Schermbeck. Die Zigarren samt Kisten fand Karl Göderz bei der Haushaltsauflösung seiner Mutter. Doch rauchen sollte man die alten Havannas nicht mehr.

Bücher, Schmuck, Omas altes Porzellan, die erste Gitarre, und viele kleine und größere Schätze wechselten am Sonntag beim Trödelmarkt der Landfrauen Damm-Bricht am Schützenfestplatz ihre Besitzer. Schnäppchen mit Geschichten gab es am Stand von Karl Göderz und seiner Frau Ulrike. Hier konnten alte Uhren, Vasen, Gemälde mit voluminösen Rahmen, altes Geschirr sowie einige Kuriositäten bewundert werden. Spannender als die Fundstücke selbst waren die Geschichten, die Göderz seinen Kunden mit verkaufte. „Das alles stammt aus der Haushaltsauflösung meiner Mutter, die vor zwei Jahren im Alter von 98 Jahren verstarb“.

Jetzt sei der Flohmarkt hier eine gute Gelegenheit, die Sachen zu verkaufen, fügt Göderz hinzu, der sich zum ersten Mal auf das Gebiet der Trödelei begebe habe, wie er sagt. „Man glaubt ja nicht, was ich alles bei der Haushaltsauflösung gefunden habe“. Sein größter Schatz, ein 96-teiliges Besteck aus 90er Hotelsilber in einem Koffer, blinkte in der Sonne. Nur komplett und zum Preis 280 Euro wollte Göderz das

Ulrike und Karl Göderz mit der alten Zigarrenschachtel und den Havannas. Die Zigarrenkiste ist interessanter als der Inhalt.
Ulrike und Karl Göderz mit der alten Zigarrenschachtel und den Havannas. Die Zigarrenkiste ist interessanter als der Inhalt. © Heiko Kempken / FUNKE Foto Services | Heiko Kempken

Besteck mit reichlich Verzierung verkaufen. Nicht ganz so teuer waren die alten Zigarrenkisten mit echten Havannas aus den 60er Jahren. „Kann man die noch rauchen?“, fragte eine interessierte Kundin. „Auf keinen Fall. Die sind so trocken, dass sie explodieren, wenn sie mit Feuer in Berührung kommen“, antwortete Göderz lachend. Gefragt war allerdings weniger der Inhalt, sondern die alten Zigarrendosen, die binnen kurzer Zeit alle einen neuen Besitzer fanden.

Ein weiterer Blickfang waren die alten Ölgemälde, die ein wenig an Spitzweg und die Holzrahmen an Ruhrgebiet-Barock erinnerten. „Da wir den Kontakt zu Menschen lieben, haben wir erst mal auf eBay verzichtet. Alles, was am Ende des Tages übrig bleibt und einen Wert hat, stellen wir dann später dort ein“, so Göderz. Die Geschäfte liefen, wie er sagt – unvorhergesehen gut. „Ich denke, dass am Abend die meisten Dinge einen neuen Besitzer gefunden haben“.

Der kleine Flohmarkt der Landfrauen lud nicht nur zu einem gemütlichen Bummel ein. Hier konnte gefeilscht und gehandelt werden. Es wurden Geschichten erzählt und viel gelacht. An jedem der rund 15 Stände gab es Sachen, die wirklich alle aus den Kellern der Händler stammten. Für weitere Unterhaltung, neben den Marktständen, sorgten die historischen Trecker und Landmaschinen der „Dammer Kolbenfresser“, die mit ihren hoch aufpolierten Karossen in der Sonne glänzten sowie die rollende Waldschule des Hegerings Schermbeck.

Erlös für Palliativstation

Organisiert haben den Trödelmarkt, bei dem rund 30 aktive Helfer im Einsatz waren, die Landfrauen des Ortsverbands Damm-Bricht. „Das Schöne ist, dass dieser Trödelmarkt überschaubar ist, und dass es wirklich echter Trödel ist“, so Heike Cordery.

Hochbetrieb herrschte während der Mittagszeit an der Kuchentheke. Dafür legten sich im Vorfeld 47 Frauen ins Zeug, die in ihren Küchen Torten und Obstkuchen zauberten. Der Erlös aus dem Verkauf der Kuchen kommt der Palliativ-Station in Wesel zugute.

„Wir haben lange im Vorfeld überlegt, wo das Geld dringend benötigt wird, und ich denke, dass es hier gut angelegt ist“, so Cordery. Der Landfrauen-Ortsverband Damm-Bricht ist mittlerweile mit 160 Mitgliedern eine starke Gemeinschaft. Zuletzt konnten viele jüngere Frauen dazugewonnen werden.