Wesel. . Senologie am Marien-Hospital Wesel und Uniklinik Tübingen kooperieren bei der Entwicklung von Brustimplantaten aus körpereigenem Gewebe
Brustimplantate aus körpereigenem Gewebe könnten Implantate aus Silikon, Kochsalz oder anderen Fremd-Materialien überflüssig machen. Letztere sind häufig mit Komplikationen verbunden, gerieten mitunter in Verruf und stehen aktuell im Verdacht, an der Entstehung vo
n BIA-ALCL, einem seltenen Tumor des Lymphgewebes, beteiligt zu sein. Implantate aus körpereigenem Gewebe wären ein Fortschritt für die Patientinnen, so Dr. Daniela Rezek, Chefärztin der Klinik für Senologie und Brustgesundheit am Marien-Hospital. Jetzt besuchte Prof. Dr. Markus Hahn, Leiter der Experimentellen Senologie am Universitäts-Brustzentrum Tübingen, Rezek.
Qualität des Fetts zählt
Dr. Rezek ist Expertin in der Rekonstruktion der weiblichen Brust aus Eigenfett. Dieses Verfahren wurde 2009 in Deutschland zugelassen, und seitdem wendet Rezek es im klinischen Alltag an.
Allerdings kann mit Hilfe von Eigenfett nur ein Defekt, also eine Delle in der Brust, vollständig ausgeglichen und nur eine sehr kleine Brust rekonstruiert werden. Da das Eigenfett vom Körper zum Teil abgebaut wird, sind mehrere Operationen erforderlich. Vor allem die Qualität des transplantierten Fettes ist von großer Bedeutung für den Volumenerhalt. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, das gewonnene Fett aufzubereiten.
Neue Implantate mit weniger Nebenwirkungen
Prof. Hahn forscht an einer Methode, bei der mit Hilfe von Eigenfett bioidentische Brustimplantate eine erkrankte Brust unabhängig von der Brustgröße ersetzen. Dabei ist die Qualität des transplantierten Fettes wichtig. Prof. Hahn hat sich in Wesel die Vorteile der einzelnen Methoden der Fettaufarbeitung demonstrieren lassen. Er möchte für die bioidentischen Implantate das beste Fett wählen.
Zu seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten als Lehrstuhlinhaber der experimentellen Senologie in Tübingen gehören wiederherstellende Verfahren im Bereich der Brust. Eine Kombination aus Eigen- und Fremdgewebe zur Rekonstruktion der Brust, könnte einen Brustaufbau nach Amputation mit weit weniger Nebenwirkungen zur Folge haben, so der Ansatz. Die mit Fremd-Materialien verbundenen Komplikationen ließen sich damit vermeiden. Für Brustkrebspatientinnen wäre das ein enormer Gewinn an Lebensqualität, betont Dr. Daniela Rezek: „Bisher gab es häufig keine Möglichkeit, Brustimplantate zu ersetzen, ohne dass die Frau eine sehr aufwendige und komplikationsträchtige Operation auf sich nehmen musste, bei der Gewebe aus anderen Stellen des Körpers zum Wiederherstellen der Brust transplantiert werden musste, was mit Narben und Trauma verbunden war.“ Es sei daher ein wichtiger Forschungsschwerpunkt, Ersatz für Brustimplantate zu finden.
Kooperationen für Medizin auf Höhe der Forschung
Die Zusammenarbeit mit dem Universitäts-Brustzentrum in Tübingen soll dafür sorgen, dass die Krebsbehandlung im Marien-Hospital vor Ort auf Höhe der medizinischen Forschung ist. Dem soll auch die enge Kooperation mit dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg im Rahmen des kürzlich geschaffenen Niederrheinischen Zentrums für Tumorerkrankungen (NZT) dienen.