Hamminkeln. Ein Weißstorchpaar nimmt die privat errichtete Nisthilfe von Sabine und Ralf Rüsken schon nach wenigen Tagen an. Im Nest sitzen drei Jungstörche.

Der Storch gilt traditionell als Symbol für Nachwuchs. Aber dass es auch mit Nachwuchs im Storchennest so schnell geht, hatten sich Sabine und Ralf Rüsken aus der Hamminkelner Bauernschaft Kesseldorf rund ein Kilometer westlich des Weikensees wahrlich nicht träumen lassen.

Sabine und Ralf Rüsken bieten Kaffee am Storchennest.
Sabine und Ralf Rüsken bieten Kaffee am Storchennest. © FFS | Arnulf Stoffel

„Wir sind immer noch ganz fasziniert“, sagt die 40-jährige Landschaftsgärtnerin und blickt per Fernglas zum Storchennest auf. „Jetzt ist Mama Storch da“, erklärt Rüsken begeistert, während unter dem ausgewachsenen Storch ein paar kleine Storchenköpfe am Nestrand sichtbar sind. „Die kleinen sehen aus wie nackte Moorhühner“, sagt die 40-Jährige. Drei Jungstörche sind es hier an der Ecke Kesseldorfer Straße/Lichtenholz.

2016 den ersten Storch gesehen

Ralf Rüsken weiß, wie es genau zum Storchennachwuchs in Kesseldorf gekommen ist: „2016 haben wir den ersten Storch beim Heuwenden hier gesehen“, berichtet er.

„Dann kamen wir auf die Idee, es mal mit einem Storchennest zu versuchen, schließlich liegen wir genau auf der Flugroute der Nester Bislich – Ringenberg – Dingden“, erklärt der 42-Jährige seinen Antrieb. „Doch wir hatten keine Ahnung, wie man so ein Storchennest baut“, gibt er ehrlich zu.

Doch er wusste sich schnell zu helfen.

Bauanleitung aus dem Internet

Dem Internet sei Dank, wurde er beim Nabu Schleswig-Holstein fündig, wo es eine Bauanleitung gab. Dazu nahm er sich das Ringenberger Storchennest zum Vorbild und errichtete mit ein paar Freunden am 16. März einen zwölf Meter hohen ehemaligen Lichtmast. Dann setzte er ein paar Tage später einen Korb aus Bangkirai-Brettern drauf, den er mit Weidenästen, Birkenreisig und Pinienrinde vorbereitet hatte. „Ich habe dann noch gelesen, dass man mit weißer Farbe ein paar Kleckse ins Nest machen soll, damit Störche denken, da wäre schon mal ein Artgenosse drauf gewesen“, ergänzt Rüsken.

Tierischer Nachwuchs in Hamminkeln.
Tierischer Nachwuchs in Hamminkeln. © NRZ | Johannes Kruck

Dieser „Trick“ scheint gewirkt zu haben, denn schon zwei Tage später schaute der erste Storch vorbei und landete in der Nähe. Weitere zwei Tage später sah Ralf Rüsken, wie ein Storch mit Ästen im Schnabel auf das Nest flog. Es dauerte nicht lange, dann gesellte sich ein zweiter Storch hinzu – es wurde fleißig geklappert, gebalzt und dann war Paarungszeit.

Jungstörche um den 13. Mai geschlüpft

„Ab dem 6. April saß ein Storch durchgehend auf dem Nest“, weiß Ralf Rüsken, der vermutet, dass um den 13. Mai dann die Jungstörche geschlüpft sind.

Mittlerweile machen die drei Jungstörche schon erste Flugübungen – kurze Zeit lassen die Storcheneltern den Nachwuchs auch schon alleine auf dem Nest, aber nie aus den Augen. Eine Attraktion für Anwohner und auch für Gäste – Kesseldorf ist ab jetzt ein Storchendorf.

HVV spendet eine Sitzbank zur Storchenbeobachtung

Auf einer kleinen Wiese unter Birken an der Straße Lichtenholz errichtet der Hamminkelner Verkehrsverein (HVV) am Samstag eine Bank – mit perfektem Blick aufs Storchennest. Dazu stellt Familie Rüsken dort einen Bollerwagen zur Selbstbedienung mit Kaffee, Wasser und Süßem bereit.

Storchenexperte Hans Glader von der Storchenstiftung NRW ist auch verblüfft, wie schnell das Nest angenommen wurde: „Manche warten zehn Jahre, hier ging es wirklich sehr flott.“ Ob die Jungen beringt werden, hänge davon ab, ob der Beringer genug Zeit hat. Insgesamt gibt es 2019 mehr Storchen-Bruten als sonst.