Bocholt/Hamminkeln. . Gewerkschafter und Betriebsräte sind zu einem Gespräch ins Ministerium eingeladen, um über die geplante Werksschließung in Dingden zur sprechen.
NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann hat Dienstagabend beim Arbeitnehmerempfang der IG Metall Bocholt Gewerkschafter und Betriebsräte zu einem Gespräch ins Ministerium eingeladen, um über die geplante Werksschließung beim Bocholter Automobilzulieferer Borgers zu sprechen. Eine solche Schließung als „alternativlos“ zu bezeichnen, könne von der Landesregierung nicht akzeptiert werden, sagte Laumann vor rund 300 Gästen in der Spinnerei des Bocholter Textilmuseums.
Beim traditionellen Auftakt zum 1. Mai der IG Metall Bocholt hatte zuvor der Erste Bevollmächtigte Pietro Bazzoli den CDU-Minister dazu aufgerufen, seine Kontakte zu nutzen, damit über Alternativen für das zur Disposition stehende Borgers-Werk in Hamminkeln-Dingden zumindest nachgedacht werde.
350 Arbeitsplätze in Gefahr
Die Firma Borgers habe lange Zeit gut gewirtschaftet, doch nun seien 350 Arbeitsplätze in Bocholt und Dingden in Gefahr. „Die Mitarbeiter sind nicht schuld“, sagte Bazzoli in einer kämpferischen Rede, „es waren strategische Entscheidungen des Managements.“ Das Wachstum des Unternehmens sei „unzureichend gemanagt“ worden. Nun sollten die Menschen in Bocholt und Dingden die Zeche dafür zahlen. Bazzoli: „Das dürfen wir nicht zulassen.“
Alternativen für das Werk in Hamminkeln-Dingden
Minister Laumann kündigte in Sachen Borgers an, sich Anfang nächster Woche mit Gewerkschaftern und Betriebsräten unterhalten zu wollen, um zu schauen, „was wir machen können“. Es könne unter anderem um den Beitrag der Gewerkschaften gehen, damit über Alternativen für das Werk Dingden nachgedacht werde. Der Landesminister für Arbeit, Gesundheit und Soziales war als Festredner zum Arbeitnehmerempfang nach Bocholt gekommen.
Als solcher hob er gestern vor allem die Bedeutung von Gewerkschaften für gerechte Löhne und faire Arbeitsbedingungen hervor. „Faire Arbeit hat immer auch etwas mit Tarifverträgen zu tun“, sagte Laumann, selbst gelernter Maschinenschlosser und seit 45 Jahren Mitglied der IG Metall. Wichtig sei dafür, dass Arbeitnehmer gewerkschaftlich organisiert sind. „Wo Gewerkschaften es schaffen, einen hohen Organisationsgrad zu haben, da haben wir in der Regel auch vernünftige Tarifverträge und vernünftige Arbeitsbedingungen.“
Betriebsrenten verpflichten
Des Weiteren sprach sich Laumann dafür aus, Betriebsrenten für Unternehmen verpflichtend zu machen. Man könne nicht auf der einen Seite das Rentenniveau senken, aber auf der anderen Seite private Rentenversorgung freiwillig lassen. Zudem komme man an einer Aufstockung von niedrigen Renten nicht vorbei, so der Arbeitsminister. Mit Blick auf die Schülerdemos der „Fridays for Future“-Bewegung sagte er, es dürfe keinen Widerspruch zwischen Arbeit und Umweltschutz geben. Laumann: „Ich will nur sagen: Ein Eintreten für Arbeitsplätze ist nicht unmoralischer.“
Ähnlich hatte sich zuvor der Bocholter IG-Metall-Bevollmächtigte Pietro Bazzoli geäußert. Es gehe darum, den Spagat zu schaffen zwischen der Zukunftsvorsorge für Arbeitsplätze, zugleich aber auch darum, einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen. Klimaschutz sei wichtig, so Bazzoli. „Aber der ökologische Umbau darf nicht zulasten der Menschen gehen.“ Zu Beginn der Veranstaltung war der Kabarettist Ingo Appelt aufgetreten – der genau wie Minister Laumann Maschinenschlosser und IG-Metall-Mitglied ist.