Hamminkeln. Nach 20 Jahren verabschieden sich Gudrun Bott und Markus Lütkemeyer vom Schloss, wo sie 180 junge Künstler und Kuratoren betreut haben.

„Wir halten es mit dem Motto ,Niemals geht man so ganz’, wir sind und bleiben schließlich Teil eines großen Netzwerks“, sagt Gudrun Bott, die sich gemeinsam mit Markus Lütkemeyer jetzt vom Ringenberger Schloss verabschiedet.

„Es war eine extrem produktive, effiziente und erfreuliche Zusammenarbeit über 20 Jahre“, ergänzt die 62-Jährige, die seit dem Jahr 2000 Angestellte der Derik-Baegert-Gesellschaft ist. Zusammen mit dem freiberuflichen Kurator Markus Lütkemeyer hat sie in dem historischen Bau 180 junge Künstler und angehende Kuratoren betreut. „Schon sehr früh haben wir die Grenz-Lage entdeckt, der Austausch der deutschen und niederländischen Künstler war einer unserer Schwerpunkte“, erläutert Bott.

Kein Wunder, dass etwa ein Drittel der heranwachsenden Künstler im Alter zwischen 25 und 40 Jahren aus dem Nachbarland kamen, einzelne „Exoten“ auch aus Island, der Türkei und Amerika.

Kernanliegen war die individuelle Nachwuchsförderung

„Unser Kernanliegen war die individuelle Nachwuchsförderung der Bildenden Kunst“, beschreibt Gudrun Bott und rechnet vor, wie das Ganze überhaupt finanziert werden konnte: „Von den Geldern, die wir an diesen Ort gebracht haben, sind knapp 3 Millionen über Projekte sowie etwa 1,2 Millionen Stipendiengeld an Künstler und Kuratoren.“

Lütkemeyer ergänzt dazu: „Über Kontinuität haben wir Vertrauen gewinnen können und so ein einzigartiges Netzwerk aus deutschen und niederländischen Künstlern geschaffen.“

Stehen schon in der Tür Gudrun Bott und Markus Lütkemeyer kehren dem Schloss den Rücken.
Stehen schon in der Tür Gudrun Bott und Markus Lütkemeyer kehren dem Schloss den Rücken. © FFS | Konrad Flintrop

Seit 2001 haben die beiden am Schloss Ringenberg ein Modell der Spitzenförderung des Nachwuchses im Feld junger Gegenwartskunst sukzessive entwickelt. Dieses Modell war an Künstler und Kuratoren adressiert, die als Residenz-Stipendiaten der Kunststiftung NRW, des Landes NRW, des niederländischen Hochschulverbundes „ArtEZ“ und des Mondriaan Fonds Amsterdam ein Zeit lang im Schloss zu Gast waren. Immer sieben geförderte Künstler wohnten gleichzeitig einige Monate im Schloss.

Unterstützung von Bürgermeister Schlierf

„Solch eine große historische Immobilie ist für so eine Kleinstadt schon charmant“, sagt Bott, die aus der Landeshauptstadt Düsseldorf kommt und sich dankbar zeigt, für die politische Unterstützung vor Ort: „Vor allem Bürgermeister Holger Schlierf hat sich stark für uns eingesetzt!“

Und auch Lütkemeyer betont: „Die Kuratoren und Künstler haben sich in ihren künstlerischen Arbeiten mit dem Ort auseinandergesetzt.“ In diesem Zusammenhang erinnert er an eine „Apfel-Biennale“, die ein paar Künstler einst während der Obsternte in Hamminkeln arrangierten.

Beide bleiben der Kunst verbunden

Wie der 48-Jährige ergänzt, hätten auch die Förderer regelmäßig „sehr neugierig“ das Ringenberger Schloss besucht, um zu schauen, was mit ihrem Geld passiert.

Die Fördergelder fließen jedoch nicht mehr wie noch in der vergangenen Jahren – daher endet jetzt mit dem fünften großen Projekt diese Kunst-Ära an der Schlossstraße. Lütkemeyer, der in Münster beheimatet ist, wird weiter als freiberuflicher Kurator arbeiten. Bott sagt, sie werde keine leitende Funktion mehr übernehmen, zunächst die gewonnene Freiheit genießen – aber natürlich trotzdem der Kunst verbunden bleiben.


>>> NEULAND-KONZERT AUF SCHLOSS RINGENBERG AM 29. JUNI:

Neuland ist nicht nur der Titel der Veranstaltung am Samstag, 29. Juni, ab 18 Uhr im Schloss Ringenberg, sondern zugleich auch Impuls für das, was an diesem Kulturort für die Zukunft gedacht ist: ein Ort der Begegnung von Kultur und Menschen.

Vor 100 Jahren noch Neuland, ist der Jazz heute eine nicht mehr weg zu denkende Musik in unserem Leben. Das Trio aus dem Umfeld der Musikschule Hamminkeln liefert mit kleinem Besteck aber großer Intensität einen aufregenden Streifzug durch 100 Jahre Jazzgeschichte.

The Schoolhouse Jazzmen sind Volker Lütfring (Klarinette, Saxophon), Peter Risthaus (Gitarre) und Ulrich Ingenbold (Perkusssion). Dazu gibt es kleine Impressionen aktueller Literatur. Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Bücherei-Fördervereins Bücherfreunde, der Bücherei und des Kulturraums Niederrhein.