Kreis Wesel. Immer wieder sichten Bürger Ratten im Kreis Wesel. Wöchentlich sind Schädlingsbekämpfer unterwegs. Doch von einer Plage will keiner sprechen.
Sie gelten als die Schädlinge schlechthin – Ratten. In der Kulturgeschichte werden sie mit Dreck und Krankheiten in Verbindung gebracht. Städte und Gemeinde, die ein Rattenproblem haben, haben meist auch ein Müllproblem, das glauben viele Leute. Doch auch in Städten wie Wesel leben Ratten, ein Problem mit der Hygiene haben die Bürger aber eigentlich nicht, wie Gerd Füting, Leiter des städtischen Ordnungsamts beteuert: „In Wesel belegen Ratten das Kanalnetz regelmäßig. Das ist aber nicht ungewöhnlich.“ Die Stadt ist Vertragspartner der Firma Schädlingsbekämpfung P. Schürmann aus Kempen.
Keine Plage in Wesel
Die Kammerjäger legen einmal im Jahr Köder in den Kanälen aus. Erkennen könnten das die Bürger an einem farbigen Punkt auf den Gullideckeln: „Die machen wir, damit wir wissen, in welchem Kanal wir schon Köder gelegt haben“, erklärt Brigitte Schürmann, Geschäftsführerin des Familienbetriebs. Sie meint, ein wirkliches Problem mit Ratten habe Wesel nicht. „Um von Plage zu sprechen, müssten schon ganze Rudel über die Straße laufen“.
Trotzdem sind die Schädlingsbekämpfer wöchentlich in der Hansestadt: Bis Juli diesen Jahres gab es 279 Meldungen an die Stadt. Im letzten Jahr waren es insgesamt 509 Meldungen. „Die Bürger können, wenn sie Ratten sehen, anrufen und die Schädlingsfirma schaut sich das dann an“, erklärt Füting.
Einen Unterschied gebe es, wenn Ratten auf Privatgrundstücken gesichtet werden. „Eigentlich ist da immer der jeweilige Eigentümer zuständig“, erklärt der Amtsleiter. Das Schlechteste, was Privatleute machen können, sind Köder aus dem Baumarkt kaufen, sagt Schürmann. „Schädlingsbekämpfer sind in der Regel ausgebildet, um mit den notwendigen Wirkstoffen zu arbeiten. Die freiverkäuflichen Stoffe im Baumarkt sind deshalb nicht so wirksam.“
Bürger oft unwissend
In Schermbeck empfiehlt Andreas Eißing vom Bauhof den Bürgern, die auf ihren Privatgrundstücken Ratten sichten, einen professionellen Kammerjäger zu beauftragen. „Wir gucken uns das an, aber wenn ich an den Kanälen keine Hinweise auf Ratten finde, kann ich da auch nichts machen“, sagt er. Zudem sei gut die Hälfte der Meldungen auf die Fahrlässigkeit der Bürger zurückzuführen, resümiert er. „Da gibt es dann durchaus schon einmal Probleme mit Komposthaufen und Speiseresten.“
Wiederholt ist der Bauhof wegen Nagetieren an den Schulen in Schermbeck tätig: „Da schmeißen dann die Schüler das Butterbrot, was sie nicht mögen, ins Gebüsch“, so Eißing. Doch von einem Rattenproblem ist Schermbeck dennoch weit entfernt: „Wir bekommen vielleicht 20 Meldungen pro Jahr“, schätzt er.
In Hünxe ist das Problem eigentlich nicht viel größer als in Schermbeck, doch Schwerpunkte gibt es in der Gemeinde, anders als bei den Nachbarn, schon: „Der Mühlenbach in Bruckhausen und der Dorfteich in Hünxe sind etwas stärker von Ratten betroffen“, erklärt Hauptamtsleiter Klaus Stratenwerth. Schätzungsweise 20 bis 30 Meldungen machten die Hünxer im Jahr. Stratenwerth geht davon aus, dass die Nager fast immer aus der Kanalisation kämen. „Es ist ein laufendes Problem, um das sich die Klärwärter kümmern.“
Rattenpopulation steigt – gefühlt
Ein Problem sind Ratten in Hamminkeln. Thomas Michaelis, der für den Bereich Abfall und Umwelt zuständig ist, sagt: „In den letzten 20 Jahren ist die Rattenpopulation ganz sicher gewachsen“. Statistisch erfasst wird das nicht, das sei eher so ein Bauchgefühl. Die Bürger melden weniger als einmal die Woche Rattensichtungen bei der Stadt. Mehrmals jährlich werden Köder im Kanal ausgelegt, die Deckel ebenfalls markiert. „Die Menge an Rattengift, die wir benutzen, ist aber gestiegen“, so Michaelis. Schädlingsbekämpfer müssten häufiger als früher Köder mit Gift nachlegen. Michaelis hält es für wichtig, dass Rattensichtungen gemeldet werden.
Die Verwaltung will auch aufklären: „Grundsätzlich ist Rattenbefall nie ein Problem eines einzelnen Haushaltes. Da kommen mehrere Faktoren zusammen.“ Deshalb verschickt die Stadt regelmäßig Rattenbekämpfungsflyer – auch an die Nachbarn von meldenden Haushalten. Manche Bürger fühlten sich da schonmal vor den Kopf gestoßen.