Schermbeck. . Der heute 91-jährige Helmut Schult wurde vor 70 Jahren König und freut sich auf eine besonders seltene Würdigung beim Schützenverein Bricht.

Im Jahr 1949 wurde in Bricht das erste Schützenfest nach dem Krieg gefeiert. Schützenkönig wurde damals vor genau 70 Jahren der heute 91-jährige Helmut Schult, der nun beim diesjährigen Schützenfest als „Gnadenkönig“ geehrt wird. „Es war der 22. Mai 1949“, daran erinnert sich Schult noch ganz genau. Und: „Die letzten Soldaten sind im März nach Hause gekommen.“

Die Königswürde habe ihn damals völlig überraschend ereilt, schildert der rüstige Senior. „Ich war erst 21 und hab gar nicht daran gedacht, König zu werden“, sagt er lachend.

Daran wird nun erinnert. „Eine solche Ehrung hatten wir noch nie“, erklärt Schützen-Oberst Carsten Unverzagt erfreut, der erstmal nach einer Bezeichnung suchte und bei „Gnadenkönig“ fündig wurde.

Der 91-jährige Helmut Schult kann heute über viele Dinge der Vergangenheit schmunzeln.
Der 91-jährige Helmut Schult kann heute über viele Dinge der Vergangenheit schmunzeln. © NRZ | Gaby Eggert

Der zu Ehrende war 1937 bereits Kinderkönig, das letzte Schützenfest im Krieg wurde in Bricht im Jahr 1939 gefeiert. Gustav und Lina Engelmann waren damals das Königspaar.

Und jener Engelmann übergab dann 1949 die Königskette persönlich an Helmut Schult und feierte mit seiner Königin das Fest auf dem Thron mit.

Geschossen wurde seinerzeit unterm Lindenbaum am „Schwarzen Adler“. Dafür wurde ein zersägtes Gewehr zur Armbrust umgebaut und mit Pfeilen auf eine Scheibe in etwa zehn Metern Entfernung gezielt.

König war damals Magdalene Baumann

In den ersten Jahren habe man den Zirkel noch zur Messung zur Hilfe genommen, um festzustellen, wer mit seinem Schuss am nächsten im Zentrum gelandet ist. Seine Königin wurde Magdalene Baumann, die aber bereits verstorben ist. Zum Throngefolge gehörten Herbert Brüggemann und Anneliese Schult, sowie Walter Baumann und Ruth Brüggemann.
Nach dem Königschuss der samstags stattfand ging es immer zum Umtrunk in die Gaststätte „Zum schwarzen Adler“. Sonntags um zwei Uhr trafen sich alle zum Antreten, danach zog man durchs Dorf und zum Totengedenken am Ehrenmal. Da man ja ohne Musik nicht tanzen kann, sagte der ehemalige König, wurde die Bergmanns-Kapelle Holsterhausen und das Tambourcorps Bricht dafür eingespannt. „Die spielten damals noch bis sechs Uhr morgens wenn es sein musste“, erzählte Schult. Dabei hatten die Majestäten natürlich auch immer den Stalldienst im Blick. Denn auch der musste zwischen dem Feiern erledigt werden.

Schult erinnert sich, dass es auch in seinen jungen Jahren immer mal wieder schwierig war, einen König zu finden. So manch einer wurde deshalb im Laufe seines Lebens zweimal zum König. Und dann gab es auch noch die Geschichte, dass die Verantwortlichen für den Königsschuss hier und da im Ergebnis mogelten. „Da wurde mitunter jemand zum König, der überzeugt war, vorbei geschossen zu haben“, berichtet Helmut Schult lachend.

Im Jahr 1949 wurde in Bricht das erste Schützenfest nach dem Krieg gefeiert.
Im Jahr 1949 wurde in Bricht das erste Schützenfest nach dem Krieg gefeiert. © NRZ | Gaby Eggert

Ein Döneken hatte auch Ehefrau Margret Schult zu erzählen: Die 88-jährige taffe Seniorin war im Jahr 1955 Schützenkönigin. Aber sie erfuhr es erst am Sonntagmorgen, denn die Männer hatten beim Umtrunk einfach vergessen, ihr Bescheid zu geben. So standen die Adjutanten Sonntagmorgen vor ihrer Tür und überbrachten der jungen Frau die Botschaft.

Margret Schult, die Schützenkönigin ohne es zu wissen

„Nein-Sagen konnte man da nicht,“ sagte sie über diesen skurrilen Moment. Und: „Zum Friseur Dahlhaus – der stand übrigens damals noch sonntags für die Frauen vom Thron parat – ging ich noch schlecht gelaunt“, berichtete sie lachend. Ein jeder der ihr begegnete, habe ihr das auch ansehen können.

Aber: „Als ich erstmal in der Kutsche saß, habe ich mich doch gefreut und dann natürlich ordentlich gefeiert“, berichtet sie obwohl sie ja nicht so gern auf dem Thron war.

„Da musste man sitzen bleiben, ich hab lieber an der Theke gestanden und mit den Nachbarn was erzählt.“

Bis morgens um sieben versteht sich. Traditionen wie das Eier braten wurden erst in den späteren Jahren eingeführt. „Wir mussten ja auch noch in den Stall, da war gar keine Zeit für da“, berichtete Helmut Schult. „Schön war`s“ ist sich das Ehepaar einig.