhelm Hecheltjen dazu, nach dem zweiten trockenen Sommer in Folge trotzdem nicht in Panik zu verfallen. „Das gab es früher auch: 1975 und 1976 waren auch so trockene Jahre. Das ist zwar nicht schön, aber Menschen, Tiere und Pflanzen können sich anpassen.“ Auffällig sei für den 61-Jährigen jedoch die Frühjahrstrockenheit der vergangenen fünf oder sechs Jahre. Auch, dass er teils im Dezember noch im kurzen Hemd draußen arbeiten könne, habe es früher nicht so gegeben, ergänzt Hecheltjen.