Wesel. Tahnee Schaffarczyk kam mit ihrem Comedy-Soloprogramm in der Niederrheinhalle beim Publikum gut an.
. „Hast du schon gehört? Tahnee, die Comedienne, kommt nach Wesel, ins Scala-Kulturspielhaus! Ach nein, ins Lutherhaus! Ach nein, in die Niederrheinhalle!“ Tatsächlich hatten schließlich über 1000 Comedyfans für Sonntagabend eine Eintrittskarte für Tahnee und ihr Comedy-Soloprogramm „#geschicktzerfickt“ gekauft. Dieser Verkaufsrekord freute den Chef der Weseler Eventagentur, Moritz Hußmann sehr, der mit dem Gastspiel von Tahnee Schaffarczyk einen Volltreffer bei der Zuschauergunst gelandet hatte und Wesel als lukrative Comedyspielstätte, mit viel Publikumszuspruch auch aus der Region, weiter etabliert haben dürfte.
Zu Beginn des Abends gab’s einen Supporting-Act: Serkan Ates-Stein wurde von Tahnee in bester Stadionsprecherinnenmanier lautstark als Newcomer und Shootingstar der Comedyszene angekündigt. Und ja, er wurde seiner Rolle gerecht und es reihte sich Lacher an Lacher. Dann sprang unter lautem Jubel, Applaus und Johlen Tahnee auf die Bühne und ließ ihrer Begeisterung freien Lauf: „Jo Wesel, was geht ab? Ich hör‘ euch nicht“, grölte die in Köln lebende Comedienne ins Mikro. Dieser Abend in Wesel war nämlich der zuschauerstärkste Auftritt der seit mehr als zwei Jahren laufenden Tournee ihres ersten Soloprogramms.
Smalltalk mit dem Publikum
Schnell wurde klar, dass Spontanität und Schlagfertigkeit ihre Stärken sind. Sie verteilte Seitenhiebe für den Abi-Ball-Charme der Niederrheinhalle mit den Pusteblumenlampen von Ikea und betrieb den obligatorischen Smalltalk mit dem Publikum in den ersten Reihen. Dann begann ein nicht enden wollender Schwall an sexualisierten Witzen, der nur von Tahnees unbändiger Spielfreude übertrumpft wurde. Weil Tahnee auf Frauen steht, ging sie beim „Lesben-Bullshit-Bingo“ mit nervigen Fragen von Hetero-Männern und -Frauen hart ins Gericht. Stimmlich alle möglichen Register ziehend, stöhnte sie mit tiefster Stimme ins Mikrofon „Ooohh, Mäuschen!“ und bügelte die Frage „Was machen zwei Frauen denn die ganze Nacht im Bett?“, mit der Antwort „Ich pflege dann immer zu sagen, wir spielen Kasperletheater!“, glatt, wobei sie Zeige- und Mittelfinger erhob.
Den Zuschauern in den Stuhlreihen gefiel das gut. Lachen, Klatschen, Kreischen und Johlen waren im Sekundentakt zu vernehmen und heizten Tahnees Koketterie mit Begriffen der allgegenwärtigen Sexismusdebatte weiter an. Tahnee witzelte über Männer, die Frauen am liebsten die Türe mit ihrem Gemächt aufhalten würden und machte die Story über ihr Outing bei Mutter und Vater zur Ultima Ratio für Lacher. Die auch als Moderatorin von „NightWash“ bekannte Comedienne nutzte ihre künstlerische Vielseitigkeit und überzeugte mit fulminanter Gesichtsgymnastik und voller Körperflexibilität von Kopf bis Fuß und besonders in der Hüfte.
Natürlich konnte Tahnee klassischen Frauenbildern und weiblichen Rollenstereotypien, wie sie von Sylvie Meis, Helene Fischer oder Heidi Klum kolportiert werden, nichts abgewinnen. Auch bekannte Lesbenstereotypien, man denke an Hella von Sinnen oder Katy Karrenbauer, erteilte Tahnee eine Absage. Für sie sollten Frauen mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie Männer ihre Persönlichkeit und ihre Liebe mutig leben. Mit „Vulverine“, ihrem neuen Soloprogramm, wird Tahnee wieder nach Wesel kommen.