Schermbeck. . Walter Vieth wirbt mit Aufklebern für ein freiwilliges Tempolimit. Er sucht Mitstreiter – und hat auch den Verkehrsminister angeschrieben.
Früher, als Walter Vieth noch beruflich viel mit dem Auto unterwegs war, hat er gerne mal aufs Gaspedal gedrückt. „Doch dann habe ich festgestellt, es spart keine Zeit und kostet Nerven“, erzählt der heute 82-jährige Schermbecker. Und obendrein steige mit dem Tempo die Unfallgefahr. Heute hat er seinen Tempomat stets auf maximal 120 Stundenkilometer eingestellt und macht sich für ein – freiwilliges – Tempolimit stark. Dafür hat er sich eine Werbeaktion einfallen lassen: 500 Aufkleber ließ der Ruheständler drucken, auf denen steht: „Freiwillig 130 max.“ Erste Verkaufsstellen für seinen Sticker hat Walter Vieth bereits gefunden und er hofft, dass sich weitere Interessenten anschließen.
Als Geschäftsführer zweier Discounter und eines Schokoladenherstellers legte der Schermbecker in seinem Berufsleben bundesweit an die 100 000 Kilometer im Jahr zurück – durchaus auch im flotteren Tempo als 130. „Irgendwann habe ich es eingestellt, weil es nichts bringt.“ Argumente gegen die ungebremste Raserei auf den Autobahnen gibt es genug, meint Walter Vieth. Zum Beispiel eine größere Unfallgefahr, die einige Statistiken bestätigen.
Nur in Deutschland gibt’s kein Tempolimit
Oder den höheren Ausstoß von Kohlendioxid. Außerdem, gibt Wolfgang Vieth zu bedenken, ist Deutschland das einzige Land in Europa, in dem es kein generelles Tempolimit auf den Autobahnen gibt. Und über die Aussage des Bundesverkehrsministers Andreas Scheuer, eine Geschwindigkeitsbegrenzung sei „gegen jeden Menschenverstand“, kann er nur den Kopf schütteln: „Wie kann ein Minister das sagen? Sind alle europäischen Länder unvernünftig?“
Vor etwa vier Wochen kam Walter Vieth auf die Idee zu seiner Aufkleber-Aktion. Seit Anfang April ist er nun dabei, die Sticker unter die Menschen zu bringen. In Dorsten und Schermbeck haben sich mehrere Verkaufsstellen bereit erklärt, die blauen Schilder für zwei Euro das Stück zu verkaufen, bald sollen sie auch in Wesel erhältlich sein. Etwa 300 Aufkleber sind schon in den Verkaufsstellen. Falls Geld aus dem Verkauf übrig bleiben sollte, will er es an Greta Thunberg spenden, die ihn mit ihrer „Fridays for Future“-Aktion beeindruckt hat.
Umweltverbände unterstützen die Aktion nicht
Nun ist Walter Vieth auf der Suche nach weiteren Vertriebspartnern und Unterstützern. Mehrere Umweltverbände hat er zum Beispiel angeschrieben – doch noch keine Zusagen erhalten. Auch der Bundesverkehrsminister hat aus Schermbeck zweimal Post erhalten. Bis heute wartet der 82-Jährige vergeblich auf eine Antwort.
Das hält ihn nicht davon ab, weiter für sein Anliegen zu werben: „ Ich bin der Meinung, dass die überwiegende Zahl der Autofahrer bereit ist, ein Zeichen gegen die Raserei auf deutschen Autobahnen zu setzen, so wie es alle anderen europäischen Nationen bereits getan haben.“
Die Aufkleber sind in Schermbeck hier erhältlich: Volksbank, Mittelstraße 54, Lotto Ratzefummel, Mittelstraße 90, Rewe Conrad, Weseler Straße 5 und in Gahlen in der Volksbank, Kirchstraße 112.