Wesel. Das innovative Lichtkonzept „Vital-Sky“ komplettiert die neue Intensivstation im Marien-Hospital. Patienten sollen vor dem Delir bewahrt werden.

„Das ist hier nicht nur eine Lampe, sondern so viel mehr“, sagt Dr. Marc Achilles mit einem Lächeln. Der Chefarzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin blickt an die Decke eines Krankenzimmers auf der Intensivstation im Marien-Hospital. Wo in anderen Krankenhäusern wohl normale Lampen angebracht sind, prangt hier je ein lichtspendender Streifen über den Krankenbetten.

„Vital-Sky“ heißt die Lichtkonstruktion, die nun seit drei Wochen im Marien-Hospital im Einsatz ist. Dabei geht es nicht um dekorative Lichtgestaltung, sondern um einen Therapieansatz: „Die Licht-Therapie ist Teil eines Ansatzes zur Delir-Vorbeugung“, erklärt Achilles.

Verwirrtheitszustand bekämpfen

Als Delir bezeichnet die Medizin einen Verwirrtheitszustand bei Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden. Besonders Betagte seien häufig davon betroffen. Viele Patienten reagieren in diesem Zustand panisch, wollen aggressiv ihr Bett und das Krankenhaus verlassen. Andere strahlen eine komplette Leere aus, scheinen plötzlich unerreichbar zu sein. Einschränkungen des Bewusstseins, Gedächtnislücken,Wahrnehmungsstörungen sowie ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko resultieren daraus.

Patienten sollen nacht erholsam schlafen

Die neue Lichtkonstruktion soll dabei helfen, diesen Zustand zu vermeiden. Ziel ist es, dass Patienten tagsüber wach sind und nachts den erholsamen Schlaf bekommen. „Mittags, wenn die Sonne am höchsten steht, beträgt die Beleuchtungsstärke 100.000 Lux. Um nachts gut schlafen zu können, benötigen Intensivpatienten 1000 Lux, die wir mit Vital-Sky gewährleisten“, erklärt der Chefarzt.

„Vital-Sky“ nennt sich die Lichtkonstruktion, die über sieben Betten in der Intensivstation am Marien-Hospital in Wesel angebracht wurde.
„Vital-Sky“ nennt sich die Lichtkonstruktion, die über sieben Betten in der Intensivstation am Marien-Hospital in Wesel angebracht wurde. © FFS | Erwin Pottgiesser

Mit der Einsetzung der Vital-Skys ist das Marien-Hospital nach eigenen Angaben weltweit Vorreiter: Als erstes Krankenhaus überhaupt setzen die Mediziner die Technik für eine optimiertere Patientenbetreuung ein. „Eine Beobachtungsstudie an der Charité zeigte, dass es bei den Probanden eine Delirreduktion um bis zu 50 Prozent gab“, erklärt Achilles.

Momentan sind sieben Krankenbetten mit dem Vital-Sky ausgestattet, tausende LED-Lämpchen spenden das richtige Licht. Kostenpunkt für die gesamte Installation: Rund 500.000 Euro. Einige andere Krankenhäuser haben ihr Interesse an der Lichtinstallation bereits bekundet.

Keine Geräusche, viel Schlaf

Um dem gefährlichen Delir vorzubeugen, verfolgen Mediziner und Pfleger im Marien-Hospital noch weitere Konzepte. So wird bewusst auf Medikamente verzichtet, die eben diese Verwirrtheitszustand auslösen können. Krankenhausgeräusche werden minimiert, Patienten während des Schlafes nicht mehr geweckt. „Das erfordert ein Höchstmaß an Engagement, das alle auf der Krankenstation betrifft“, sagt Achilles. Die Resultate aus den ersten Wochen sind positiv: „Vital-Sky ist von den Patienten bisher sehr gut aufgenommen worden“, so Achilles.