Wesel/Warendorf. . Pfarrer S. soll 1983 vor seinem Wechsel nach Büderich Nacktfotos von einem jungen Mann gemacht haben. Das Bistum sucht weitere mögliche Opfer.

Gegen den mittlerweile verstorbenen katholischen Priester S., der viele Jahre auch in Wesel tätig war, sind Missbrauchsvorwürfe erhoben worden. Ein Mann hat sich nach 36 Jahren an das Bistum Münster gewandt und von Nacktaufnahmen berichtet. Das Bistum Münster möchte die Vorwürfe nun aufklären und sucht nach möglichen weiteren Betroffenen – auch in Wesel, wo S. bis zu seinem Tod 2018 lebte.

Es geht um einen Fall, der sich 1983 in Warendorf ereignet haben soll. S. war dort von 1975 bis 1983 Pfarrer und wechselte anschließend nach St. Peter Büderich. Der Betroffene ist heute 58 Jahre und lebt in Norddeutschland. Er hat sich auch bei der NRZ Wesel gemeldet und von dem Vorfall berichtet. Er habe sich dazu entschlossen, weil er es für möglich hält, dass es noch weitere Betroffene gibt. Außerdem hofft er auf eine Entschuldigung durch das Bistum.

Missbrauchs-Betroffener schwieg aus Scham

Der damals 23-Jährige war Angehöriger der Gemeinde St. Josef Warendorf, in der Pfarrer S. tätig war. Er erzählt, er habe damals in einer Konfliktsituation mit seinen Eltern seelsorgerischen Beistand bei dem Pfarrer gesucht und auch gefunden. Nach mehreren Treffen habe der Geistliche ihn zu den Fotoaufnahmen überredet. Aus Scham hat der damals 23-Jährige geschwiegen, berichtet er.

Den Kontakt zu S. habe er abgebrochen, obwohl der Pfarrer ihm nach dem Wechsel nach Büderich noch mehrfach schwärmerische Briefe mit Anspielungen auf die Aufnahmen geschickt und ihn um weitere Treffen gebeten habe. Auch der NRZ liegen Kopien dieser Briefe vor, auf denen neben der Unterschrift des Pfarrers auch der Stempel der Gemeinde St. Peter zu finden ist. Der 58-Jährige hat sich im Zuge der Diskussionen über Missbrauchsfälle in der Kirche entschlossen, die Sache öffentlich zu machen.

Weiterer Hinweis auf Übergriff im Jahr 2011

Wie das Bistum mitteilt, gab es im Jahr 2011 bereits einen Hinweis auf mögliches „übergriffiges Verhalten“ durch Pfarrer S.. Der damalige Leiter der Missbrauchskommission hat dazu Gespräche und Befragungen durchgeführt, teilt das Bistum mit. Da der Pfarrer zu diesem Zeitpunkt bereits an Demenz litt, wurde er aber nicht selbst zu den Vorwürfen befragt.

Der 58-Jährige, der seine Vorwürfe nun öffentlich macht, hofft, dass mögliche weitere Betroffene den Mut finden, sich an das Bistum zu wenden. Er ist davon überzeugt, dass Pfarrer S. zu weiteren Personen Kontakt gesucht hat. „Ich persönlich erlebe es als Befreiung, den Vorfall öffentlich zu machen“, sagt er der NRZ.

Pfarrer S. lebte viele Jahre in Wesel

S. wurde 1963 zum Priester geweiht. In der Folge war er von 1963 bis 1965 Kaplan in St. Peter und Paul Kranenburg, von 1965 bis 1967 Kaplan in St. Josef Ahlen sowie von 1967 bis 1968 Kaplan in St. Viktor Xanten. Von 1968 bis 1983 war er als Kreislandseelsorger im Altkreis Moers tätig. 1970 übernahm er die Pfarrverwaltung in St. Pantaleon Xanten (Lüttingen), bevor er von 1975 bis 1983 in St. Josef Warendorf Pfarrer war.

Pfarrer S. wurde dann 1983 Pfarrer in St. Peter Büderich. Von 1991 bis 2011 war er außerdem Malteserpfarrer im Kreis Wesel, ab 1995 zusätzlich Pfarrverwalter in St. Mariä Himmelfahrt Ginderich. Ab 2001 war er Leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Büderich und Ginderich, bevor er 2003 emeritiert wurden. Er lebte anschließend weiter in Wesel. Im August 2018 starb er im Alter von 83 Jahren.

>> Kontakt für weitere Betroffene

Sollte es weitere Betroffene geben, bittet das Bistum diese, sich bei den unabhängigen Ansprechpersonen für Verfahren bei Fällen sexuellen Missbrauchs zu melden: entweder bei Bernadette Böcker-Kock unter 0151-63 40 47 38 oder bei Bardo Schaffner unter 0151-43 81 66 95.