Wesel. .
Logistik hat die Aufgabe dafür zu sorgen, dass Waren von A nach B kommen. Viele Güter gehen von den Seehäfen auf den Lkw – und direkt in den Stau. Andreas Stolte, Geschäftsführer von Deltaport – Anfang 2018 gegründeter Zusammenschluss der Häfen Wesel, Voerde, Emmerich und Orsoy – will die Waren aufs Wasser bringen.
Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen
Am Montag hat er mit dem FDP-Bundestagsabgeordneten Bernd Reuther über die Ziele von Deltaport, aber auch die Rahmenbedingungen, die Politik dafür schaffen muss, diskutiert.
Teilnehmer waren außerdem Rudolf Kretz-Manteuffel, FDP-Kreistagsmitglied und im Deltaport-Aufsichtsrat sowie Peter Berns, FDP-Fraktionschef im Weseler Stadtrat.
Staus belasten Klima und Wirtschaft
„Lkw, die stundenlang nicht ins Rollen kommen, sind nicht nur ein betriebs- und volkswirtschaftliches Desaster. Sie belasten zudem das Klima und es besteht die Gefahr, dass Waren nicht rechtzeitig an ihren Bestimmungsort gelangen“, sagt Stolte.
Anteil der Binnenschifffahrt kurzfristig verdoppeln
7,5 Millionen Tonnen Umschlag haben die fünf Häfen 2018 gehabt, trotz der sechsmonatigen Niedrigwasserphase. Schüttgut, Flüssiggüter, Stückgut, Container.
72 Prozent der Güter gehen über die Straße, 20 Prozent auf die Schiene und nur acht Prozent aufs Wasser.
Dieser Anteil ließe sich „kurzfristig mindestens verdoppeln“, ist Stolte sicher.
Aktueller Strukturwandel kostet Kunden und ist eine Chance
Ein tiefer Strukturwandel, der im Gange sei, werde die Binnenschifffahrt Kunden kosten: Die Abkehr von fossilen Brennstoffen, die Schwächung der Stahlindustrie, Stolte erwarte auch einen Rückgang von Schüttgut (Kiese, Sande, Kohle). Er begreife das als Chance, neue Warenströme in die Häfen zu ziehen.
Logistikquadrat NRW- auf dem Wasser fast bis zum Kunden
„NRW hat 720 Kilometer schiffbare Wasserwege und 120 Umschlagstellen“, so Stolte. Die Infrastruktur sei da. Durch die Kooperation der Binnenhäfen und Bahnterminals solle ein Logistikquadrat in NRW entstehen, die Binnenhäfen als Kommisionierungsstandorte dienen.
Heißt: Konsumgüter aus Asien kommen in die Überseehäfen und gehen dann nicht mehr auf die Straße, sondern auf die Binnenwasserwege. Im Hafen werden sie Postleitzahlengenau neu sortiert und so nah wie möglich auf dem Wasser an ihren Zielort gebracht.
Mikroterminals in ehemaligen Zechenumschlagplätzen
Mikroterminals schweben dem Deltaport-Geschäftsführer an den ehemaligen Zechenumschlagplätzen am Kanal vor. Erst von hier aus gehen die Waren auf die letzte Meile mit dem Lkw.
„Alles ist bereits gegeben, es ist lediglich ein Umdenken der Politik notwendig.“
Das Sanierungstempo muss anziehen
Da wäre das leidige Thema der Infrastruktur, Brücken und Schleusen an den Kanälen sind marode. Bernd Reuther, für die FDP im Bundesverkehrsausschuss, betonte, dass mehr Tempo in die Sanierung kommen müsse, auch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) müsse schneller werden, die unter Ingenieurmangel leidet.
Die Niederländer machten es vor: Sie vergeben die Aufträge extern. „Die Binnenschifffahrt muss attraktiver werden, für die Kunden ist die Frage des Transportes eine knallharte Kalkulation“, sagt Reuther.
Häfen sollten noch mehr an einem Strang ziehen
Er wünsche sich, dass die Häfen in NRW noch mehr an einem Strang ziehen. „Ich vergleiche das mit den norddeutschen Seehäfen, die ebenfalls in harter Konkurrenz stehen. In Berlin vertreten sie ihre Interessen wie ein Mann oder eine Frau.“ Ohnehin arbeite er in Berlin daran, dass Binnenschifffahrt mehr sei als die Probleme des Hamburger Hafens zu diskutieren.
Ein Leuchtturmprojekt in Voerde
Das Tiefkühllogistikunternehmen Nordfrost lässt sich auf fünf Hektar Fläche im Rhein-Lippe-Hafen nieder und nutzt die Abwärme der Trimet-Aluminiumproduktion in Emmelsum als Energiequelle für seine Kühlhäuser.
Im Rahmen des Eco Port 813 -Projekts können Investoren CO2-neutrale Energie in Form von Kälte oder Wärme für ihre Immobilien nutzen.
Flächen in den Häfen sind stark nachgefragt
Nordfrost will Tiefkühlhäuser, Frischezentren sowie ein eigenes Containerterminal bauen.
Mit im Boot ist auch Eon. Der Energieversorger liefert technischen Support und springt ein, falls die Aluminiumproduktion – und damit die Energiequelle – mal stoppt. 2022 geht es los.
Die Flächen in den an Schiff, Straße und Schien angebundenen Häfen sind gefragt.