Wesel/Hünxe. . Auch Bejagungsschneisen werden in Wesel zur Bienenweide. In Drevenack setzen junge Landwirte mit Bewohnern zusammen fünf Hektar Blühstreifen um

Blühstreifen gegen das Insektensterben – damit haben viele Bauern Erfahrung. Im Grunde machen sie das seit Jahren eher im Stillen, sagt Wesels Ortsbauer Carsten Schmäh. Jetzt gehen sie damit an die Öffentlichkeit: Um ein wenig für die Landwirtschaft zu werben, aber auch, um ihren Beitrag zum Insektenschutz zu liefern. Der Rheinische Landwirtschafts-Verband und die Ortsbauernschaft Wesel haben Saatgut gespendet, zehn Hektar Blühstreifen werden dieser Tage eingesät.

Jungbauern starten ihre Aktion

In Drevenack engagiert sich aktuell der Nachwuchs stark für den Insektenschutz: Kai Brunßen (21) und Jonas Eickelkamp (22) machen ihren Agrarbetriebswirt an der Fachschule für Agrarwirtschaft in Borken. Ihre Aufgabe war es, in einem selbstständigen Projekt Landwirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit zu verbinden. Die Idee: Wir tun gemeinsam mit Verbrauchern etwas für die Natur. Gesagt, getan: In Drevenack fragten die jungen Landwirte auf den Höfen nach, um Land für das Projekt zur Verfügung zu bekommen, fünf Hektar kamen zusammen. Das Saatgut spendeten Drevenacker: Die Waldstrolche, das Team des Kinderkleidermarkts, etliche Privatpersonen. „Wir möchten, dass die Blumen, die Drevenacker gespendet haben, auch im Dorf blühen“, erläutert Brunßen. Derzeit säen er und sein Freund Jonas Eickelkamp ein. Arbeit, die in der Freizeit erledigt wird. Elf Blumenarten sollen bis in den Herbst hinein Insekten locken.

Die jungen Männer brennen für ihren Beruf, „Wir bewirtschaften den Hof schon in sechster Generation, darauf bin ich stolz“, sagt Brunßen, auf dessen T-Shirt „Herr der Rinder“ zu lesen ist. Die Arbeit ist oft hart, aber die Freunde können sich keine andere vorstellen.

Kreative Lösungen sind auch in Wesel angesagt

Insekten brauchen auch die Bauern – obschon Mais und Getreide Selbstbefruchter sind. Die Weseler Bauern sind findig, doch der Bürokratiewust scheint schier undurchdringlich. „Wir rufen unsere Berater von der Kammer an“, sagt Werner Schulte, der dieser Tage ebenfalls Blühstreifen anlegt. Der weiß, welche Vorschrift wie befolgt werden muss. So werden aktuell die Bejagungsschneisen – sie dienen dazu, das Schwarzwild im Angesicht der drohenden Afrikanischen Schweinepest auch im Mais besser schießen zu können – zu Insektenparadiesen. Es gibt Gelder von der EU, vom Kreis Wesel, von der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft und von anderen „bestimmt 50 verschiedene Programme“, erläutert Martin Gimken, Vorsitzender der Ortsbauernschaft. Kaum einer blickt da durch.

Nicht alle sind begeistert

Die Bauern investieren Herzblut und Zeit, allerdings sehen sie auch andere in der Pflicht: Zubetonierte Verkehrsinseln, komplett gemähte Weges- und Straßenränder, 800 Quadratmeter Boden am Ereigniswald, die nicht genutzt würden nennen sie als Beispiel. Und, wie kommen die Blühstreifen an? „Das ein- oder andere Blümchen wird gepflückt“, sagt Schmäh – nicht schlimm. Ein Kollege allerdings hat es sich mit Anwohnern verscherzt: Seine Blütenpracht lockte soviel Gesumme an, dass die Nachbarn genervt protestierten.