Hamminkeln. Auf dem Friedhof haben sich zahlreiche Saatkrähen in den vergangenen Jahren einen Lebensraum geschaffen. Die Anwohner sind davon wenig begeistert
Bereits von Weitem hört man das Krächzen der Vögel auf dem Dingdener Friedhof an der Ecke Sachsenstraße/Krechtinger Straße. Etliche Saatkrähen haben sich auf den hohen Bäumen auf dem Friedhofsgelände niedergelassen. Bereits seit vier Jahren bereiten die Vögel den Anwohnern und Friedhofsbesuchern Probleme. Der CDU-Ortsverband Hamminkeln lud nun den Europawahlkandidaten Dr. Stefan Berger von der CDU Niederrhein zu einer Ortsbegehung ein, an der unter anderem auch die Hamminkelner Landtagsabgeordnete Charlotte Quik sowie mehr als zehn Anwohner teilnahmen.
Norbert Neß, Vorsitzender der CDU Hamminkeln, betonte bei seiner Begrüßung: „Wir bekämpfen die Krähenplage. Politisch ist es übergreifend nach Europa. Es ist ein sehr konkretes und praktisches Thema.“ Die Krähen werden immer mehr, 2016 wurden 24 Nester gezählt, 2017 schon 60. Für das vergangene Jahr gibt es keine konkrete Zahl, aber Anwohnerin Sylvia Schmeink berichtet, dass sie im letzten Jahr mit weiteren Hamminkelnern etwa 400 Vögel gezählt habe.
„Wenn man davon ausgeht, dass sich die Population verdoppelt, sind wir in diesem Jahr bei 800“, rechnet Schmeink vor. Aktuell seien zwar nur rund 30 Nester zu sehen, aber durch die Wetterlage in den vergangenen Wochen seien viele andere Nester kaputt gegangen und die Brutzeit fange gerade erst an, sorgen sich die Anwohner.
„Ein zentraler Punkt dieser Problematik ist die europäische Vogelschutzrichtlinie. Der Bestand an Krähen ist europaweit nicht gestiegen, aber hier sind sie dummerweise an einem Fleck konzentriert. Es ist ein Problem, dass das gesellschaftliche Leben beeinträchtigt“, referierte Dr. Berger und zeigte Verständnis für die Anwohner.
„Ich kann nicht auf der Terrasse sitzen, weil die Vögel so viel Lärm machen und man Bedenken haben muss, dass sie Kot ‘runterlassen“, erklärt Klaus Wichmann, der unweit des Friedhofes wohnt. „Seit die Krähen da sind, haben wir auch weniger Singvögel“, hat Wichmann festgestellt. Auf dem Friedhof stören die Krähen Beerdigungen und Andachten durch ihren Lärm eklatant, außerdem müssen Schirme aufgestellt werden, um die Trauergäste vor unschönen Überraschungen von oben zu schützen.
Die favorisierte Maßnahme der Dingdener, um die ungebetenen Gäste loszuwerden, ist eine Vergrämung, zum Beispiel mit Hilfe eines Greifvogels, der die Krähen aufscheuchen und vertreiben soll. Allerdings sei solch eine Maßnahme in NRW verboten, man bräuchte eine Ausnahmegenehmigung. Bei einem ähnlichen Fall in Bayern war eine Vergrämung der Krähen, zum Unverständnis der Dingdener, kein Problem. Eine Umsiedlung, wie es in Büderich versucht wurde, sei kein Thema, da es viel Aufwand koste und die Tiere immer wieder zurückkehren würden.