Schermbeck/Duisburg. Beim Triathlon im spanischen Vitoria-Gasteiz schafft der 65-jährige Professor aus Schermbeck den zweiten Platz in seiner Altersklasse.
Ein Doc dreht auf: Beim Ironman-Triathlon im nordspanischen Vitoria-Gasteiz hat es Prof. Stephan Petrasch auf dem zweiten Platz seiner Altersklasse geschafft. Sein großes Ziel, die Qualifikation für das Eisenmann-Rennen auf Hawaii, hat der gerade 65-Jährige Chefarzt der Onkologie des Duisburger Sana-Klinikums dabei knapp verfehlt. Der Schweizer Peter Brechbuehler war knapp fünf Minuten schneller und sicherte sich damit den begehrten Startplatz.
Ziel ist eine Zeit unter zwölf Stunden
Für 3,8 Kilometer Schwimmen (1.20,16 Std.), 180 Kilometer auf dem Rad (6.23,57 Std.) und den Marathon (4.29,27 Std.) benötigte Petrasch, der für den Duisburger Schwimm-Verein startet, insgesamt 12.22,57 Stunden. „Unter zwölf Stunden, das möchte ich einmal noch schaffen“, sagt er. Im baskischen Städtchen sollte es bei seinem vierten Langdistanz-Wettbewerb nicht sein.
Dabei hatte er dieses Rennen am 14. Juli dazu ausgewählt: Moderate Temperaturen, eine angenehme Schwimmstrecke im Ullibarri-See, dazu ein Radparcours, der laut Veranstalter Bestzeiten versprach.
Dass sich den Radlern mehrere Rampen mit zehn Prozent Steigung in den Weg stellten, bemerkte er erst bei der Ankunft. „Das war mir schon klar, dass es schwierig wird, weil ich technisch auf dem Rad nicht so gut bin.“
Toter Punkt bei Kilometer 18
Seinen toten Punkt erlebte der Mediziner bei Kilometer 18 der Marathonstrecke. „Um mir Motivation zu holen, hab’ ich mir von meiner mitgereisten Tochter die Zwischenstände sagen lassen“, berichtet er. Da lag er 21 Minuten hinter Brechbuehler und 17 Minuten vor dem Portugiesen Francisco Farrajota. Was er nicht erfuhr: Beide Kontrahenten wurden langsamer.
Am Ende rettete der Schweizer einen knappen Vorsprung ins Ziel, von Farrajota trennte Petrasch am Ende eine Stunde. „Vielleicht hätte es zum Sieg gereicht, wenn ich mehr Tempo gemacht hätte – aber möglicherweise wäre ich dann eingebrochen“, sagt Stephan Petrasch.
Wer neben dem 50-Stunden-Job in der Klinik noch zwölf bis 14 Stunden pro Woche trainiert, muss gut organisiert sein.
„Außerdem bilde ich mir ein, ein intaktes Privatleben zu haben“, so der 65-Jährige, der 2016 auf Mallorca Ironman-Premiere feierte.
Wenn möglich, geht’s per Rad aus seinem Wohnort Schermbeck nach Duisburg – der Weg zum Job als Trainingseinheit. Petrasch arbeitet mit einem Trainer aus Aachen, der ihm die Trainingspläne schreibt. „Es ginge auch ohne ihn, aber mich motiviert das“, sagt er.
Sein Verbesserungspotenzial sieht der Arzt, Langläufer seit der Jugend, beim Radfahren. „Wenn es bergig und kurvig wird, verliere ich zu viel Zeit.“ Das Ziel lautet dennoch: „Einmal möchte ich Erster werden.“ Doch, weiß Stephan Petrasch, das hängt auch von den Unwägbarkeiten des Wettkampfs und von der Konkurrenz ab.
Wenn ehemalige Spitzenathleten dabei sind, stehen seine Chancen schlecht. Den nächsten Anlauf für die Hawaii-Qualifikation plant er Ende des Jahres in Argentinien. „Neue Länder durch Sport kennenzulernen, auch das macht für mich den Reiz aus neben der Faszination, an die körperlichen Grenzen zu gehen“, sagt er.
Früher ein Kampf gegen sich selbst
Beim ersten Rennen, sei es noch ein Kampf gegen sich selbst gewesen, so der Mediziner, nun stehe der Wettkampf vorne an. Ob’s noch reicht, die Zwölf-Stunden-Marke zu knacken? Petrasch: „Wäre schön, aber ab dem 60. Lebensjahr wirst du pro Jahr etwa 15 Minuten langsamer“. Das zeige der Vergleich der Finisher-Zeiten der Altersklassen.
Zudem wird er den 65. Geburtstag nicht zum Anlass nehmen, sich voll auf sein Hobby zu konzentrieren. „Wir wollen bald als onkologisches Zentrum in den Sana Kliniken zertifiziert werden. Da möchte ich dann auch noch eine Zeit lang arbeiten.“
>>> DISTANZEN UND MARKENNAME:
Als Ironman wird gemeinhin der Langdistanz-Triathlon (3,8 km Schwimmen, 180,2 km Rad und ein Marathonlauf) bezeichnet. Ironman ist aber auch ein geschützter Markenname für eine weltweite Rennserie, die Rechte liegen bei der World Triathlon Cooperation als Tochterunternehmen der Wanda Group (China).
Die ebenfalls weltweite Konkurrenzserie für Wettkämpfe über die Lang- und Halbdistanz nennt sich Challenge – die Lizenz hält Challenge Family mit Sitz in Amberg. Die bekannteste Challenge war der Triathlon in Roth.
Ein besonderer Kontrahent belegte in Vitoria hinter Stephan Petrasch Platz 4 der Altersklasse 65. Der Kanadier John Wragg hat seit 1988 über 250 Ironman-Wettkämpfe über die Langdistanz absolviert.