Wesel. . Statt aus zwei Stahlbeton-Behältern floss das kostbare Trinkwasser für Wesel zeitweise nur aus einem. Grund war ein Test, der regelmäßig erfolgt.

Wenn Bernd Gerwers durch das Bullauge schaut ist das wie der Blick aus einem U-Boot ins weite Meer. Wasser so weit das Auge reicht. Nur eine deutlich abgrenzende weiße Linie passt nicht in das weiche Bild des klaren Nasses. Sie zeigt an, wie der Stand im 3000 Kubikmeter fassenden Reinwasserbehälter ist, denn dort an der Wasseroberfläche bricht sich das Restlicht.

Will der Betriebsleiter im Wasserwerk Flüren bei einem Kontrollblick mehr sehen, drückt er schlicht den Lichtschalter. Denn die zwei voluminösen Behälter, in denen das aufbereitete Trinkwasser lagert und von dort direkt zu den Weseler Haushalten und Betrieben fließt, verfügen über eine Beleuchtungsanlage. Zurzeit ist einer der beiden Behälter leer – und begehbar.

Behälter wurde 2012 saniert

Das passiert nur alle fünf Jahre, in diesem Fall aus technischen Gründen ausnahmsweise im sechsten Jahr. Es ist wieder Zeit für eine Inspektion, weil der Behälter 2012 saniert wurde und nun intensiv gecheckt werden muss. Bei den Stadtwerken Wesel werden Versorgungssicherheit und Sauberkeit des Lebensmittels Nummer eins groß geschrieben, und deshalb muss im festgelegten Intervall geprüft werden, ob sich Ablagerungen an den Wänden aus Stahlbeton gebildet haben. So etwas kann schnell passieren.

Doch der Ort im Flürener Untergrund, an den Rohwasser fließt und als Reinwasser zum Kunden kommt, ist einwandfrei. „Hier hat sich so gut wie nichts abgelagert. Da gibt es in anderen Wasserwerken viel schwierigere Situationen. Wir leben in Wesel an der Sonne, was unser Wasserwerk betrifft“, sagt Bernd Gerwers, der seit 1996 in der Anlage arbeitet.

Sicherheit geht vor

Dem erfahrenen Fachmann genügen wenige Blicke. Aber Sicherheit geht vor, und deshalb wird der Behälter von innen geprüft. Bernd Gerwers schwingt sich dazu auf die Stufen einer Metallleiter und klettert mehrere Meter in die Tiefe. Dort im leeren, domartigen Raum ragen mehrere Stützsäulen auf. Die Wände glitzern feucht. Das wirkt ein bisschen wie eine dämmerige Science-Fiction-Kulisse. Ein wenig Wasser plätschert noch im Zulauf, der Ablauf ist zu sehen. Jetzt kann die Sichtprüfung ablaufen.

Wasserproben werden untersucht

Das ist nicht alles. Es werden Wasserproben genommen, die im Labor untersucht werden. Drei Proben in Folge müssen keimfrei sein, das heißt dann in der Einstufung „unauffällig“.

Ist eine zwischendurch auffällig, beginnt die Prozedur erneut, bis die Dreier-Reihe einwandfrei erfüllt ist. Es sind sichtbar kaum Ablagerungen vorhanden. Dennoch wird gereinigt, das heißt mit klarem Wasser gespült und danach desinfiziert. „Chemikalien sind nicht im Spiel, schließlich geht es um Trinkwasser“, sagt Bernd Gerwers.

Der sanierte Großbehälter, der mit einer Spezialbeschichtung und neuen Dehnungsfugen versehen worden war, hat also in den letzten Jahren seine Arbeit einwandfrei verrichtet. Jetzt war die Zeit passend für eine Prüfung, denn ein Behälter reicht in diesen regnerischen Tagen zur Versorgung Wesels aus.

Täglich 10.000 Kubikmeter

10.000 Kubikmeter Wasser täglich gehen im Schnitt heraus. An heißen Sommertagen wie im Juli 2018 liefert das Wasserwerk bis zu 15.600 Kubikmeter. Dann kann man es sich nicht leisten, einen von zwei Stahlbeton-Behältern stillzulegen. Jetzt muss noch die Abnahme erfolgen, dann ist die Versorgungssicherheit wieder hundertprozentig.

Dafür tun die Stadtwerke Wesel viel. Neun Trinkwasserbrunnen im benachbarten Diersfordter Wald liefern dem Wasserwerk zu. Vier neue Brunnen wurden schon gebaut, zwei stehen noch an. Insgesamt werden es dann elf sein. Das aber ist eine andere Geschichte, mit der die Stadtwerker beweisen, wie wichtig sie für die Stadt und ihre Bürger sind.